Wortkunst versus Unterhaltung (1945-65)
Anmerkungen und Quellenangaben
(1) vgl. W.Hausmann, 1945, S.352 ff
(2) Anonym, Nordpolflieger Andrée, in: SRZ 11/52, S.17
(6) E.von Schenck, Geleitwort, in: Schenck, 1945, S.257
(7) O.Eberle, Schauspiele und Hörspiele der Urvölker. Vortrag anlässlich der 25.Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur, auszugsweise abgedruckt in: Eberle, 1952
(8) Eberle, 1954, S.487; Eberles völkerkundliche Recherchen ergaben »zur nicht geringen Überraschung, dass Hörspiele in Busch und Urwald neben den Schauspielen einen recht bedeutenden Platz einnahmen.« (S.536) Seine spekulative Darstellung der Entstehung und Entwicklung solcher Ur-Hörspiele würde einem Rousseau Ehre machen: »Ein Vogel pfeift, ein Mensch ahmt ihn nach, der Nachbar glaubt, den Vogel zu hören, erkennt den Pfeifenden und damit – den ersten Hörspieler der Welt. Und beginnt gar eine Schar von Männern und Frauen vielstimmig ein Vogelkonzert nachzuahmen, dann ist im Urwald oder in der Steppe der erste Hörspielchor entstanden. Und fällt es jemandem ein, einen nächtlichen Kampf zwischen Tieren oder gar eine Jagd nachzuahmen [...], dann ist auch das erste Hördrama erklungen.« (ib., S.536) Das Hörspiel erscheint somit nicht als eine Erfindung des technischen Zeitalters, sondern »ist so alt wie das Schauspiel. Es kommt in allen Urkulturen vor, hat sich aber nicht so lebhaft zu entwickeln vermocht wie das Schauspiel. Es wirkt darum wie ein früh abgestorbener Ast am Baume des Urtheaters, der allerdings in späteren Kulturen neue Äste treibt, wie zum Beispiel in den Passionsfeiern der christlichen Kirchen, in den Passionen von Bach und Schütz. Das Hörspiel ist nach Jahrhunderttausenden erst durch das Radio wieder zu voller Wirkung erstanden.« (S.486 f) Belege für weltliche und sakrale Formen des akustischen »Urtheaters« finden sich in Eberles Monographie in grosser Zahl; am ausführlichsten wird das Beispiel des kultischen Hörspiels der Semang, eines malaiischen Negritostammes, geschildert. (vgl. ib., S.130 ff) Nach Armin P.Franks Überzeugung handelt es sich bei solchen und ähnlichen Spekulationen um einen »methodische[n] und sachliche[n] Irrweg. [...] Dem Hörspiel hat die Technik Pate gestanden; es ist sinnlos, vor dieser Wirklichkeit in mythische Fernen auszuweichen.« (Frank, 1963, S.13)
(10) K.W., Schöne Welt des Wortes, in: r+f 42/58, S.3; Ähnliche Belege für eine ans Sakrale und Mystische sich anlehnende Terminologie zur Qualifizierung des Worthörspiels finden sich auch zu Beginn der sechziger Jahre noch in den Standard-Monographien von Schwitzke und Fischer. Letzterer beschreibt zum Beispiel die Hörspiel-Autoren als »Persönlichkeiten, die um Klärung, um ein tieferes Selbst- und Weltverständnis ringen und im dichterischen Wort den Schlüssel gefunden haben zu den Wundern, die hinter der Oberfläche der Erscheinungen und Gesichter liegen und nur in Gesichten zu erahnen sind. Gesichte aber sind – im geheiligten Bezirk des verkündenden Wortes – die vornehmste Domäne des Hörspiels.« (Fischer, 1964, S.7)
(12) 35.Jahresbericht der RGBE, 1960, S.31 f
(13) vgl. Priessnitz, 1978, Teil B, 3. Bausteine einer Dramaturgie des englischen Hörspiels, S.182 ff
(14) Vorbemerkung der Redaktion zu: Wermelinger, 1961, II., S.5
(15) Wermelinger, 1961, I., S.5
(17) Wermelinger, 1961, II., S.5
(18) »Es ist mein erstes Hörspiel, und ich weiss nicht, wieweit es mir gelungen ist, mich in diesem neuem Medium auszudrücken. Wer vom Theater kommt, ist gewohnt, das Optische einzusetzen. Im Hörspiel steht alles auf dem Wort. Das ist der stilistische Reiz, und ich habe denn auch versucht, mit möglichst wenig Geräusch-Kulisse auszukommen, wahrscheinlich könnte man im Hörspiel noch viel strenger sein – ich sage nicht: man muss! – und ganz auf die Geräusche verzichten, welche die Illusion eines wirklichen Tatortes geben, gleichsam eine Szenerie für Blinde, das heisst, dass die Figuren eines Spiels nur von innen heraus durch ihren sprachlichen Gestus sichtbar würden. Ihre einzige Wirklichkeit wäre ihre Sprache.« (M.Frisch, Herr Biedermann und die Brandstifter, in: SRZ 24/53, S.9)
(19) Schwitzke, 1963, S.391; Fischer unterscheidet im Unterschied zu Schwitzke zwischen dramatischem, epischem und lyrischem Hörspiel und würde vermutlich die mit einer epischen Ebene versehenen Hörspiele von Frisch und Dürrenmatt als Mischformen bezeichnen. (vgl. Fischer, 1964, S.67 ff)
(23) HRH, Film. Der neue Stil. Das Abenteuer von Frankreichs junger Filmgeneration, in: r+f 20/60, S.3
(24) vgl. H.R.Haller, Der neue Stil des Films, r+f 26/62, S.5
(26) Ilse Aichingers Parabel-Hörspiel wurde von den einen Interpreten in die Nähe des romantischen Kunstmärchens gestellt (Klose, 1977, S.310); andere hoben den »gedämpfte[n] Optimismus des Schlusses, die Hoffnung auf den Weiterbestand der conditio humana in der Welt der ›Knöpfe‹«, hervor (Heger, 1977, S.165) oder lösten die Hermetik auf, indem sie es als ein »Stück über den Ich-Verlust des Menschen und das Problem der Entfremdung im monotonen Arbeitsprozess am Fliessband« und als einen interessanten Versuch der Vermittlung zwischen imaginärer Wirklichkeit des Worthörspiels und Alltagsrealität sahen (Würffel, 1978, S.112 f).
(27) M.I., »Klopfzeichen«. Hörspiel von Heinrich Böll, in: r+f 5/62, S.VI
(29) zur Wiederholung von Leif Panduros Hörspiel »My Namme-n-isch Matter« (Übersetzung: Christoph Mangold; Regie: Joseph Scheidegger; B-UKW, 18.11.63), in: Pgr 3/74, S.18
(30) vgl. Würffel, 1978, S.112
(31) vgl. Glogg, 1945, S.284; P.Bellac, Tonaufnahmen im Radio, in: Der schweizerische Rundfunk an einen Wendepunkt, in: Schenck, 1945, S.355; Bellac, 1944, III., S.3; beide Autoren verwiesen auf die entscheidende Bedeutung der Tonaufnahme und -montage für solche Experimentalproduktionen, wie sie etwa vom Lausanner Schriftsteller, Dramaturgen und Hörspielregisseur W.Aguet (Text) und A.Honegger (Musik) realisiert wurden (18.5.44); deren Produktion »Battement du monde« (dt. »Herzschlag der Welt«) wurde 1974 anlässlich des Jubiläums »50 Jahre Radio« wiederholt und ist im entsprechenden Hörspiel-Programm kurz beschrieben (vgl. Pgr 3/74, S.16; SRZ 19/44, S.4 f und S.III ff)
(32) H.Böll, Doktor Murkes gesammeltes Schweigen (1955), in: H.Böll, Werke. Romane und Erzählungen 3, 1954–1959, hrsg. v. B.Balzer, Köln (Kiepenheuer & Witsch) o.J., S.183
(33) 26.Jahresbericht der SRG, 1956, S.20 f
(34) K.Bürgin, in: 30.Jahresbericht der RGBE, 1955, S.13
(35) vgl. 26.Jahresbericht der SRG, 1956, S.21
(36) 35.Jahresbericht der RGZ, 1958, S.23; vgl. auch 34.Jahresbericht der RGZ, 1957, S.16
(37) 39.Jahresbericht der RGZ, 1962, S.30 f
(38) vgl. E.Cella, Inszenierung eines Fernsehspiels, in: r+f 40/60, S.5 und S.39; epd., Fernsehspiel gleich Kammerspiel? in: r+f 50/60, S.5; epd., Wo bleibt das Fernsehspiel? in: r+f 21/62, S.5
(40) M.Frisch, Tagebuch 1946-1949, in: Frisch, 1976, Bd.II, S.562
(41) vgl. 25.Jahresbericht der RGZ, 1948, S.10
(42) vgl. 20.Jahresbericht der SRG, 1950, S.14
(43) 19.Jahresbericht der SRG, 1949, S.23
(46) A.Rösler bestätigte diese Auffassung 1961 und erläuterte: »Prominente Autoren glauben es sich nicht leisten zu können, das Va-banque-Spiel einer anonymen Beteiligung auf sich nehmen zu können; zudem sind die Studios mit solchen in der Öffentlichkeit schon bekannt gewordenen Schriftstellern sowieso schon in Kontakt. Begabte Anfänger haben jederzeit die gern gewährte Gelegenheit, sich mit Fachleuten des Radios über ihre geplanten Unternehmungen zu unterhalten – so dass die Hauptausbeute oder Last solcher Veranstaltungen eigentlich nur gutgemeinte Produkte dilettantischer Musenjünger bleibt, die unfruchtbare Anstrengungen mit enttäuschenden Resultaten für beide Teile bedeuten.« (Rösler, 1961, S.22)
(47) Frisch erhielt für sein Szenario »Die Brandstifter« ein Honorar von Fr.300.-- (H.Bänninger, Brief an M.Frisch vom 3.2.53, Briefarchiv Studio Zürich)
(48) 33.Jahresbericht der RGZ, 1956, S.19; vgl. auch 26.Jahresbericht der SRG, 1956, S.19 f
(50) 18.Jahresbericht der SRG, 1948, S.40
(51) K.Bürgin, in: 30.Jahresbericht der RGBE, 1955, S.12
(52) K.Guggenheim, Die Honorare der Hörspiel-Autoren, in: SRZ 49/56, S.5
(54) vgl. B.Herzog, Studiotechnische Regie und Reorganisation, in: SRZ 39/28, S.611
(55) vgl. Anonym, Die Zukunftsaufgaben des nationalen Rundspruchs und das finanzielle Problem, in: SRZ 37/45, S.2
(56) K.Freuler, Brief vom 26.11.50 (Briefarchiv RDRS, Studio Zürich)
(58) G.Thürer, Das Hörspiel im Beromünsterprogramm. Vortragsmanuskript, Archiv RDRS, Studio Zürich, S.13
(60) Diggelmann, 1964, S.37; diesem Artikel sind auch die Informationen zu den folgenden Ausführungen dieses Abschnitts über das Verhältnis des Autors zum Radio entnommen.
(61) vgl. dazu H.Jedlitschkas Ausführungen zu seiner Tätigkeit als Lektor bei Studio Zürich, in: Wie ein Hörspiel entsteht, Manuskript zu einer Veranstaltung des Städtischen Podiums 1961, S.4
(62) vgl. Bucher/Ammann, 1970, S.245 f
(63) vgl. die Schreiben von R.J.Humm vom 23.8.45 und 28.8.45 an J.Job sowie dessen Antwort vom 1.9.45 (Briefarchiv RDRS, Studio Zürich); Humm hatte aus eigenem Antrieb sein Puppenspiel »Der Ritter zwischen Stern und Blume« für das Radio bearbeitet und an der Inszenierung (Sendung: 28.10.45) selbst mitgewirkt.
(64) Diggelmann, 1964, S.37; die von Diggelmann genannten Beträge liegen im Rahmen der von Schwitzke erwähnten Ansätze. Nach dessen Angaben betragen die Honorare »für die Erstsendung eines mindestens einstündigen Hörspiels heute zwischen zweitausend und viereinhalbtausend und für dessen Wiederholung zwischen tausend und dreitausend Mark (je nach Grösse des Sendegebiets).« (Schwitzke, 1963, S.317)
(65) 38.Jahresbericht der RGBE, 1963, S.18
(66) Diggelmann, 1964, S.37; weiterhin optimistisch äusserte sich Diggelmann auch zehn Jahre später in einem Interview zu seinem Hörspielschaffen (vgl. Tscharner-Speitel, 1974, S.53 f).
(67) K.Bürgin, in: 30.Jahresbericht der RGBE, 1955, S.12
(68) vgl. 39.Jahresbericht der RGZ, 1962, S.31
(69) K.Bürgin, in: 30.Jahresbericht der RGBE, 1955, S.12
(70) B.Dedner, Das Hörspiel der fünfziger Jahre und die Entwicklung des Sprechspiels seit 1965, in:M.Durzak (Hrsg. Die deutsche Literatur der Gegenwart. Aspekte und Tendenzen, Stuttg. )1971, S.133; vgl. Schwitzke, 1963, S.132
(73) Frisch, 1976, Bd.IV, S.299
(76) vgl. Frisch, 1976, Bd.IV, S.286 und S.301
(78) vgl. Dedner, 1971, S.135; Dedner verweist auf Schwitzke, der dem Hörspiel einen vorwiegend "lyrischen Charakter" zuschreibt. (vgl. Schwitzke, 1963, S.84)
(79) F.Dürrenmatt, Hörspielerisches (1958), in: Dürrenmatt, 1980, Bd.17, S.157
(81) Brief an Max Frisch, 3.2.53 (Briefarchiv RDRS, Studio Zürich)