1965         1967

Hansjörg Erny
Ein langer Abend (59')
Amido Hoffmann, Bern
22.1.66
66 (DRS-1, 1 Sdg.), 67 (DRS-2, 1 Sdg.)

r+f 2/66, S.7, Hansjörg Erny, "Ein langer Abend"
vgl. Ernys Hörbild "Vermisst wird..."!
 
"Ernys erstes Hörspiel 'Besuchszeit' wurde von Radio Zürich, Radio Hilversum und vom Oesterreichischen Rundfunk gesendet." [r+f 2/66, S.XX)
 
"Martin Hausheer, 45 Jahre alt, Ehemann und Vater zweier Kinder, kommt vom Büro nach Hause, mit einer Schachtel Konfekt unter dem Arm, wie jeden Freitagabend. Doch die Wohnung ist leer, niemand erwartet ihn, niemand ist da, um ihn, der pfeifend, also gutgelaunt, über die Schwelle tritt, zu begrüssen. Elvira, seine Frau, ist überraschend und ohne irgendwelche Angaben zurückzulassen, weggegangen; sie hat die Kinder bei sich und einen Koffer.
Hausheer, der jetzt verstimmt und einsam in seinen eigenen vier Wänden sitzt, weiss, was diese Situation zu bedeuten hat, er erlebt sie nicht zum erstenmal. Schon einmal hat die Polizei seine in der Stadt umherirrende Frau mit den Kindern spät in der Nacht nach Hause bringen müssen. Hausheer denkt jetzt an die Klinik, an frühere und bevorstehende Arztbesuche, er erinnert sich an diesem langen Abend an ganz bestimmte Vorfälle, an die Aufregung, die sie verursacht haben und versucht so, die eigentümlichen Veränderungen im Wesen seiner Frau zu ergründen und zu begreifen. In diesen Stunden wird ihm auch so richtig bewusst, wie freudlos und belastet sein eigenes Leben in der Ehe mit Elvira bisher gewesen ist. Und so, wie er an diesem Abend wartet und wartet, hilflos und unentschlossen, unfähig ein Buch zu lesen oder am Radio ein Konzert mitzuhören, genau so hat er auch in all den Jahren zugewartet, an der Seite seiner depressiven Elvira ausgeharrt und seine Ausbruchspläne immer wider verworfen.
Wer ist Elvira? Eine Frau mit starker Neigung zu unglaublichen Phantastereien. Sie kann sich wundern über eine Mondnacht, über einen Regenbogen, wie ein Kind. Eine Frau, die häufig weint, während die Kinder nebenan spielen, eine Frau, die manchmal einfach davonlaufen muss, irgendwohin, in einen Zug sitzen, verreisen. Eine Frau, die stundenlang Möbelstücke hin und her schiebt und wegen Kleinigkeiten ausser sich geraten kann - empfindsam und leicht verwundbar ist Elvira. Eine kranke Frau, kein Zweifel. Vielleicht aber auch eine Frau unserer Zeit, eine aus dem Gleichgewicht gebrachte Zeitgenossin, die mit den kleinen Widerwärtigkeiten des Lebens nicht mehr fertig wird. Auf diese Frau wartet Martin Hausheer an diesem Abend, auch jetzt unfähig, einen endgültigen Entschluss zu fassen. Immerhin scheint er überzeugt von seiner Mitverantwortung, überzeugt auch, dass Flucht aus Ordnung und Gemeinschaft niemals eine wirkliche Lösung ist." [r+f 2/66, Hansjörg Erny]
 
 

Hermann Schneider
D'Zwänggrind. E Fasnachtsgschicht (47')
Dialekt [L+L]
Willy Buser, Basel
28.2.66
66 (DRS-1, 1 Sdg.)

r+f 8/66, S.37, Hermann Schneider, D'Zwänggrind
 
"Zum Urwüchsigsten und für Kenner zum Reizvollsten der Basler Fasnacht gehören die 'Buebezigli', d.h. jene aus eigener Kraft und mit entsprechenden Mitteln entstandenen kleinen Cliquen, die am Rande der 'grossen Umzüge' ihr stolzes, selbstbewusstes Dasein führen. Nur wer's als Bub einmal mitgemacht hat, wie so ein 'Zigli' geplant und auf die Beine gestellt wird, der ist befugt, ein derartiges 'Weltereignis' im Hörspiel (beispielsweise) zu gestalten. [...]" [r+f 8/66, Hermann Schneider]
 
 

Jakob Stebler
Es gsetzwidrigs Gsetz. Hörgroteske (60')
Dialekt Groteske Musik: Emil Moser
Inigo Gallo, Zürich
1.7.66
66 (DRS-1, 1 Sdg.), 67 (DRS-1, 1 Sdg.)

Stebler schrieb laut SSV zwischen 1930 und 1977 ca. 20 Hörspiele
 
 

Rudolf Keller
D'Hauptme-Frau. Ein Märchenspiel rund um das Lenzburger Jugendfest (51')
Dialekt Mitwirkende: Lenzburger Jugend und Bevölkerung des Städtchens [L+L]
Martin Plattner, Basel
6.7.66
66 (DRS-1, 1 Sdg.), 75 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
 

Walter Eschler
Der Salpetersieder u sy widerspenstigi Frou. Heiteres Hörspiel (50')
Dialekt Simmentaler
Typoskript
Typoskript bei SLA, Bern
Mundart historisches Hörspiel Komödie Auftrag [L+L]
Hans Gaugler, Bern
27.7.66
66 (DRS-1, 1 Sdg.), 67 (DRS-1, 1 Sdg.), 79 (DRS-1, 1 Sdg.)

r+f 37/66, S.39, Hans Rudolf Hubler, "Zijelis Not"
 
"Es war naheliegend, ein Spiel wie 'Zijelis Not' mit Darstellern aus dem Emmental zu besetzen. Sie verfügen am ehesten über das feine Gespür, mit dem die Nuancen dieser Sprache empfunden und gestaltet werden müssen. Bei der Inszenierung ging der Regisseur aber noch einen Schritt weiter. Er verlegte die Proben und Aufnahmen ins Emmental, in die Umgebung und Atmosphäre, die nicht nur dem Stück angemessen, sondern auch dem Laienspieler vertraut sind. Bereits bei früherer Gelegenheit - bei der Arbeit am Simmentaler Stück 'Der Salpetersieder' - machte man die Erfahrung, dass sich die Spieler hier freier, ungezwungener und natürlicher geben als im nüchternen, von technischen Hilfsmitteln erfüllten Raum des Hörspielstudios. - Eine Schwierigkeit allerdings taucht bei solchen Versuchen immer wieder auf: Man findet kaum noch Orte, die nicht vom Lärm der Autos, der Flugzeuge und der Motoren aller Grössen erfüllt sind - selbst im Emmental, in der Heimat Simon Gfellers, wird 'ländliche Stille' allmählich eine seltene Hörenswürdigkeit!" [r+f 37/66, hrh]
 
"Der Autor hat sein höchst amüsantes Hörstück im Auftrag von Radio Bern nach Eintragungen im Chorgerichtsmanual von Zweisimmen frei gestaltet, als Zeitbild einer über 230 Jahre zurückliegenden Epoche mit weitmaschiger Volksmoral, derben Sitten und primitivsten Wohnverhältnissen." [Pgr 2/79, S.9]
 
 

Werner Schmidli
Die Geschichte des Matthias (48')
Typoskript
Typoskript bei SLA, Bern
[D&F]
Joseph Scheidegger, Basel
13.8.66
66 (DRS-1, 1 Sdg.), 67 (DRS-1/2, 1 Sdg.), 68 (DRS-2, 1 Sdg.)

r+f 31/66, S.6, --, Illusion und Wirklichkeit. Hörspiele von jungen Schweizer Autoren. Werner Schmidli, "Die Geschichte des Matthias". Christoph Mangold, "Stationen"
Vorabdruck: "Die Lügen des Matthias" (Erzählung), NZ, Basel
 
"Da ist einer, der sich selber und den andern etwas vormacht, Geschichten erzählt und sie durch seine Handlungsweise und - sagen wir - notwendige Requisiten untermauert. Vielleicht um der Vergangenheit das Bedrückende zu nehmen, der Gegenwart das Eindringliche und der Zukunft die Angst. Vielleicht möchte er die eigene Persönlichkeit bestätigt sehen, die im Grunde nur ein mehr oder weniger raffiniertes Lügengehäuse ist.
Dieses Lügengehäuse aber ist zerbrechlich - nicht nur aus eigener Unvorsichtigkeit; zerbrechlich auch darum, weil man den überzeugend vorgetragenen Geschichten des Matthias vorbehaltlos Glauben schenkt. Es sind Geschichten, die ihn zu Fall bringen können. Tödlich sogar. Für Matthias, den Geschichtenerzähler, eine sicher nicht einberechnete Möglichkeit. Aber liesse sich diese Möglichkeit voraussehen (und nehmen wir an: vorauserleben und zurückdrehen), so wäre ein so selbstverschuldeter Tod vielleicht zu rechtfertigen. Seine Mitmenschen aber mitschuldig zu machen, liesse sich nicht rechtfertigen. In keiner Weise." (Werner Schmidli) [r+f 31/66, Werner Schmidli]
 
 

Hans Rudolf Balmer
Johann Rudolf Grimm. Buchbinder, Flachmaler und Trompeter zu Burgdorf. Ein Lebensbild aus dem 18.Jahrhundert nach Materialien von Sergius Golowin (58')
(Hörfolge) historisches Hörspiel [L+L]
Robert Egger, Bern
24.8.66
66 (DRS -1, 1 Sdg.)
 
 

Klaus Steiger
Doudoune und Philippe (44')
Übernahme vom WDR Köln Musik: Harald Banter [D&F]
Otto Düben, Köln
[17.10.66]
66 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
 

Michel Haymann
Ein Ton allein (56')
Hörspiel-Erstling Musik: Emil Moser [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
29.10.66
66 (DRS-1, 1 Sdg.), 67 (DRS-2, 1 Sdg.), 71 (DRS-2, 1 Sdg.)

r+f 42/66, S.48, M.H., Hörspiel: Ein Ton allein

Kassette: ExLibris (TR-Verlagsunion, Audiothek-Reihe)
"'Ein Ton allein' wurde auch von tschechischen Rundfunk produziert und mehrmals gesendet.
In den Hauptrollen: Alice Lach und Robert Tessen." [Pgr 2/71, S.14]

"Das Stück 'Ein Ton allein' erzählt die Geschichte des Herrn Waldemar, der wider Willen seine Persönlichkeit entdeckt, deren Entfaltung ihn gegen die Ordnung, die seine Umgebung beherrscht, anprallen lässt und der deshalb mit Gewalt in den Rahmen, den er zu sprengen droht, wieder eingezwängt wird; seine Individualität geht dabei verloren. Waldemar lebt mit zwei weiteren Personen in Untermiete in der Wohnung einer Zimmerwirtin: Eine Gemeinschaft verschiedener Menschen auf knappem Raum, innerhalb welcher Waldemar seine Privatsphäre allein von den vier Wänden seines Zimmers, die ihn gegen aussen abschirmen, geschützt sieht. In dieser Zelle, die nach den Regeln des Hauses unantastbar ist, regiert seine eigene Ordnung, in der er Sicherheit findet.
Der Glaube, seine Geborgenheit sei wenigstens in seiner Klause durch nichts zu trüben, wird zerstört, als ein Aussenstehender bei ihm eindringt: Ein Vertreter, der Waldemar den Kauf eines Musikinstrumentes aufzwingt, durchbricht den Schutzwall und stellt so Waldemars Ordnung in Frage. Dieser sieht sich plötzlich seiner eigenen Person ausgeliefert, die - nunmehr ohne äusserlichen Schutz - in die Zwangslage versetzt wird, sich selbst zu finden, um sich der nun eindringenden Umwelt entgegenstellen zu können. Das einzige, was Waldemar als Eigenes besitzt, ist sein Instrument: Daran muss er sich festhalten. Damit verlegt Waldemar den Mittelpunkt seines Lebensbereiches von den vier Wänden seines Zimmers auf sein Instrument, auf seine Person, und er stellt sich damit neben die Gemeinschaft der Untermieter, ohne aus ihr auszuscheiden.
Er muss mit ihr in Konflikt geraten: Allein, dazu verdammt, die verwirrende Vielfalt seiner Seele, die er in seiner Person entdeckt, in eine ihm eigene Gestalt zu kleiden, leidet er an seiner Unzulänglichkeit, am Unvermögen, sein Instrument zu meistern. Dissonanzen bringen seinen Schmerz zum Erklingen; sie werden zur sinnlich wahrnehmbaren Auseinandersetzung Waldemars mit sich selbst. Dies wirkt zunächst störend, wie alle seelischen Regungen, die sich der Gesellschaft laut kundtun.
Die Störung aber wird plötzlich zu einer Gefahr für Waldemars Umgebung, sowie er sein Instrument, wenn auch nur in bescheidenstem Masse, beherrscht, ihm also der Durchbruch zu Eigenem gelungen ist: Eine Ordnung - die von Waldemar selbst geschaffene - stellt sich hier gegen die andere. Die schwächere wird der Gewalt weichen müssen.
In einer Revolution im Kleinen lehnt sich die Mietergemeinschaft gegen Waldemars neugefundene Kraft auf. Auf den Ruinen, welche die erfolgreiche Revolution zurücklässt, kann die neue Ordnung aufgebaut werden: Sie ist, wie es die Regel will, die gleiche wie zuvor. Waldemar aber ist wieder nicht mehr als ein Baustein im Gefüge. Wenn Waldemars Tragödie in ihrem Ablauf komische Züge trägt, so wohl deshalb, weil selbst die verzweifelten Bemühungen eines Menschen, unerwartete Schwierigkeiten zu überwinden (besonders wenn er dabei ungeschickt vorgeht), auf den abseits stehenden Betrachter erheiternd wirken." [r+f 42/66, Michel Haymann]
 
 

Oskar Pfenninger
Das schwarze Gesicht (20')
Kurzhörspiel [D&F]
Bruno Felix, Zürich
7.11.66
66 (DRS-1, 1 Sdg.)

r+f 44/66, S.13, --, Das schwarze Gesicht
 
"Das Spiel schildert einen Tag aus dem Leben des Marius Müller, Vertreter eines Reisebüros. Was dieser Mann, glücklich verheiratet, an diesem nebelverhangenen Tag erlebt, in einem Zwischenbereich von Realität und Fieber-Phantasien, das zwingt ihn dazu, 'über das wirkliche Leben' nachzudenken.
Aus der Erzählung von Marius Müller:
'Statt dessen erblickte ich ein schwarzes Gesicht, ein pechschwarzes Gesicht, ganz nahe, das sah mich an mit hellen leuchtenden Augen, und eine Stimme sagte zu mir: Fürchte dich nicht, mein Bruder. Du kannst noch nicht sterben. Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Lerne das Leben verlieren für das wirkliche Leben! Ich fürchtete mich nicht mehr. Ich wollte weinen. Doch die Stimme sagte: Freue dich! Dann erklang sie nicht mehr, und das schwarze Gesicht war verschwunden. Ich sass in meinem Wagen ganz allein, und der Wagen stand am Strassenrand, und der Nebel war noch da, die Dunkelheit, die Strasse." [r+f 44/66]
 
 

Hans Rych
Johann August Sutter. Die wahre Geschichte des Schweizer Pioniers in Kalifornien. Hörfolge in drei Teilen: 1. Ins Land hinter dem Mond 2. Vision des Königreichs 3. "The Grand Old Man of California" - eine amerikanische Tragödie (40' / 62' /58')
(Hörfolge) [L+L]
Robert Egger, Bern
16.11.66 / 23.11.66 / 30.11.66
66 (DRS-1, 3 x 1 Sdg.)

r+f 45/66, S.12, Hans Rych, Johann Augus Sutter
[Hans Rych = Pseudonym für Hans Tribolet]

1965         1967