Jakob Stebler
Das andere Gesetz (39')
Bearbeitung: R.Stalder / H.Gaugler [L+L]
Hans Gaugler, Bern
5.1.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.), 83 (DRS-1, 1 Sdg.)
"'Die Obrigkeit erlässt Gesetze, das Volk befolgt und erduldet sie. Aber auch diejenigen, die vielleicht ohne Überlegung lebensfeindliche Gesetze beschlossen haben, sind letztlich Menschen. Sollen sie das menschenfeindliche Gesetz dem Gesetz der Humanität unterordnen oder umgekehrt: um den Preis einer Rechtverletzung humanitäre statt gesetzliche Gründe ins Treffen führen und ihnen nachleben? Ich habe das Problem, um es zu entschärfen, ins Mittelalter verlegt und heiter gestaltet - der denkende Hörer wird sich seine eigenen Gedanken dazu machen' - soweit Jakob Stebler, der am 16.Dezember 1983 fünfundachtzig Jahre alt wird." [Tele 47/83, S.62]
Andreas Fischer
Hansdampf (52')
Dialekt [L+L]
Andreas Fischer, Zürich
2.2.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.)
tvrz 4/73, S.68, A.F., "Hansdampf". Hörspiel von Andreas Fischer
"'Hansdampf' ist den Intentionen des Autors nach ein realistisches Hörspiel. Ist das aber heute noch sinnvoll, wo das Hörspielschaffen mehr und mehr zum abstrakten Schallspiel hin tendiert? Und kann ein Hörspiel, das allein schon durch die Beschränkung auf das Akustische notwendig von der Wirklichkeit abstrahieren muss, überhaupt realistisch sein? Dass es nicht genügt, in einem Zimmer ein Mikrophon zu verstecken, um ein realistisches Hörspiel zu bekommen - was herauskommt, ist eine Sammlung von Geräuschen -, weiss jeder, der es einmal versuchte. Ein Hörspiel ist immer schon etwas Künstliches. Realistisch kann sich daher allemal nicht auf die Herstellung, sondern nur auf das Endprodukt beziehen. Und weil das Hörspiel immer eindimensional ist - von allen menschlichen Sinnen nur mit dem Gehör aufgenommen werden kann -, verlangt es den Hörer, um realistisch zu werden. Erst in seinem Vorstellungsvermögen entsteht ein ganzes Bild. Was da aus dem Radio tönt, ist dazu nicht mehr als eine Partitur aus Stimmen und Geräuschen. Doch vielleicht ist es möglich, diese Partitur so zu gestalten, dass kein abstraktes Gedankengebäude entsteht, sondern dass sich Gehörtes und eigene Erfahrung ergänzen, dass der Hörer Probleme und Umstände, wenn auch vielleicht aus einer anderen Sicht, als bekannt erkennt. In diesem Sinne ist 'Hansdampf' der Versuch zu einem realistischen Hörspiel, das das Bild eines Hansdampf in allen Gassen und im Schnaaggeloch samt seiner Umgebung zeichnen will. Ich kann nur hoffen, er sei gelungen." [tvrz 4/73, A.F.]
Fritz Schäuffele
Spielen Sie mit!? Denksport-Training für Profis und Amateure. Hörspiel-Spiel
Kurzhörspiel Wettbewerb für Amateurgruppen
Gesamtleitung: Ulrich Studer, Zürich
2.2.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.)
tvrz 4/73, S.56, --, Das Hörspiel-Spiel
[...]
"Zürich wird nämlich in jeder Sendung zwei Amateurgruppen aus zwei anderen Städten mobilisieren, die sich in den dortigen Radiostudios oder Programmstellen installieren, um ad hoc ein nigelnagelneues Hörspiel auf Kommando und mit Geräuschen, die sie überspielt bekommen, zu schreiben und einzustudieren. Die beiden Uraufführungen sollen dann vom Publikum juriert werden." [tvrz 4/73]
Otto Steiger
Lääri Zimmer (33')
Dialekt Bearbeitung: R.Stalder / H.Gaugler [L+L]
Hans Gaugler, Bern
16.2.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.), 83 (DRS-1, 1 Sdg.)
"Welche Möglichkeiten eine Wohnung zu finden und dann auch tatsächlich zu bekommen bieten sich einem Ehepaar mit Kind? Komische Frage! Das Kurzhörspiel von Otto Steiger gibt eine aussergewöhnliche Antwort.
Mit Charlotte Braun, Silvia Jost, Paul-Felix Binz, Hannes Dähler." [Pgr 3/83, S.7]
Rudolf Weber
Dr Staatsbsuech (39')
Dialekt Dialektbearbeitung: Fritz Schäuffele / Marcel Wunderlin Komödie [L+L]
Julian Dillier, Basel
2.3.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.), 79 (DRS-1, 1 Sdg.)
tvrz 8/73, S.56, JD, Dr Staatsbsuech
"Beinahe wäre man versucht, zum Baselbieter Hörspiel 'Dr Staatsbsuech' von Rudolf Weber [...] ein vorsorgliches Dementi herauszugeben. Denn dieses Lustspiel hat gar nichts Gemeinsames mit Geschehnissen, die sich in dieser oder anderer Weise irgendwo in der Schweiz ereignet haben, jede Ähnlichkeit wäre rein zufällig.
Rudolf Weber schrieb sein Hörspiel vor rund zehn Jahren, und alles, was in Torwil geschieht, könnte in unzähligen Abarten in jedem Schweizer Städtchen geschehen sein oder geschehen.
Plötzlich wird es aus seiner scheinbar beschaulichen Ruhe aufgescheucht, weil aus Bern die Meldung eintrifft, das Staatsoberhaupt eines fernen Landes werde ihm festlich und hochoffiziell eine Blitzvisite abstatten.
Für eine Stunde Heiterkeit sind Hörspieler aus dem Baselbiet besorgt." [tvrz 8/73, JD]
Adolf Schaller
Die Zelle (47')
Montagsstudio Hörspiel-Erstling [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
5.3.73
73 (DRS-2, 1 Sdg.), 74 (DRS-2, 1 Sdg.)
tvrz 9/73, S.70/71, Rudolf Blum, Die Vorsicht beim Heimtragen eines Einfalls. Der Jungautor Adolf Schaller und sein Hörspiel "Die Zelle"
vgl. mit Jäger, di Lemma, Weber, Reinhard!
"Isolation wird als Mittel zur Selbstfindung geschildert. Eine Selbstfindung, die jedoch durch die aufgezwungene menschliche Blockierung (Zellendasein) nur die Flucht in die Vorstellung offenlässt. Rückblenden und Reflexionen zeigen die Verstrickungen und Verirrungen eines Gefangenen auf, wobei die Hauptperson nicht nur als Isolierter in der Zelle zu betrachten ist. Der Weg eines Gefangenen - in der Gesellschaft und in sich selbst - kann konsequent sein. Ob diese Konsequenz des 'Nicht-mehr-Antwortens', weil es schon gar keine Frage mehr gibt, richtig ist, lässt das Hörspiel offen.
Adolf Schaller lebt in Biel. 'Die Zelle' ist sein erstes Hörspiel." [Pgr 1/73, S.11]
[...]
"Ein nicht ganz unbekannter Titel. Der Deutsche Horst Bienek etwa hat unter diesem Titel ein vielbeachtetes Buch publiziert und es auch verfilmt. Erst als Schaller diesen Film anlässlich der Fernsehausstrahlung registrierte, empfand er, wie vorbelastet sein Hörspieltitel ist. [...]
Schallers Hörspiel, in unprätentiöser, ehrlicher Sprache geschrieben, beschwört die seelische Situation eines Gefangenen, eines Mannes, der monatelang in Untersuchungshaft sitzt, bevor ein Urteil gefällt wird. Ein Leben in der Umklammerung, ein Leben zwischen Zelle und Schuhmachereisaal, zwischen Tütenkleben und Sich-Erinnern, zwischen Resignation und Sehnsucht nach draussen. In der Welt, von der gesagt wird: 'Es gibt hier keine Fragen, auch keine Antworten.'
Das Stück, meint Schaller, ist 'vom inneren Monolog her entstanden, vom inneren Befangen- und Gefangensein'. Es haut nicht in die sozialkritische Kerbe, leiert nicht noch einmal 'die ewige Gefängnisgeschichte, die ewige Attacke gegen den Strafvollzug' (Schaller) ab. Der Autor bezweckt mit seinem Radio-Opus ganz einfach 'eine Psychologisierung des Gefangenseins'." [...] [tvrz 9/73, Rudolf Blum]
Manfred Schwarz
Geischterstund (53')
Dialekt Dialektbearbeitung: Rudolf Stalder / Hans Gaugler [L+L]
Hans Gaugler, Bern
9.3.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.)
tvrz 9/73, S.69, Manfred Schwarz, Geischterschtund. Hörspiel von Manfred Schwarz
"Das Hörspiel - der Titel sagt es schon - ist der Wirklichkeit entrückt. Ein junger Mann, um Mitternacht auf dem Heimweg, sieht sich unvermittelt in einen 'Montag-Club' von Geistern einbezogen, die sich jeweils versammeln, um allgemein menschliche Probleme zu diskutieren. Dieses Mal geht es um das Thema Selbstmord. Welches sind die Gründe, die einen Menschen dazu bringen können, Hand an sich zu legen? Für die Club-Mitglieder wird das Verhör bald einmal zu einer eher peinlichen, völlig unakademischen Entlarvung ihrer selbst. Dabei sind die guten Männlein und Weiblein, die sich genauso lächerlich benehmen, wie sie im Leben waren, gar nicht besonders böse gewesen. Eher bloss gedankenlos und stur, wie wir ja allesamt sein können, und misstrauisch gegenüber jedem und allem, was uns fremd dünkt und vielleicht gar ist. Der einzige Lebenskünstler in der illustren Runde ist der Kapellmeister jener Kapelle, die während des Untergangs der 'Titanic' das 'Näher, mein Gott, zu dir' gespielt haben soll. Er ist den andern auch entsprechend zuwider. Nun, der rettende Ein-Uhr-Schlag kommt bestimmt,
und der Geisterspuk findet sein gerechtes Ende.
NB. Geschrieben wurde das Stück vor Jahren in einer hochdeutschen Fassung. Es ist das Verdienst von Radio Bern, es ins Berndeutsche übersetzt zu haben." [tvrz 9/73, Manfred Schwarz]
Marianne Groth
Mord in der Dammstrasse (39‘)
Amido Hoffmann, Bern
31.3.73
73 (DRS-1, 2 Sdg.)
Roland Merz
"Strinckett" (35')
Dialekt Montagsstudio Hörspiel-Erstling [D&F]
Joseph Scheidegger, Basel
2.4.73
73 (DRS-2, 1 Sdg.), 76 (DRS-1, 1 Sdg.)
tvrz 13/73, S.68, --, Kennwort: 'Strinckett'. Hörspiel von Roland Merz
tvrz 4/75, S.15, Paul Kretz, Wortgefechte. "Strinckett oder S goot nur wells gieng" von Roland Merz
Bearbeitung für die Bühne: "Strinckett" oder S goot nur wells gieng" [SSV]; Übernahme durch Fernsehen DRS in einer Theater-Aufzeichnung
"Im vergangenen Jahr schrieb das Ressort Theater des Schweizer Fernsehens einen Wettbewerb für junge Autoren aus. Das Thema hiess 'Die Wohnung'. Eine Jury aus sieben Fachleuten, zu der auch der Radiomitarbeiter Joseph Scheidegger gehörte, wählte aus den rund hundert eingegangenen Spielen die drei besten aus, die, inszeniert von jungen Regisseuren, am 23.März am Bildschirm zu sehen waren. Roland Merz, der seine Arbeit unter dem Kennwort 'Strinckett' eingereicht hatte, verpasste nur knapp einen Platz unter den ersten drei. Der siebenundzwanzigjährige Aargauer studiert Germanistik und Philosophie; letzten Herbst machte er sein Lizentiat. Wir möchten ihn mit seinem schweizerdeutschen Dialog zwischen einem Mann und einer Frau, der Bestandesaufnahme einer langjährigen Ehe, am Radio zum erstenmal der Öffentlichkeit vorstellen." [tvrz 13/73]
"Hinter dem Titel Strinckett verbergen sich die Namen Strindberg und Beckett; es handelt sich um die schweizerdeutschen Dialogvariationen zwischen einem Mann und einer Frau, die Bestandesaufnahme einer langjährigen Ehe (Sprecher: Anneliese Betschart und Walo Lüönd).
Geschrieben für einen Wettbewerb des Schweizer Fernsehens, wurde der Text am Radio uraufgeführt, später vom Zürcher Theater am Neumarkt auf die Bühne gebracht, um dann von dort als Theater-Aufzeichnung vom Fernsehen übernommen zu werden." [Pgr 2/76, S.19]
Zur TV-Inszenierung, 1975:
[...]
"Merz landete auf Platz vier; die Ehre der Bildröhre blieb ihm versagt. Dafür übernahm das Radio den Stoff und strahlte eine Hörspielfassung aus. Was vor allen Dingen bewirkte, dass man auf das Werk aufmerksam werden konnte. Und das war entscheidend. Denn als bald darauf das Zürcher Theater am Neumarkt ganz unvermutet ein Stück vom Spielplan streichen musste, erinnerte sich ein Dramaturg an das Hörspiel.
So kam Roland Merz zu einer Bühneninszenierung und in der Folge zu viel und beachtlich positivem Presseecho. Was wiederum die zuständigen Fernsehinstanzen bewogen haben mag, eine Übernahme der Aufführung in Erwägung zu ziehen. Jetzt steht sie im Programm. [...]
Merz zeigt acht kurze Szenen, die zwischen Alltag und Endspiel pendeln. Karl und Vrene Küng haben ihren kargen Hausrat zusammengepackt. Zwanzig Jahre sind sie verheiratet, zwanzig Jahre lang haben sie in derselben Wohnung gehaust, mit einem Minimum an Komfort, an Geld, an Möbeln, und offensichtlich auch an Verständnis und Liebe. Jetzt wird gezügelt - von einem Minimum ins nächste, wie sie selber wissen. Aber der Entschluss steht fest, die Zügelmänner sind bestellt.
Mitten im gebündelten und verpackten Kram, beim Warten auf das Transportunternehmen, reflektieren Karl und Vrene ihre Lage, ihre Ehe, ihre Hoffnungslosigkeit. Die acht Szenen (im wörtlichen wie im übertragenen Sinne) werden zu acht Variationen der alltäglichen, durchaus auch helvetischen Trübsal. Sie sind ganz auf Wörter abgestützt und entwickeln sich spielerisch zu kleinen, wohldosierten und durchkomponierten Sprachduellen.
Merz geht von simplen Sätzen aus. Er führt sie über in sehr kunstfertige, bissige und witzige Dialoge und mündet unvermittelt, aber ohne Stilbruch, in bedeutungsträchtigen Wortspielereien. Das wirkt mitunter modisch und verdächtig vertraut (Rühm, Jandl und Zugewandte grüssen aus den Kulissen). Dann aber spiegelt sich in den Spielereien immer wieder bedrückende, echt schweizerische Realität." [...] [tvrz 4/75, Paul Kretz]
Eduard Imhof
HaHa Jona: Ben Fisch. Osterspiel in Oberwalliser Mundart (52')
Dialekt Oberwalliser Mundart Auftrag Ausführende: u.a. Oberwalliser Hörspielgruppe [L+L]
Rober Egger, Bern
22.4.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.)
Inge Trösch-Joss
Keis Fänschter meh offe (31')
Dialekt Bearbeitung: R.Stalder / H.Gaugler [L+L]
Hans Gaugler, Bern
25.5.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.), 83 (DRS-1, 1 Sdg.)
Das Hörspiel wurde von einem musikalischen Auftakt (15'), einer Einleitung und einem Nachspiel (10') umrahmt
"Blick ins Innenleben einer Frau, die alle ihre Tage zusammen mit ihren Eltern verbrachte und die jetzt nach der Möglichkeit eines - wenn auch späten - Ausbruchs sucht, ihn zum Teil sogar plant, aber ohne Erfolg: ihre Fenster sind alle geschlossen.
Mit Rosette Berger, Charlotte Braun und Paul Hofmann." [Pgr 3/83, S.3]
Rudolf Jakob Humm
Der Prophet vor Ninive (60')
eigene Bearbeitung Musik: Runo Ericksson 2 [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
10.6.73
73 (DRS-2, 2 Sdg.)
tvrz 23/73, S.68, W.B., Der Prophet vor Ninive. Hörspiel von R.J.Humm
Ursendung durch den SDR, anfang Sechzigerjahre
"Nach 'Robespierre spielt Gott' gelangt zu Pfingsten ein weiteres Hörspiel des Zürcher Schriftstellers R.J.Humm zur Ausstrahlung. Seine Auseinandersetzung mit dem Gottesbegriff behandelt der Autor am Beispiel des Propheten Jona, den er sagen lässt: 'Denn ich bin Jona, dein Knecht und Prophet, der glaubt, wo alle wanken, der glaubt, o Gott, wo du dich selbst noch nicht verkündigt hast. Und solltest du mich auch hierin wieder narren, und solltest du das Geschlecht der Menschen mit einer Sintflut verschlingen - denn du hältst nicht Wort, Gott - und solltest du den Bauch der Erde mit einem Blitz zerfetzen und mit einem Wimpernschlag die Welt auslöschen - nicht mich wirst du zerstören, und nicht meinen Glauben an dich wirst du auslöschen.'" [Pgr 2/73, S.8]
"Zum zweitenmal bringt die Abteilung Dramatik ein Werk des Zürcher Schriftstellers Rudolf Jakob Humm zu Gehör. Anders als bei 'Robespierre spielt Gott' handelt es sich diesmal nicht darum, einen neuen für das Schweizer Radio geschriebenen Text auszustrahlen. 'Der Prophet vor Ninive' wurde vor über zehn Jahren schon vom Süddeutschen Rundfunk produziert. Vielmehr handelt es sich darum, einen lange Zeit überhörten Propheten endlich im eigenen Land zu Wort kommen zu lassen. Denn wenn R.J.Humm Jona zu den heute lebenden Menschen sprechen lässt, so hat dieser Mann Jona etwas zu sagen, was die heute lebenden Menschen angeht. Für den Autor ist der Prophet nicht ein von höherer Macht willenlos getriebenes Geschöpf, sondern ein selbständig denkendes Wesen, dem es gelingt, Zusammenhänge zu erkennen, richtige Schlüsse zu ziehen und die Wandlung des Gottesbegriffs vorauszusehen.
Wer schon Bücher von R.J.Humm gelesen hat, wird über die Sprache des Propheten staunen müssen. Da sind keine feingedrechselten Formulierungen, keine bestechend glitzernden Ironien zu finden. Die Ausdrucksweise der Figuren ist völlig dem Stoff angepasst. Wortwahl und Satzrhythmus wirken archaisch, entsprechen in Klang und Gewicht einer Luther- oder Zwingli-Bibelübersetzung.
Die Gewalt der Sprache bestimmt den Stil der Aufnahme. Naturalistische Geräusche wirken neben den machtvollen Satzbauten verlogen und lächerlich. Dagegen lief jede musikalische Ausdeutung Gefahr, nicht das Denken, sondern die Gefühle des Hörers zu erregen. Die Musik versucht deshalb, unter dem Text eine zweite Wahrnehmungsebene zu schaffen.
Die Figur des Propheten Jona gibt der junge Walliser Schauspieler Franziskus Abgottspon seine kräftige Ursprünglichkeit, Hans Gerd Kübel spricht den Text des Herrn. In weiteren Rollen wirken mit: Rosemarie Pfluger, Joachim Baumann, Hans Bühlmann, Jörg Cossardt, Rudolf Hofmann, Hermann Schlögl, Hans Wyprächtiger und andere." [tvrz 23/73, W.B.]
René Peter
Nägel (57')
2 [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
30.6.73
73 (DRS-1, 2 Sdg.)
tvrz 25/73, S.68/69, --, Nägel. Hörspiel von René Peter
"Der alte Herr Tischhauser wohnt mit seinem Mops Elsa - eigentlich ist es ein Rüde - oben in der Fünfzimmerwohnung eines Zweifamilienhauses. Das junge Ehepaar Manz muss sich im Parterre mit der kleinen Zweizimmerwohnung begnügen. Die beiden versuchen den Alten zum Tausch der Wohnungen zu überreden, der aber will auf gar keinen Fall hinunter. 'Spielen' heisst die Devise des Alten, hart spielen um Recht und Existenz, und mit diesem Spiel und seinen Schrullen hält Tischhauser die Jungen in Atem. Die Hintergrundsgeräusche liefern die rostigen Nägel, die der Alte frühmorgens gerade klopft, und Elsa, der Mops, der immer und überall dabei ist. Von René Peter wurde im Juni letzten Jahres innerhalb der Werkstattreihe des Montagsstudios mit Arbeiten von Schweizer-Autoren der Hirndialog 'Happening' zur Sendung gebracht.
Daneben sind verschiedene Prosawerke und ein Lyrikband erschienen." [Pgr 2/73, S.11]
"Wieder habe ich es in 'Nägel' mit einem alten Mann zu tun, von dem ich nicht recht weiss, ob er wirklich ein alter Mann ist oder eher ein kleiner Junge. Die zentrale 'Figur' aber ist der Mops 'Elsa', obwohl er nicht in unserm Sinn 'sprechen' kann, sondern japst und keucht und schmatzt; auf ihn kam es mir an und auf sein Verhältnis zum alten Mann." [tvrz 25/73, René Peter]
Otto F. Walter
Die ersten Unruhen nach dem Tod eines Subjekts. Ein Konzept von Otto F. Walter (72')
eigene Bearbeitung (?) Bearbeitung: O.F.Walter / M.Hindermann [D&F]
Mario Hindermann, Zürich
1.7.73
73 (DRS-2, 2 Sdg.)
tvrz 45/72, S.87, Rudolf Blum, Jammers in der Totale. Otto F.Walter, "Die ersten Unruhen". Ein Konzept (Rowohlt)
tvrz 26/73, S.66/67, Dieter Bachmann, Jammers - ein helvetisches Modell. Otto F.Walter und sein jüngstes Buch "Die ersten Unruhen". Zur Ausstrahlung des Hörspiels "Die ersten Unruhen nach dem Tod eines Subjekts"
gem. SSV vom SDR inszeniert: eigene Bearbeitung (?)
Buchvorlage: Die ersten Unruhen (Roman, "Konzept") 1972
"Schauplatz und Thema des 'Hörspiels' ist - wie bereits in Walters Romanen und Theaterstücken - die Stadt Jammers, die Stadt und ihre Bürgerschaft, die Stimmung vor den Wahlen. Jammers gibt es nicht - aber es gibt viele Städte, die einiges mit dieser der Realität nacherfundenen Stadt gemeinsam haben.
Die 'Handlung', die sich abzeichnet: wie aus einer selbststolzen, satten, (schein-)demokratischen Bürgerlichkeit Unbehagen aufflackert und schliesslich Angst, die in tödliche Aggression mündet. Jammers gibt es nicht - aber Spannungen und Schwelbrände, die zu ähnlichen Konflikten führen können, gibt es überall.
Auch und besonders bei uns." [Pgr 2/73, S.11]
"Was der bildenden Kunst (concept-art) recht ist, soll der Literatur billig sein dürfen: der Autor nicht mehr als Schöpfer eines fixfertig runden Werkes, sondern als Zulieferer von Ideen und Sprachelementen, die im Leser - wie man das modischerweise nennt - 'Denkprozesse' in Gang setzen. Der Leser: nicht mehr Konsument, sondern Partizipant." [tvrz 45/72, Rudolf Blum über die Buchfassung]
" Ich sagen
In seinem jüngsten Buch, 'Die ersten Unruhen', stellt er sich die Frage: Was kann man tun?, und für einen Schriftsteller gibt es darauf nur eine Antwort: 'Ich sagen. Aussteigen. Schreiben.' Das ist das 'Private'. Aber dieses Private kehrt sich ins Öffentliche: 'Schreiben als Versuch zur Beschreibung, zur Destruktion, zum Reden gegen.' Ich sagen - das ist eine Frage der literarischen Ehrlichkeit. Reden gegen - das ist die Frage der schriftstellerischen Verpflichtung.
An diesem jüngsten Buch hat Walter zehn Jahre gearbeitet: er hat es nicht nur schreiben, er hat es auch zusammentragen müssen.
Vorgefundenes und Fiktion
Am Schluss ist es eine Art Collage aus Vorgefundenem und Fiktion geworden. Vorgefundenes: das sprachliche Material, aus dem eine Stadt - eben Jammers - besteht: Auszüge aus Lese- und Heimatbüchern, Kinoreklamen, Hitlisten, Paragraphen aus Verordnungen, Zitate aus dem Zivilverteidigungsbuch und Fragmente von dem, 'was man so redet'. Ein 'Konzept' nennt Walter seine sprachliche Summation und stellt dem Buch ein Zitat von Tinguely voraus: 'Das wichtigste bei meinen Dingen ist die Partizipation des Betrachters, der sie erst in Bewegung versetzt.' Das Bewusstsein des Lesers ist der Brennpunkt, in dem die Linien des Jammersschen Bewusstseins zusammenschiessen.
Fiktion: Behutsam hat Walter in das vorgefundene Material eine Bewegung hineingebracht. Er setzt voraus, dass es in diesem Jammers - es lebt vor allem von der Uhrenfabrikation - eine anderssprachige Minderheit gibt, die Rätoromanen, im Volksmund auch 'Flicker' genannt (auf Italiener oder 'Tschinggen' will sich Walter nicht festlegen). Sie haben in Jammers die Rolle des Sündenbocks zu übernehmen: wenn es Unzufriedenheit, Krach gibt, sind sie schuld, und wenn es nicht mehr so ist 'wie früher', so ist das eine Folge der 'Überfremdung'. Die latente Angst der Bevölkerung, in Neubauquartieren dem Land entfremdet, unruhig als namenlose Bedienstete der Industrie und des Geldverdienens, schlägt in Aggression gegen die Flicker um. Am Ende kommt es zu den titelgebenden ersten Unruhen; es gibt 110 Tote, der Bundesrat droht eine Teilmobilmachung der Armee an.
Bedrohung von innen
Walters Bild hat überkonturierte Ränder, aber sein Konzept ist alles andere als eine Fiktion; Jammers ist ein helvetisches Modell. Walters öffentliche Frage: Wie steht es eigentlich um die Gesundheit unserer Demokratie, um unser demokratisches Selbstverständnis? Die Bedrohung, sagt Walter, kommt nicht von aussen, sondern von innen, aus dem absolut gesetzten Fortschritt, aus dem bis zu Verblödung eingelernten Heimatstolz, aus der Angst in der Maschinerie des Geldverdienens. Sein Buch kommt aus dem Erschrecken darüber, 'warum was und wieviel hier sanft faschistisch ist oder: nur einfach dumpf und gewalttätig vor demokratischer Angst und Rationalisierung und Unterdrückung und Sätzen aus der Genesis und Chromstahl und staatspolitischer Reife und Schrott.'" [tvrz 26/73, Dieter Bachmann]
Hans Konrad
Bohneblueschts Italiereis. Heitere Reiseskizzen (59')
Dialekt Bearbeitung: R.Stalder [L+L]
Robert Egger, Bern
14.8.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.), 74 (DRS-1, 1 Sdg.)
[Hans Konrad = Pseudonym für Hans Konrad Bettler]
Werner Wüthrich
Scheinbar, anscheinend, scheinbar (44')
3
Amido Hoffmann, Bern
26.8.73
73 (DRS-2, 2 Sdg.)
tvrz 34/73, S.64, Thomas Aichhorn, Scheinbar, anscheinend, scheinbar. Hörspiel von Werner Wüthrich
NZZ, 28.8.73, ms., "Scheinbar, anscheinend, scheinbar"
"Für seine ersten zwei Hörspiele ('A Deplorable Original Swiss Story' und 'Wanderungen') erhielt der Autor den Förderpreis 1972 der Stadt Bern. Sein neues Stück nennt er ein Psychodrama und schreibt dazu: 'Ein Arbeitnehmer, isoliert und vereinsamt, ohne Hoffnung, findet sich in unserer Leistungs- und Konsumgesellschaft nicht mehr zurecht. Er flüchtet vor der Selbstentfremdung durch die Arbeit, bricht aus und - landet in der zuständigen Klinik. Verängstigt, bisweilen sich wehrend, sitzt er dem schon durch seinen Beruf überlegenen, sicher scheinenden Arzt gegenüber. Im Wiederholen von entscheidenden Situationen gelingt es dem Therapeuten, die Aggressionen des Arbeitnehmers abzubauen und in eine Richtung zu lenken, wo sie nicht das kranke System verändernd wirken.'" [Pgr 2/73, S.19]
[...]
"Eilfertig macht sich der Doktor an seine Arbeit. Gesprächsweise soll die Ordnung wiederhergestellt werden, indem der, der an der bestehenden Ordnung leidet, eingeordnet wird. Seine Lebensenergien sollen ihm auf Verwertbares gerichtet werden.
Es misslingt.
Krankheit und Gesundheit, Patient und Doktor erweisen sich als nur scheinbar gegensätzlich. Kein Fixpunkt wird in ihrem Gespräch sichtbar, von dem aus es ihnen möglich wäre, von der Forderung nach Glück abzulassen und in die reale Arbeitswelt zurück zu können.
Im Rollentausch werden sie miteinander identisch; Teil ein und derselben Person; nicht länger voneinander ablösbar. Gemeinsam bleiben sie ausgeschieden, festgehalten vom in stehengebliebener Zeit kreisenden Spiel. Beispielhaft folgen sie einem Ritual, als dessen Rahmen die immer gleich sich erneuernde Wirklichkeit der spätkapitalistischen Leistungsgesellschaft sichtbar wird." [tvrz 34/73, Thomas Aichhorn]
Walter Matthias Diggelmann
Nicht der einzige... (52')
Film geplant für 1974 (Regie: Ernest Ansorge) [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
2.9.73
73 (DRS-2, 2 Sdg.)
tvrz 35/73, S.69, Rudolf Blum, Ein durchschnittlicher Alkoholiker. Walter Matthias Diggelmanns neues Hörspiel "Nicht der einzige..." [Interview]
"'Wir erzählen Ihnen eine Geschichte aus dem Leben von Peter und Martin. Peter und Martin kenne ich seit der Schulzeit. Sie haben mir, unabhängig voneinander und natürlich jeder aus seiner Sicht heraus, diese Geschichte erzählt, die ich aufgeschrieben habe, weil sie mich beschäftigt hat.' So stellt der Autor in seinem Hörspiel selbst die Verbindung der einzelnen Szenen untereinander und zum Publikum mit seinen persönlichen Kommentaren her. Es geht um den Genuss von Alkohol und seine möglichen Folgen. Es geht um die absolute Hoffnungslosigkeit, um das Hilfesuchen, um das Verlieren jeglicher Bindung an den Mitmenschen, um die Vereinsamung, die Erschöpfung und um die mögliche Hilfe.
In den Hauptrollen Jean Jaques Oehme und Wolfgang Stendar." [Pgr 3/73, S.2]
"Ich habe mich eigentlich zu jeder Zeit mit dem Problem des Alkoholismus beschäftigt, nicht zuletzt auch deshalb, weil es bis zu einem gewissen Grad immer auch mein eigenes Problem gewesen ist. Bereits vor Jahren hatte ich auf diesem Gebiet ziemlich umfassend recherchiert in der Absicht, einen ausführlichen Report zu schreiben. Ich habe Trinkerheilanstalten besucht und mit den Patienten Interviews gemacht. Anstoss damals gab mir ein Unbehagen: Mir fielen einerseits die aufwendigen Reklameaktionen für Alkoholika auf, zum Beispiel die Aktion Rubatelle (alt Bundesrat), die dazu dienen sollte, dass in der Schweiz vermehrt Wein getrunken würde, und andrerseits das ewige Lamento über die Folgen des Alkoholmissbrauches. Der Report kam damals nicht zustande, weil sich die grossen Alkoholimporteure und die renommierten Weinhandlungen weigerten, mir wesentliche Auskünfte zu geben über Umsatz, Aufwendungen für Reklame, Gewinn usw.
Vor ungefähr einem Jahr nun fragte mich der Direktor der Schweizerischen Zentralstelle gegen den Alkoholismus in Lausanne, ob ich bereit wäre, das Drehbuch für einen Aufklärungs- und Informationsfilm zu schreiben. Ich sagte zu und stürzte mich erneut auf das Thema, studierte 'kiloweise' Fachliteratur und Enqueten, welche u.a. auch von der Weltgesundheitsorganisation erstellt worden waren, machte aber auch auf eigene Faust erneut Interviews mit Anonymen Alkoholikern und mit Leuten, die ich im Verdacht hatte, dass sie, wenn nicht alkoholkrank, doch immerhin schon alkoholabhängig sind. Nun, das Drehbuch kam zustande und der Film wird Anfang 1974 durch Ernest Ansorge, den bekannten Trickfilmer, realisiert. [...]
Die Geschichte, die ich in meinem Hörspiel erzähle, ist authentisch im Sinne von typisch oder allgemeingültig, aber es handelt sich nicht um die Geschichte eines bestimmten Mitmenschen. Die sozialen und psychologischen Wurzeln des Alkoholismus sind ja dermassen vielfältig, dass ich gezwungen war, gleichsam einen Durchschnittswert zu ermitteln. 'Protest gegen die Väterwelt', wie Sie das recht eindrücklich formulieren, ist in seiner ganzen Vielschichtigkeit die häufigste Ursache, wobei aber zu sagen ist, dass sich in den meisten Fällen, die zum Alkoholismus führen, dieser Protest in Resignation und Flucht manifestiert. [...]" [tvrz 35/73, Interview]
Henrik Rhyn
Der Neueintritt (39')
Stereo Hörspiel-Erstling [D&F]
Joseph Scheidegger, Basel
30.9.73
73 (DRS-2, 2 Sdg.)
vgl. A.Winiger, "Der Neu", 21.12.73
"Henrik Rhyns 'Göyferlätsch' gehört zu den drei prämierten Fernsehspielen, die dieses Frühjahr im Rahmen eines Wettbewerbs vom Schweizer Fernsehen produziert und ausgestrahlt wurden. Das Hörspiel 'Der Neu-Eintritt', eine Satire auf die Seelenlosigkeit mancher moderner Altersheime, ist die zweite dramatische Arbeit des Autors; sie ist in unserem Auftrag entstanden." [Pgr 3/73, S.6]
Gerhard Meier
Der grosse Tag (14')
Stereo Kurzhörspiel Montagsstudio 2 [D&F]
Joseph Scheidegger, Basel
1.10.73
73 (DRS-2, 1 Sdg.)
tvrz 39/73, S.68, --, Der grosse Tag. Hörspiel von Gerhard Meier
"...Umwelt und Innenwelt wachsen zu einem lyrischen Kosmos zusammen, der nicht verschönt und verklärt, sondern inventarisiert und, auf oft überraschende Weise, Dinge und Bilder verknüpft, die wir üblicherweise nicht miteinander in Beziehung setzen. So geraten alltägliche Vorgänge plötzlich in einen verwirrenden Schwebezustand, wird 'Gewöhnliches' auf einmal transparent - wofür? Für eine verborgene Ordnung, die durch das Chaos der Dinge und Phänomene schwer deutbar durchscheint?... (Kurt Marti in 'Reformatio').
'Der grosse Tag' ist Gerhard Meiers zweiter Text für das Radio; im Frühjahr 1972 hatten wir im Montagsstudio den Monolog 'Heureka' zur Erstsendung gebracht." [Pgr 3/73, S.6]
"Regieanweisung des Autors: 'Der grosse Tag ist ein kontrapunktisches Hörspiel sozusagen. Vier Stimmen sprechen zwei in sich geschlossene Texte, wechselseitig natürlich, wobei die erste Stimme (weiblich) und die zweite Stimme (männlich) ein Paar bilden, die dritte Stimme (weiblich) und die vierte Stimme (männlich) das andere. Das eine Paar (erste und zweite Stimme) wäre beim Mikrophon, das andere etwas entfernt davon zu plazieren, um eine deutliche Unterscheidung dieser zwei Stimmenpaare zu ermöglichen. Untermalt könnte das Spiel werden mit 'Alte Kameraden' zum Beispiel, einem Musikstück für Karussellorgel, welches gereiht einzublenden wäre, zum Auftakt und Schluss in voller, während des Spiels in unterschiedlicher, aber nie störender Lautstärke - vielleicht?'" [...] [tvrz 39/73]
Erica Pedretti
Art 4'73 oder Soviel Kunst kann es gar nicht geben (60')
O-Ton-Hörspiel (Collage) Neues Hörspiel Auftrag Montagsstudio [D&F]
Joseph Scheidegger, Basel
5.11.73
73 (DRS-2, 1 Sdg.)
tvrz 44/73, S.73, Jsch, Erica Pedretti, Art 4'73 oder Soviel Kunst kann es gar nicht geben. Von Erica Pedretti
Die Ostschweiz, 10.11.73, bü, Soviel Kunst kann es gar nicht geben
Die Klassifizierung als O-Ton-Hörspiel wird von J.Scheidegger bestätigt.
"In ihrer neuesten Arbeit für das Radio setzt sich die Autorin von 'Badekur', 'Catch as Katz can' und 'Gang in es Inschtitut' mit dem Thema 'Kunst als Ware' auseinander. Die Auseinandersetzung ist - wie Erika Pedretti betont haben möchte - subjektiv." [Pgr 3/73, S.11]
[...]
"Die 'Art' ist bekanntlich eine Kunstmesse, die seit vier Jahren alljährlich in Basel stattfindet. Dieses Jahr machte Erica Pedretti mit einem Tontechniker zusammen während mehrerer Tage Aufnahmen von Künstlern, Händlern, Galeristen, Sammlern, Museumsdirektoren, Kunstkritikern usw. Dieses Originalton-Material wurde dann, in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Joseph Scheidegger, im Studio zu einer akustischen Collage zusammengeschnitten. Ein Sprecher (Peter Brogle) versucht, sich im Wust von Meinungen über das Phänomen Kunst und Kunst als Ware zu orientieren, wie die Autorin, die sich an die Irritation nach ihrem ersten Besuch der Kunstmesse vor zwei Jahren erinnert." [tvrz 44/73, Jsch]
[...]
"Ich wollte keine Reportage und auch keine soziologische Studie über den Kunsthandel machen. Diese Collage ist ein Versuch, die Atmosphäre einer Kunstmesse zu vermitteln, ihre verschiedenen Facetten durch möglichst verschiedene Meinungen der daran Beteiligten wiederzugeben.
'Die Beine tun mir weh. Natürlich hat man nen Überdruss, aber man läuft so automatisch weiter, die Füsse gehn von selber.'
'Soviel Kunst kann es gar nicht geben!' soll Max Liebermann gesagt haben. Das wäre ein guter Titel, meinte Hans Hausmann." [tvrz 44/73, Erica Pedretti]
Ernst Burren
S Tante Mari möcht no nach Paris (27')
Dialekt Kurzhörspiel Monolog-Hörspiel 3 [D&F]
Joseph Scheidegger, Basel
25.11.73
73 (DRS-2, 2 Sdg.)
zusammen mit "Brrrm, brrrm, brrrmmm" gesendet
"Ernst Burren, 1944 im solothurnischen Oberdorf geboren, Lehrer in Bettlach, wurde bekannt durch seine Geschichten und Gedichte in der Mundart. 1972 wirbelte sein Hörspiel 'Schueukommission', im Rahmen des Zyklus 'Dreizehn Monate für zwölf Autoren', einigen Staub auf, und am Städtebundtheater Biel/Solothurn wurde der Monolog 'D'Nacht vor der Prüefig' aufgeführt. Am gleichen Theater soll diesen Herbst Burrens erster Theater-Dialog uraufgeführt werden.
Die Sprecher unserer beiden Monologe sind Ellen Widmann und Paul Am Acher." [Pgr 3/73, S.14]
Ernst Burren
Brrrm, brrrm, brrrmmm (8')
Dialekt Kurzhörspiel Monolog-Hörspiel 2
Joseph Scheidegger, Basel
25.11.73
73 (DRS-2, 2 Sdg.), 83 (DRS-1, 2 Sdg.)
National Zeitung, 16.4.74, cg., Ein Stück Leben
(?), (?).(?).74, Heinz Appenzeller, Zwei Monologe von E.Burren
Glarner Nachrichten, 11.5.83, Heinz Appenzeller, Gesellschaftskritisches
zusammen mit "Tante Mari" gesendet
"Fritzli lässt sein Motorrad aufheulen. Das übertönt alles. Es unterbricht den Fluss seiner Gedanken, die unterwegs sind, seine Unzufriedenheit aufzudecken. Die Wirklichkeit, in der er lebt, ist die Welt der Träume, der Phantasie." [Pgr 2/83, S.4]
Heinz Stalder / Beat Brechbühl
Die Elchjagd. Ein unglaublich ernsthaftes Erlebnis (60')
Komödie
Paul Roland, Bern
19.12.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.)
tvrz 50/73, S.65, --, Die Elchjagd. Ein unglaublich ernsthaftes Erlebnis von Beat Brechbühl und Heinz Stalder
Adolf Winiger
Der Neu (60')
Dialekt Nidwaldner Mundart Dialektbearbeitung: Walter Käslin Monologhörspiel Laiendarsteller Musik: Caspar Diethelm Hörspiel-Erstling [L+L]
Julian Dillier, Basel
21.12.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.), 74 (DRS-1, 1 Sdg.), 79 (DRS-1, 1 Sdg.), 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
tvrz 50/73, S.66, --, Verwirrung eines alten Mannes. "Der Neue", Hörspiel von Adolf Winiger
vgl. Rhyn, "Der Neueintritt", 30.9.73
"Das Hörspiel wurde im Alters- und Pflegeheim in Stans aufgenommen" [tvrz 50/73]
"Angst vor dem Ungewissen, vor neuer Einsamkeit in ungewohnter Umgebung begleitet den 'Neuen' ins Altersheim: Eintritt: 15 Uhr 30 - Nachtessen: 17 Uhr 30. Das Hörspiel geschieht zwischen diesen Terminen. Des 'Neuen' erster Gang ausserhalb seines Zimmers endet in Verwirrung... Die vereinzelten Gespräche mit dem Pflegepersonal und dem Arzt sind Tastversuche in der von ihm als bedrohlich empfundenen neuen Welt... Seine von Erinnerungen geprägten Selbstgespräche lassen in ihm ein gesundes Mass von Hoffnung keimen." [Pgr 3/79, S.18]
"Das Hörspiel 'Der Neue' des jungen Luzerner Autors Adolf Winiger (Nidwaldner Mundartfassung: Walter Käslin), im Alters- und Pflegeheim von Stans aufgenommen, setzt sich mit dem Eintritt eines alternden, vereinsamten Mannes ins Altersheim auseinander. Angst vor dem Ungewissen, vor neuer Einsamkeit in ungewohnter Umgebung begleitet Fritz Businger ins Altersheim. Der Autor schrieb zu seinem Spiel: 'Mein Hörspiel ist im Einfachen, im so unbeachteten alltäglichen Leben verankert. Es wird getragen von einem Monolog, der zur Verkraftung der Gegenwart wesentlich beiträgt - in ihm liegt das Bild, das ich mit dieser Arbeit aufzuzeichnen versuchte...' Zeit und Raum wirken durch ihre strenge Einheit sehr dicht: Der alte Businger tritt um 15 Uhr 30 ein und wird um 17 Uhr 30 von Gertrud zum Nachtessen abgeholt. Alles andere geschieht zwischen diesen Terminen. Busingers erster Gang ausserhalb seines Zimmers endet in Verwirrung und in der Begegnung mit einer irren Anstaltsinsassin. Die vereinzelten Gespräche mit dem Pflegepersonal und dem Arzt sind Tastversuche in einer bedrohlich neuen Welt, die übrige Zeit verbringt der 'Neue' mit Selbstgesprächen, mit Erinnerungen an seine verstorbene Frau und an eine glückliche Vergangenheit. Ein aussagehaltiges Spiel, das den Laiendarstellern aus Nidwalden eine dankbare Aufgabe gestellt hat. Den Ton-Teppich zu den Erinnerungsgesprächen schrieb Caspar Diethelm." [tvrz 50/73]
Willy Buser
Um d’Wiehnacht ume. Collage mit Originalaufnahmen (49’)
Dialekt
Willy Buser, Basel
23.12.73
73 (DRS-2, 2 Sdg.); 79 (DRS-1, 1 Sdg.)
Walter Käslin
"Heiligi Zeyt - uheiligi Zeyt". Nidwaldner Krippenspiel (42')
Dialekt Nidwaldner Mundart Bearbeitung durch den Autor (?) Ausführende: Hörspieler aus Nidwalden Musik: August Wirz [L+L]
Julian Dillier, Basel
24.12.73
73 (DRS-1, 1 Sdg.), 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
"Das Nidwaldner Krippenspiel ist in der Barock-Kapelle Maria zum Ridli in Beckenried uraufgeführt worden. Es wurde im Rahmen der Freizeitkurse für Schülerinnen und Schüler geschaffen.
Das Spiel verzichtet auf das Herkömmliche, das Krippenspielen oft anhaftet und stellt das Geschehen um Bethlehem in die Problemwelt der Gegenwart." [Pgr 3/80, S.19]
Hans Konrad
Ab uf d Böim (15')
Dialekt Dialektbearbeitung: H.Gaugler Kurzhörspiel [L+L]
Hans Gaugler, Bern
31.12.73
73 (DRS-3, 1 Sdg.)*, 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
[Hans Konrad = Pseudonym für Hans Konrad Bettler]
Erstsendung zusammen mit J.Steblers Kurzhörspiel "Miss Yurop" und einem weiteren Kurzhörspiel (Bearbeitung)
"Eine tiefsinnig-heitere und eher nachdenklich stimmende Skizze zum Thema 'Vorschriften und Verordnungen' - und eine Warnung an alle, die im kommenden Sommer beabsichtigen, fremde Bäume zu besteigen." [Pgr 2/80, S.4]
* "Mit drei Kurzhörspielen eröffnet Radio DRS am Silvesterabend sein 3.Programm (nur über Mittelwellen)." [tvrz 52/73, S.25]