1974        1976

Toni Schaller
Akustisches Opus (28')
Dialekt Luzerner Mundart [L+L]
Julian Dillier, Basel
3.1.75
75 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
 
 
Hanspeter Gschwend
Im Park (27')
Dialekt Auftrag Montagsstudio 3 [D&F]
Joseph Scheidegger, Basel
6.1.75
75 (DRS-1, 2 Sdg.; DRS-2, 1 Sdg.)
 
tvrz 1 75, S.63, Hanspeter Gschwend, Arbeitsscheu? Hanspeter Gschwend zu seinem neuen Hörspiel "Im Park"
NZZ, 8.1.75, mw., "Im Park" von Hans Peter Gschwend. DRS II, 6.1.75
 
Drei Szenen abgedruckt in: Dieter Bachmann (Hrsg.), 98 Autoren der deutschen Schweiz, Zürich/München (Artemis) 1977
 
"Der Autor von 'Essen' und 'Feldgraue Scheiben' befasst sich in seinem kurzen Dialekthörspiel mit einem jungen Mann, der sich weigert, zu arbeiten, solange er keinen Sinn darin sieht. Er konfrontiert ihn in Gesprächen im Stadtpark, wo er seine Zeit verbringt, mit Frauen und Müttern, die versuchen, ihn zu dem Leben zu bekehren, das sie selber leben, und dessen Sinn auch sie nicht nennen können.
Gschwend ist kein Mann der sich weigert zu arbeiten. Er arbeitet viel. Trotzdem verzichtet er darauf, allgemeingültig zu begründen, worin der Sinn der Arbeit liegt. Warum?... 'In der Hoffnung, mit beharrlichen Fragen dem gesuchten Sinn näher zu kommen als mit leeren Antworten. Und in der Hoffnung, zum Mitfragen zu reizen.'..." [Pgr 1/75, S.3]
 
 
 
Friedrich Dürrenmatt
Der Doppelgänger (40')
Neuproduktion
Klaus W. Leonhard, Bern
1.2.75
75 (DRS-2, 2 Sdg.), 87 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
tvrz 5/75, S.69, --, Alle sind wir schuldig. Friedrich Dürrenmatt: "Der Doppelgänger"
NZZ, 4.2.75, liv., "Der Doppelgänger" von F. Dürrenmatt
 
"'...Mein Name wird Ihnen unbekannt sein, und es sind denn auch wenige, die ihn kennen. Wenn ich Ihnen ein Hörspiel zusende, so nur deshalb, weil mich das Hörspiel als neue künstlerische Möglichkeit interessiert, die noch viel zu wenig in Betracht gezogen wird...'
Mit diesen Worten sandte Friedrich Dürrenmatt im Jahr 1946 sein erstes Originalhörspiel 'Der Doppelgänger' an das Schweizer Radio. Es wurde damals nicht angenommen. Erst 1960 brachte der Norddeutsche Rundfunk die Ursendung. Eine Schweizer Produktion gab es bis anhin nicht.
Grundthema ist die allgemeine Schuld des Menschen, die sich beim Einzelnen nur durch den Grad der Versuchung unterscheidet.
In unserer Neuproduktion sprechen Klaus Schwarzkopf, Horst-Christian Beckmann, Rosemarie Wohlbauer, Rainer Zur Linde und Klaus Seidel." [Pgr 1/75, S.7]
 
"Der Handlungsbeginn: Ein Mann erhält den Besuch seines Doppelgängers. Dieser überbringt ihm die Mitteilung, er, der Besuchte, sei aufgrund eines Mordes zum Tode verurteilt worden, eines Mordes, den freilich er selbst, der Doppelgänger, verübt habe. 'Das Gericht' habe befunden, der Mann müsse anstelle des Doppelgängers den Tod erleiden. Grund: 'Sie hätten meine Tat begangen, wenn Sie versucht worden wären, wie ich versucht wurde. Meine Schuld ist Ihre Schuld...'
Elisabeth Brock-Sulzer beurteilt den 'Doppelgänger' als 'eines der wichtigsten Werke des Dichters, eines jener Werke, in denen sich auf kleinstem Raum seine Hauptthemen gültig ausgeformt haben', und sie gibt in ihrem Buch 'Friedrich Dürrenmatt - Stationen seines Werkes' (Verlag der Arche, Zürich) folgende Interpretation:
'Das Gericht ist in uns, es gibt kein Himmelreich auf Erden, aber es gibt auch kein Jüngstes Gericht auf Erden. Der Mensch ist sein eigener Richter, und damit er das vermöge, trifft das Ich sich mit dem Sich, dem Doppelgänger. Alles im Werk Dürrenmatts ist im Grund solches Gerichthalten, und wenn der Mensch dem Nichts begegnet... so ist es nur, damit er um so strenger verwiesen werde auf den eigentlichen Richtplatz des Menschenlebens, die richtende, weil wissende Seele. Oder um Bärlachs Wort zu wiederholen: 'Vom Anhauch des Nichts gestreift, wurde er wieder wach und tapfer.'
Aber man verwechsle diese Haltung nicht mit dem Ethos des Existentialismus. Hier wird dem Menschen nicht alles aufgeladen, weil es ausser dem Menschen nur noch das Nichts gibt. Das Nichts, die Leere ist hier nur die Erscheinung dessen, was dem Menschen nie greifbar werden kann, da es ihn unendlich überschreitet. 'Vor Gott sind wir allzumal Sünder', sagt die christliche Lehre. Nichts anderes sagt der Dichter hier. Ob unser Doppelgänger die böse Tat tue, oder ob wir sie selber tun, das ist nur ein kleiner Unterschied. Alle sind wir schuldig, und verschieden nur im Masse unserer Versuchung. Das Wesen des Menschen, seine eigentliche Unverwechselbarkeit innerhalb der Geschöpfe, nämlich dass er um seinen Tod wissen muss und ihn als Urteil annehmen muss, das ist hier abgebildet...'"
 
 
 
Rudolf Jakob Humm
Rousseau war ausser Hause (67')
Typoskript
Typoskript bei SLA, Bern
historisches Hörspiel 4 [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
8.2.75
75 (DRS-2, 2 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
tvrz 6/75, S.71/72, Helmuth Zipperlen, Heimliche Liebe fürs Historische. R.J.Humms Hörspiel "Rousseau war ausser Hause" und ein Interview mit dem Regisseur Walter Baumgartner
 
"Ein möglicher Untertitel zu diesem neuen Hörspiel des Zürcher Schriftstellers könnte lauten: 'Der nicht in seinem Reisebericht erwähnte erste Besuch des jungen schottischen Adligen James Boswell beim weiland in Môtiers lebenden Jean Jacques Rousseau, nebst einer Begründung, weshalb die Visite nicht in des Autors Buch aufgenommen worden.' Dafür endet der Brief, den der Europareisende am 31.Dezember 1764 von Genf aus an Thérèse Levasseur schrieb, mit den Worten: 'Leben Sie wohl, geehrteste Mamsell. Gestatten Sie mir, Sie mit einem Kuss zu grüssen. Boswell.'
Es spielen: Anneliese Betschart und Peter Kner." [Pgr 1/75, S.8]
 
Walter Baumgartner zur Inszenierung von Humms Hörspiel:
"Ich hatte das Glück, den Zürcher Schriftsteller R.J.Humm sozusagen zu 'entdecken', wenigstens was sein Radioschaffen betrifft. Aus verschiedenen Gründen, die ich im einzelnen auch nicht kenne, kam eine Zusammenarbeit des Schriftstellers mit dem Radio nicht zustande, bis ich sein Werk 'Robespierre' für eine Inszenierung annahm. Ich habe seither auch 'Jona' und 'Der Verdacht' inszeniert und freue mich besonders, nun diesen Rousseau-Stoff zu machen. Vielleicht hängt alles auch ein bisschen damit zusammen, dass ich eine heimliche Liebe fürs Historische habe." [tvrz 6/75, Walter Baumgartner]
 
 
 
E.Y. Meyer
Eine entfernte Ähnlichkeit (58')
Dialekt und Hochdeutsch Berndeutsch Funknovelle / Hör-Erzählung Montagsstudio Hörspielpreis des Kantons Baselland 2 [D&F]
Joseph Scheidegger, Basel
3.3.75
75 (DRS-2, 2 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
NZZ, 5.3.75, ms, "Eine entfernte Ähnlichkeit"
tvrz 48/75, S.78-80, Rudolf Blum, 'Jeder ist ein Einzelgänger'. Der Autor E.Y.Meyer. "Eine entfernte Ähnlichkeit"
 
"In Deutschland würde man den Text von E.Y.Meyer, dem Autor des Romans 'In Trubschachen', als Funknovelle bezeichnen. Der künstlerische Reiz liegt in der Gegenüberstellung und Verflechtung von schriftsprachlicher Beschreibung (Prosa) und berndeutscher direkter Rede (Dramatik).
E.Y.Meyer wurde für diese Hör-Erzählung [...] mit dem Hörspielpreis des Kantons Baselland ausgezeichnet." [Pgr 3/75, S.15]
 
"'In Trubschachen' hatte Folgen. Zum einen hat sich Meyer damit in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur etabliert, zum andern brachte der Roman-Erstling ihm auch Kümmernisse. Da er darin eine militärische Anlage beschrieben hatte, musste er vor einem Untersuchungsrichter der Armee erscheinen, und viele Trubschachener, die sich in dem Buch unvorteilhaft gespiegelt glaubten, nahmen ihm seine Porträtkunst sehr übel. Die Nachwehen des Trubschachen-Romans hat Meyer in dem im letzten Frühling erschienenen Suhrkamp-Taschenbuch 'Eine entfernte Ähnlichkeit' literarisch umgesetzt. Titel dieser Geschichte: 'Die Erhebung der Romanfiguren'. Die Hör-Erzählung 'Eine entfernte Ähnlichkeit', die von Radio DRS im letzten März erstmals ausgestrahlt wurde und die jetzt wiederholt wird, trug Meyer den Hörspielpreis des Kantons Baselland ein." [tvrz 48/75, Rudolf Blum]
 
 
 
Thomas Hostettler
Firmejubiläum (52')
Dialekt 3 [D&F]
Martin Bopp, Basel
1.5.75
75 (DRS-1, 2 Sdg.), 76 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"Hans Ehrismann leitet als Magaziner und ehemaliger Monteur das Ersatzteillager einer Maschinenfabrik. Unbelastet von den Erkenntnissen eines modernen Managements versieht er seinen Posten auf eine angenehme, wenn auch etwas veraltete Art. Das Wachstum des Betriebes veranlasst jedoch die Firmenleitung, ihn von den kaufmännischen Anforderungen zu entlasten. In der Person eines dynamischen jungen Mannes erwächst ihm eine Konkurrenz, so dass es zu seiner Liquidierung kommt." [Pgr 2/75, S.3]
 
Thematische Verwandtschaft mit "Em Lehme si Letscht":
"Bei Stok etwa inszenierte er sehr präzise eine Dialektfassung der 'Heimarbeit' von Franz Xaver Kroetz. Er verdiente dafür ganze dreihundert Franken. Und musste dazu erleben, dass Publikum und Presse die Aufführung beinahe ignorierten. Um wenigstens essen und wohnen zu können, arbeitete er in jener Zeit temporär bei der Post. Und aus dieser lebensnotwendigen Nebenbeschäftigung wieder resultierte das Spiel 'Em Lehme si Letscht', das ihm bisher wohl die stärkste Beachtung einbrachte." [tvrz 47/77, Paul Kretz] [Regie der TV-Inszenierung: Joseph Scheidegger]
 
 
 
Roswitha Schmalenbach / Willy Buser
Si schaffe, si wärche. Collage mit Originalaufnahmen (91')
Dialekt O-Ton-Hörspiel (Collage) Auftrag [D&F]
Roswitha Schmalenbach / Willy Buser, Basel
31.5.75
75 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
"In dieser O-Ton-Sendung (O-Ton = Originalton) werden viele Interviews zu etwas Hörspiel-Ähnlichem 'verschnitten'. Es meldet sich kein Kommentator zu Wort, es findet keine Bewertung oder Analyse statt, der Text setzt sich ausschliesslich zusammen aus den Meinungen, Ansichten und Äusserungen über Lebenserfahrungen von Frauen (einige wenige Bemerkungen auch von Männern), die zum weitaus grössten Teil nicht aktiv 'Frauenpolitik' betreiben. Ob dabei vielleicht so etwas herauskommt wie die allerdings völlig unrepräsentativ sogenannte 'Stimme der schweigenden Mehrheit'?" [Pgr 2/75, S.7]
 
 
 
Beat Weber
Chischte (50')
Dialekt Stereo Musik: Beat Weber Mitarbeiter: Beatrice Meyer / Toni Gaffino / Marianne Liechti 2
Urs Helmensdorfer, Bern
12.6.75
75 (DRS-1, 2 Sdg.), 76 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
tvrz 22/75, S.67, Rudolf Blum, Ehrliches Zeugnis. Beat Weber: "Chischte"
 
vgl. Jäger, di Lemma, Schaller, Reinhard!
 
"In einer Folge von Bildern und Monologen erfahren wir etwas aus dem Gefängnisalltag. Benz Baumgartner wird eingeliefert; muss sich gewöhnen an das Aussergewöhnliche; arbeitet; lernt Mitgefangene und Vorgesetzte kennen; hat Probleme finanzieller und persönlicher Art; wird nach drei Monaten entlassen.
Beat Webers Mundarthörspiel entstand aus eigener Erfahrung heraus. Er hat versucht, weder zu übertreiben noch zu verschweigen." [Pgr 2/75, S.9]
 
"'Ich glaube nicht, dass es von Nutzen ist, 'objektiv' zu sein. Man sollte die Meinungen der anderen zur Kenntnis nehmen. Und selber sollte man versuchen, so subjektiv wie nur möglich zu sein. Nur auf diese Weise bekommen wir ehrliche Zeugnisse und Berichte. Übrigens meinen gerade jene Leute, die immer nach Objektivität schreien, im Grunde auch bloss ihre eigene 'Objektivität'.'
Der Mann, der der subjektiven Ehrlichkeit mehr traut als der sogenannten Objektivität, heisst Beat Weber, ist 28 Jahre alt und Lehrer. Das neue ehrliche Zeugnis, mit dem er kommende Woche in die Öffentlichkeit tritt, ist ein Hörspiel mit dem deutlichen Titel 'Chischte' und handelt von einem Bendicht Baumgartner (Weber: 'ein exemplarischer Häftling, eine Art Prototyp'), der ins Gefängnis eingeliefert wird, seine Strafe verbüsst und nach drei Monaten entlassen wird. Wie Webers erstes Mundart-Hörspiel, das vor anderthalb Jahren von Radio DRS gesendete 'Dr letscht Obe' (ein Lehrer denkt nach über sich, seine Arbeit und die Schulgemeinde, von der er gerade Abschied nimmt), beruht auch 'Chischte' auf autobiographischen Erlebnissen des Autors.
Vor zwei Jahren musste Beat Weber wegen Militärdienstverweigerung eine Gefängnisstrafe absitzen. Während der Strafverbüssung schon hat er Notizen gemacht, reale Szenen schriftlich festgehalten. Später hat er die Aufzeichnungen zum Dialektstück geformt, indem er in die Dialogpassagen innere Monologe einstreute, als Gefässe seiner Reflexionen. Von Freunden liess er sich zusätzliche Vorschläge machen, so dass das Spiel 'in der Endphase eine 'Teamarbeit' wurde." [tvrz 23/75, Rudolf Blum]
 
 
 
Ernst Burren
Chauti Suppe (35')
Dialekt Stereo Auftrag 4
Charles Benoit, Bern
4.9.75
75 (DRS-1, 2 Sdg.), 76 (DRS-1, 1 Sdg.), 81 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
tvrz 36/75, S.71, --, Abende vor der TV. "Chauti Suppe". Hörspiel von Ernst Burren
NZZ, 9.9.75, liv. "So kann es nicht weitergehen" ("Chauti Suppe")
 
vgl. Ernst Kappeler, "De Tod isch grüen"
 
"Herr Steiner steht einem alarmierenden Tatbestand gegenüber: Bereits zum zweiten Mal in diesem Schuljahr hat einer seiner Schüler den Eltern mit Selbstmord gedroht. Das hat der Lehrer zuvor nie erlebt, und so geht er dem Fall der 10-jährigen Rita etwas tiefer auf den Grund. Gespräche mit ihren Eltern und Rita selbst lassen für die Zukunft des Mädchen nichts Gutes erwarten.
Ernst Burren, geboren 1944, ist bekannt geworden durch Versuche in fast allen literarischen Gattungen. Die Hörspiele 'D'Schueukommission', 'Brrrm, brrrrm, brrrmmm' und 'S'Tante Mari möcht no uf Paris' sind bereits über unseren Sender gegangen. 'Chauti Suppe' entstand im Auftrag der Abteilung Dramatik." [Pgr 3/75, S.2]
 
"In seinem neuen Hörspiel 'Chauti Suppe' geht es wieder um die Probleme eines Kindes, Ritas, und um die seiner Eltern, die in einer Blocksiedlung in einer kleinen Wohnung die Abende vor dem Fernsehapparat verbringen.
[...]
Der Lehrer bestätigt den Eltern Ritas Lustlosigkeit, berichtet von den abfallenden Leistungen. Rita selber weiss auch nicht, wie es gekommen ist, dass sie einfach nicht mehr mag. Sie beginnt sich selber zu hassen, würde am liebsten immer schlafen, möchte andere Eltern haben, fürchtet, plötzlich nicht einmal mehr die Kraft zum Gehen zu haben." [tvrz 36/75]
 
 
 
Walter Matthias Diggelmann
Wenn Träume wahr werden
(49')
Kriminalhörspiel Auftrag [D&F]
Mario Hindermann, Zürich
6.9.75
75 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
tvrz 36/75, S.70, --, Ist man noch Mann? "Wenn Träume wahr werden". Hörspiel von W.M.Diggelmann [Interview]
 
Prosafassung: Aber den Kirschbaum, den gibt es (Roman), Zürich (Benziger) 1975
tvrz 40/74, S.78: Diggelmann gibt als Titel einer Auftragsarbeit für Studio Zürich für das Jahr 1975 an: "Die, die sich lieben"
 
"Lorenz Mettler bezichtigt sich, seine Frau umgebracht zu haben. Die Polizei glaubt ihm nicht, da keine Leiche gefunden wird und Mettler jede Aussage über deren Verbleib verweigert. Doch findet die Polizei wenig später eine andere Leiche, und alle Indizien weisen auf Lorenz Mettler als Mörder hin. Seine Unschuldsbeteuerungen helfen ihm nichts. Auch diesmal schenkt die Polizei ihm keinen Glauben. Soll Mettler büssen für etwas, das er nicht getan hat? Hat ein anderer getan, was er vielleicht nur tun wollte?
Der Autor hat das Hörspiel im Auftrag der Abteilung Dramatik geschrieben.
In den Hauptrollen: Jodoc Seidel und Wolfgang Warncke." [Pgr 3/75, S.2]
 
"Dieses Hörspiel habe ich in der ersten Hälfte 1974 geschrieben. Ich wusste damals nicht, dass es ein 'Jahr der Frau' geben würde. Nun, in meinem Hörspiel träumt ein Mann davon, endlich seine Rolle als erfolgreicher, verantwortungsbewusster, männlicher Mann loszuwerden. Aber seine Frau, so glaubt er zumindest, erwartet von ihm, dass er die 'Mann-Rolle' gewissenhaft weiterspiele. Und im Laufe der Zeit sieht er nur noch einen Ausweg: Er muss die Frau, die ihn zwingt, ein Mann zu sein, umbringen."
[...]
"Übrigens habe ich, ebenfalls 1974, eine Art Pendant zu diesem Hörspiel geschrieben: 'Pygmalions Tod'. Ein Monodrama, das Heddy-Maria Wettstein in ihrem 'Zimmertheater' in Zürich uraufgeführt hat. In 'Pygmalions Tod' lässt eine Frau, eine Schauspielerin, die ihr Leben lang Rollen spielen musste, die ihr Mann für sie ausgedacht hatte, ihren Mann sterben. Nebenbei: Das Hörspiel wie auch das Monodrama sind in einer Prosafassung als wichtige Kapitel in meinem neuen Roman 'Aber den Kirschbaum, den gibt es' (Benziger Verlag, Zürich) aufgenommen. Der Roman erscheint Anfang September." [tvrz 36/75, W.M.Diggelmann]
 
 
 
Fritz Gafner
Privatland (23')
Dialekt Kurzhörspiel Bearbeitung durch den Autor (?) [L+L]
Inigo Gallo, Zürich
2.10.75
75 (DRS-1, 2 Sdg.), 83 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
gem. SSV als Monodrama 1972 aufgeführt
 
"Eine alte Frau verteidigt ihren angestammten Grund und Boden an einem schönen Ort am Rheinufer einem jungen Fischer gegenüber, der von diesem Boden aus fischen will - bis es sich herausstellt, dass die alte Frau selber auf verkauftem Boden steht und kaum das grössere Recht hat, sich hier aufzuhalten, als der, den sie fortschicken wollte.- Der Dialog zwischen der alten Frau und dem jungen Fischer zeigt, wie leicht der Mensch überfordert sein kann, wenn er durch Erbschaft oder sonst einen Zufall über eine so wichtige Sache zu verfügen hat wie ein Stück Boden - wo doch auf Boden unter den Füssen alle angewiesen sind.
In den Hauptrollen: Margrit Rainer und Heiner Hitz." [Pgr 3/75, S.6]
 
 
 
Silvio Blatter
Alle Fragen dieser Welt (45')
Montagsstudio (Hörspiel-Werkstatt) Hörspiel-Erstling [D&F]
Silvio Blatter, Zürich
6.10.75
75 (DRS-2, 1 Sdg.), 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
tvrz 40/75, S.68, Ursula Hürzeler, ...weil ich die Antwort nie glaube. "Alle Fragen dieser Welt". Hörspiel von Silvio Blatter [Interview]
 
"Annamaria, eine Frau aus besten Kreisen, fühlt sich nicht nur vernachlässigt, sondern leidet auch unter Langeweile, und eine Freundin rät ihr deshalb, beim Lösen von Kreuzworträtseln Zerstreuung und Unterhaltung zu suchen. Annamaria beginnt nun, und zwar mit Beharrlichkeit, Kreuzworträtsel zu lösen, entwickelt dabei grosse Fertigkeiten und eignet sich auch ein entsprechendes Wissen an. Sie glaubt schliesslich, auf alle Fragen der Welt die richtige Antwort zu wissen, merkt aber nicht, wie der naive Glaube an die Lösbarkeit aller Fragen, an ein eingeübtes Wissen und an eine Scheinbildung sie immer mehr in die Isolation, in die Vereinsamung und letztlich zur Kommunikationsunfähigkeit führt.
Es spielen: Beatrice Föhr-Waldeck, Guido von Salis, Wolfgang Stendar und Wolfgang Warncke." [Pgr 3/75, S.6]
 
[...] Allmählich aber zeigt es sich, dass selbst Kreuzworträtseln nicht ganz unproblematisch ist. Annamaria verstrickt sich in Probleme, und was einmal ein Spiel war, wird nun bitterer Ernst: durch das viele Lösen der Rätsel ist die Frau so von der Umwelt abgeschnitten worden, dass sie plötzlich nicht mehr fähig ist zur Kommunikation."
[...]
"Es hat mich gereizt, das Medium Radio kennenzulernen, und ich dachte mir, die beste Gelegenheit dazu sei das Schreiben eines Hörspiels. Und da ich gegenwärtig ein Ausbildungsjahr beim Radio (in der Abteilung Dramatik) mache, habe ich versucht, auch mit der Technik zu spielen: weil es Spass macht, und um zu lernen."
[...]
"Das Kreuzworträtsel steht hier einfach als Beispiel für alles, was jemand fanatisch und letztlich mit einem Brett vor dem Kopf betreiben kann. Ich habe mir gedacht, dass es vielleicht interessant sein könnte, ein bekanntes Spiel konsequent und bis zu einem bitteren Ende durchzuführen, bis in den Wahnsinn hinein."
[...]
"Ich bin ein undankbarer Frager, weil ich die Antwort nie glaube. Fragen sind für mich immer Annäherungen an etwas, das mich beschäftigt; sie sind in einer Oberfläche die Löcher, in die ich unbedingt hineinschauen muss. Antworten sind immer oberflächlich und auf jeden Fall vorläufig. In meinem Hörspiel weiss Annamaria auf alle Fragen, die ihr gestellt werden, die richtige Antwort, und zuletzt glaubt sie, es gäbe ausser dem, was sie weiss, gar nichts anderes mehr, und sie merkt nicht, wie ihr Wissen ein nur angelerntes und darum auch sinnloses ist. Zuletzt fragt sie dann selber, ob es nicht besser ist, mit 87500 ungelösten Fragen zu leben..." [...] [tvrz 40/75, Silvio Blatter]
 
 
 
Hans Bernhard Hobi
Dm Chesslerchüng si Läbeslauf - "Es starb der edel Herr und Graf Jörgen von Sargans..." (60')
Dialekt historisches Hörspiel [L+L]
Walter Wefel, Zürich
18.10.75
75 (DRS-1, 1 Sdg.), 79 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"Jörg, der letzte der Grafen von Montfort-Werdenberg und Sargans, sitzt auf Schloss Ortenstein im Domleschg. Im Angesicht des Todes hat er soeben dem Schreiber seinen Lebenslauf als Nekrolog diktiert und lässt sich diesen nochmals vorlesen. Dabei werden Erinnerungen wach, entscheidende Momente seines Lebens gegenwärtig, und er hält Gericht über sich selbst. Nichts ist ihm geblieben ausser dem Amt des 'Chesslerchüngs',eines Schiedsrichters des fahrenden Volkes. Eine grosse Herrschaft ist während des 15.Jahrhunderts in seinen Händen zerronnen, vertan und verspielt. Erblindet, tief verschuldet, sieht Jörg, Graf von Monfort-Werdenberg und Sargans sein Leben als die ruhelose Wanderschaft eines Heimatlosen. Heimatlos auch zwischen den Zeiten: dem Mittelalter, das im Spätherbst steht, und der neuen Zeit mit den aufkommenden Bünden der Volksherrschaft. Ein Mann mit der Herkunft eines Mächtigen und dem Leben eines Spielers, den die Geschichte übergeht, weil er nirgends zu Hause war." [Pgr 2/79, S.10]
 
 
 
Hugo Loetscher
Dia-Aabig (55')
Dialekt Komödie (?) [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
23.10.75
75 (DRS-1, 2 Sdg.), 77 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
NZZ, 30.10.75, rn., Dia-Aabig: "Hinder em Mami wär Ronco"
 
"Das Ehepaar Mäder mit seinen beiden Kindern Susy und Peter erwartet den Besuch des befreundeten Ehepaares Bärlocher. Zweck dieser Einladung: Vorführung der in den Ferien geknipsten Dias. Diese Alltags-Situation hat wohl jedermann in ähnlicher Form einmal mitgemacht - mitmachen müssen. Ohne begleitendes Bild ist ein Dialog um Ferien-Erinnerungen und Begegnungen mit einem fremden Land - so hoffen wir - noch interessanter und amüsanter als mit Bild. Man könnte diese Technik auch als eine Variante der Teichoskopie bezeichnen (dramaturgisches Hilfsmittel, bei dem auf der Bühne schwer darstellbare Vorgänge hinter die Szene verlegt und durch einen Beobachter geschildert werden).
Mit Heidi Diggelmann, Inigo Gallo, Margrit Rainer und Ruedi Walter." [Pgr 3/75, S.9]
 
 
 
Otto Steiger
Puzzle (61')
Dialekt Berndeutsch Kriminalhörspiel
Amido Hoffmann, Bern
6.11.75
75 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
"Walter Sterchi, Kriminalbeamter, muss seine Ferien in Adelboden verschieben, wenn es ihm nicht gelingt, so schnell wie möglich den Tod des Holz- und Kohlenhändlers Hofmann aufzuklären. Wer war der Mörder oder die Mörderin? Einiges stimmt nicht zusammen. Mit List erzwingt der kluge Polizist das Geständnis. Der Fahrt ins Berner Oberland steht nichts mehr im Wege.
Die Hauptrollen in diesem berndeutschen Kriminalhörspiel spielen Paul-Felix Binz als Kriminalbeamter Sterchi und Elisabeth Berger als nichttrauernde Witwe." [Pgr 3/75, S.11]
 
 
 
Walther Kauer
S'Spaarheft (57')
Dialekt Auftrag Hörspiel-Erstling [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
4.12.75
75 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
tvrz 48/75, S.76, wb, Eine Art Stauffacherin. Walther Kauer: "S'Spaarheft"
 
"In seinem ersten Hörspiel horcht der Schweizer Autor in eine Durchschnittsfamilie aus dem Grenzgebiet zwischen Arbeiterstand und Kleinunternehmertum hinein. Er zeigt, wie der kleine Mann die Auswirkungen der Konjunktur-Abschwächung am eigenen Leib erleben muss, und formt mit der Figur der Mutter eine Art heutige Stauffacherin, der es gelingt, ihre nur an sich selbst denkenden Angehörigen davon zu überzeugen, dass mit gemeinsamem Planen und Handeln eine Krisensituation immer noch am besten gemeistert werden kann." [Pgr 3/75, S.15]

1974        1976