1976        1978

Hermann Gerig
Kurhotel Viktoria (72')
Musik: Emil Moser [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
6.1.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
"Es ist Sommer. Günter Arno, ein etwa vierzigjähriger Geschäftsmann aus Zürich, kommt am Bahnhof eines Höhenkurortes an. Eine Pferdekutsche bringt ihn ins Kurhotel Viktoria. Hier erlebt er, wie mit einem Menschen umgegangen und was aus ihm gemacht werden kann, wenn man mit ihm etwas Bestimmtes vorhat.
Eine unglaubliche Geschichte,- wenn in unserer Zeit nicht immer wieder Menschen, aus ähnlichen Gründen und mit ähnlichen Mitteln 'behandelt', noch viel Unglaublicheres erleben müssten. Eine Geschichte von der Gefährdung der Identität durch Manipulation.
Mit Sibylle Courvoisier, Lilian Westphal, Rudolf Burczolich, Paul Bühlmann und Wolfgang Stendar." [Pgr 1/77, S.3]
 
 
 
Rolf Hörler
Nekrolog (33')
Stereo Montagsstudio [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
7.2.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
"Wir atmen ein und atmen aus. Zwischen Eingängen und Ausgängen bewegt sich unser Leben und Gelebt-werden. Zwischen Anfang und Ende, zwischen Kindheit und Alter, ist unser Dasein mit all seinem Tun und Lassen angesiedelt. Zwischen den Polen Ein und Aus flunkert das Hin und Her gelebter Tage, eine ausgefüllte Spanne Zeit. Das Leben beansprucht uns. Es nimmt uns gefangen in seinem pausenlosen Ablauf. Alles ist organisiert und eingerichtet. Wir sind registriert auf amtlichen Formularen und werden lebenslang, und über den Tod hinaus, begleitet von Bescheinigungen, Anzeigen, Urkunden, Bewilligungen, Zeugnissen und Merkblättern. Das für wichtig genommene Unwichtige verdrängt immer wieder das für unwichtig gehaltene Wichtige, das scheinbar Unnütze, das zu tun so nützlich und notwendig wäre. Wir hätten uns zu weigern, gelebt zu werden. Wir hätten zu leben - bevor es zu spät ist, bevor wir ausgelebt haben. Kennen wir die Anweisungen, die zu beachten wären?
Sprecher: Valerie Steinmann, Gutzi Willer, Annemarie Treichler, Gregor Vogel, Urs Bihler, Peter Kner." [Pgr 1/77, S.7]
 
 
 
Lukas Hartmann
Der Bsuech im Altersheim (39')
Dialekt 2 [L+L]
Rudolf Stalder, Bern
3.3.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.), 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
[Lukas Hartmann = Pseudonym für Hans-Rudolf Lehmann]
 
"Das zweite Hörspiel des Autors von 'Em Pfarrer sy Scheidig' (1975).
Ein Paar besucht im Altersheim die Mutter des Mannes. Die beiden treiben mit der Alten ein perfides Spiel, ohne zu merken, dass diese weit virtuoser mitspielt.
Mit Ellen Widmann, Silvia Jost, Dori Grob und Hans-Heinz Moser." [Pgr 1/77, S.11]
 
 
 
Hans Peter Treichler
Rufe aus dem Jenseits (69')
Musik: Hans Peter Treichler / Max Lässer [D&F]
Martin Bopp, Basel
12.3.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
"Es geht um Botschaften aus dem Jenseits, festgehalten auf Tonbändern. Hardy Lohse, Reporter bei einem deutschen Boulevardblatt, soll der Sache nachgehen; so etwas interessiert die Leute immer. Freilich ahnt er nicht, welche Überraschungen ihn dabei erwarten." [Pgr 1/77, S.12]
 
 
 
Markus Michel
Am Strassenrand abgelegte Träume (44')
Stereo Auftrag Hörspiel-Erstling
Charles Benoit, Bern
19.3.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
"Der junge Berner Autor, geboren 1950, hat bisher einige Theaterstücke und Erzählungen veröffentlicht. Mit 'Am Strassenrand abgelegte Träume' legt er seinen ersten Hörspieltext vor. Darin begleitet er einen jüngeren Mann durch die Träume einer Nacht.
Das Hörspiel entstand im Auftrag von Radio DRS." [Pgr 1/77, S.13]
 
 
 
Alfred Bruggmann
Die Entführung (75')
2 [D&F]
Robert Bichler, Zürich
16.4.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
tvrz 14/77, S.14/15, Paul Imhof, Vom Kopf getrennt. "Die Entführung". Hörspiel von Alfred Bruggmann
 
vgl. mit Adolf Muschgs "Watussi"
 
"Ein Industrieller wird von einer Organisation entführt und von einem einzelnen Mitglied dieser Bande in einer Villa am Stadtrand bewacht. Anfänglich scheint es, dass der Tat politische Motive zugrunde liegen. Doch werden die eigentlichen Ziele der Aktion immer fragwürdiger und undurchsichtiger, je weiter sich der Fall entwickelt. Und er entwickelt sich nicht, wie vorgesehen. Die Verbindung zum Entführer-Hauptquartier wird zeitweise unterbrochen und reisst schliesslich ganz ab. Was den Autor vor allem interessiert, sind die Verhaltensweisen der beiden isolierten Männer, die in Bezug auf Herkunft, Charakter und Bildung grundverschieden sind und deren Verhältnis zueinander sich im Verlaufe der Handlung immer wieder ändert. Je schwächer der Kontakt nach aussen wird, desto stärker wird der Kontakt der beiden unter sich; und je unklarer die Situation draussen wird, desto klarer werden ihre Beziehungen zueinander." [Pgr 1/77, S.18]
 
"So spannend sich der Dialog auch entwickelt, es geht Bruggmann 'mehr um den Inhalt. Mich interessiert die erzwungene Schicksalsgemeinschaft der beiden: Dem Entführer war es verboten, mit dem Opfer zu diskutieren, was sich aber mit der Zeit nicht mehr verhindern liess.' Steeven als Industrieller und Bruno als Revolutionär stossen im Verlaufe ihres Gesprächs immer mehr ihre seelischen Scheuklappen ab, sie werden menschlich, persönlich, am Ende entsteht beinahe ein Happy End, wenn nicht..." [tvrz 14/77, Paul Imhof]
 
 

Barbara Seidel
Kommt, ihr Stimmen der Vergangenheit (40')
2 [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
21.4.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.), 83 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"Durch Holographie können geschehene Begebenheiten nach beliebig langer Zeit wieder sichtbar gemacht werden.- Dem Helden im Hörspiel der Schweizer Autorin ist es nun gelungen, ein Gerät zu konstruieren, das sozusagen akustische Hologramme in die Gegenwart zu übersetzen imstande ist. Während er in seinem Elternhaus herumexperimentiert, erfährt er Unbekanntes über Leben und Persönlichkeit seines frühverstorbenen Vaters. Aber neue Erfindungen können auch unvorhergesehene Nebenwirkungen auslösen." [Pgr 1/77, S.19]
 
 
 
Hans Karl Müller
...5.Gebot, Du sollst nicht töten... (74')
Typoskript bei SLA, Bern
Dialekt 5 [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
7.5.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.), 78 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"Was passiert mit einem jungen Menschen, der sich in unserem christlichen Staat ohne Einschränkung an das 5.Gebot halten will? Dieser Frage ist der Autor in seinem neuen Dialekthörspiel nachgegangen. Bei einer militärischen Gefechtsübung weigert sich der Rekrut Bruno Caminada, auf Scheiben zu schiessen, aus Gewissensgründen, wie er sagt. Von einer Minute auf die andere wird das Leben Brunos grundlegend verändert. Auch auf die Angehörigen bricht eine Flut von Problemen herein. Im Vorfeld der Abstimmung über den 'Zivildienst' sollten wir uns alle mit dieser Frage beschäftigen, denn nicht jeder, der am Staatsgefüge rüttelt, ist ein Psychopath oder Anarchist. Es gibt junge Menschen - vielleicht sind es wenige, aber es gibt sie - die unsere Gesellschaft auf wegweisende und aufbauende Art revolutionieren möchten. Irgendwo in unserem Staat sollte es doch auch für sie Platz haben. Warum stossen wir sie aus wie Aussätzige? Der Autor hat sein Spiel nach dem Studium von Akten frei gestaltet." [Pgr 2/77, S.3]
 
 
 
Urs Widmer
Fernsehabend (37')
Übernahme vom SWF Hörspielpreis der Kriegsblinden 1976 [D&F]
Urs Widmer, Baden-Baden
[12.5.77]
76 (SWF), 77 (DRS-1, 2 Sdg.), 87 (SWF-1, 1 Sdg.)
 
FAZ, 14.4.77, Klaus Wagner, Akrobat auf der Hörbühne. Hörspielpreis der Kriegsblinden für Urs Widmer
NZZ, 10.5.76, GW, "Fernsehabend". Hörspiel von Urs Widmer
 
"Fernsehabend ist ein Volksstück. Das heisst, drei Menschen sitzen, wie wohl ungefähr jeden Abend, vor dem Fernseher: ein Mann, eine Frau, ein Kind. Sie reden: über die Fernsehwellen, die Krebs erzeugen, die Kampfbienen am Amazonas, das Glück, das Sterben, die Politik und wie man alles gescheiter machen könnte, den Sport und wie man erreichen kann, dass Beckenbauer nicht immer so locker auf dem Feld herumsteht, die Japaner und ob sie vielleicht Roboter von einem fremden Stern sind, das Kinderkriegen - über was man halt so redet, wenn man so redet. Nur das Kind redet über ganz andere Dinge. Es will, wenn es gross ist, Dichter werden. Es sagt sogar zwei eigene Gedichte auf. Es ist vielleicht nicht ganz normal." (Urs Widmer) [Pgr SWF 86/87, S.33]
 
 

Adolf Muschg
Why, Arizona
(55')
Typoskript
Typoskript bei SLA, Bern
Stereo Co-Produktion RDRS/WDR Auftrag [D&F]
Hans Hausmann, Basel
14.5.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
tvrz 18/77, S.20, Seelenwüste. Hörspiel von Adolf Muschg: "Why Arizona"
tvrz 18/77, S.64, --, Why, Arizona
Heinz F.Schafroth, Alles recht kleine Bewegungen. Nachwort zu A.Muschg, Übersee, Stuttgart (Reclam) 1981, S.87-92
 
Auftrags-Arbeit für die International Play Commissioning Group
Buchausgabe: Adolf Muschg, Übersee. Drei Hörspiele, Stuttgart (Reclam) 1982
Adolf Muschg, Literatur als Therapie? Ein Exkurs über das Heilsame und das Unheilbare, FfM. (Suhrkamp) 1981
 
"Adolf Muschg leitet sein im Dezember 1976 vollendetes Werk mit folgenden Ausführungen ein: 'Eine einfache Geschichte, deren Durchsichtigkeit dazu bestimmt ist, zu täuschen. Ein Mann, auf Reisen in einem andern Land, begegnet einer (älteren) Frau; das heisst: Er versteht zunächst nur, dass sie ihm ihre Gesellschaft aufdrängt, ohne dass er dieses Bedürfnis zu deuten weiss. (Er hat eigentlich nur eine Auskunft gewünscht.) Sinnliches Interesse ist bei ihm nicht im Spiel, so viel weiss er. Deshalb nimmt er etwas geniert, auch etwas schuldbewusst ihre Mitteilungswünsche zur Kenntnis (die so eindeutig ebenfalls nicht sind). Worauf will das hinaus? Mit sich? Die Konversation - mehr wird es eigentlich nie - klingt manchmal hohl, manchmal angestrengt. Was verbirgt sie? Die Grenzüberschreitung nach Mexiko ändert nichts. Die wahre Grenze ist noch lange nicht überschritten, die zwischen den Personen. In der Verlegenheit (die nirgends dramatisch wird, dafür ist die Zeit zu bemessen) geraten die Angebote manchmal zu gross (im Souvenirladen), wird manchmal eine Frage zuviel gestellt; Unsicherheit als Chance. Wozu?'
Das Hörspiel ist Auftragswerk der internationalen Play Commissioning Group; Regie führt Hans Hausmann, die beiden einzigen Rollen spielen Rosel Schäfer und Heiner Schmidt." [tvrz 18/77]
 
"Bekannte Schriftsteller kosten Geld, bekannte Schriftsteller bevorzugen die Bühne, die anonyme Hörerschaft am Radio ermöglicht keine direkte Reaktion, keinen Kontakt zwischen Autor und Publikum; zudem zahlt das Radio schlecht. Auf internationaler Ebene sucht man indessen einen Ausweg aus der Hörspiel-Misere.
Neun Dramatik-Abteilungen europäischer und amerikanischer Rundfunkstationen haben sich zur 'Play Commission Group' formiert (u.a. DRS, WDR, BBC), um gemeinsam namhafte Autoren zu finanzieren, die für einzelne Stationen zu teuer wären. Einem Autor wird der Auftrag erteilt, ein Hörspiel zu schreiben, welches in der Originalsprache inszeniert wird. Die andern Länder können das Auftragswerk übernehmen. Hans Hausmann, Leiter der Abteilung Dramatik von Radio DRS, betont den inoffiziellen, rein persönlichen Charakter der 'Play Commission Group': 'Das entstand aus privater Initiative, man trifft sich jährlich einmal. Wir haben auch kein Sekretariat.'
Der erste Auftrag an einen deutschsprachigen Autor wurde dem Schweizer Adolf Muschg erteilt, der 1976 das Hörspiel 'Why, Arizona' schrieb. Ein älterer Europäer befindet sich auf der Reise zu einem Kongress in Los Angeles. Um seine Zeit in den USA nützlich zu verbringen, hat er ein Auto gemietet und gondelt damit allein durch die Wüste Richtung Kalifornien. In einem Kaff in Arizona bestellt er Hamburger und Bier. Die Kellnerin, eine Frau in den Fünfzigern, hakt bei seiner Bestellung ein und versucht, den Fremden in ein Gespräch zu verwickeln.
Und damit ist eigentlich schon alles über die Spielhandlung gesagt. Denn 'Handlung' ist hier unwichtig, wichtig sind Fragen: 'Warum' (=why) ist schon im Titel enthalten, der doppeldeutig ist - eine Ortschaft, die an einer Weggabelung liegt, heisst der Strassenform entsprechend Y. Im Englischen wird Y gleich ausgesprochen wie 'why'. Im Wort 'why' ist also Lokalisierung und Sinn des Stückes enthalten. Der Hörer soll sich Fragen stellen. Muschg: 'Das Thema des Spiels heisst: Berührung. Sie findet nicht statt. Aber das Bedürfnis danach wird, hinter den Worten, eingestanden... Die Kunst der Regie bestünde darin, den Hörer ab und zu fragen zu lassen: Was soll's? Ohne dass er die Geduld verlöre.'
Die Frau sucht den Kontakt, auch sie ist allein, nur, der Mann geniesst offenbar seine Einsamkeit. Sie biedert sich bei ihm an, er lässt sich von ihr über die Grenze in ein mexikanisches Dorf schleppen, wo sie ihm alle möglichen Geschenkangebote aufdrängt. Der Mann verschanzt sich hinter Unbestimmtem, man weiss nie recht, ob ihn die Frau nervt oder ob er halbwegs an einem Abenteuer mit ihr interessiert ist. Abenteuer aber ist Nebensache, es geht um Berührungspunkte, die ehrlich gesucht werden, um tiefen Kontakt, nicht um Hopp-und-weg-Kommunikation. Mitten in den mühsamen Dialog knallt die nebensächlich klingende Bemerkung der Frau, dass sie Krebs habe. Doch auch dieser harte Schlag ins plätschernde Plaudern, dieses totale Vertrauensvotum an den Unbekannten, ändert nichts am Vorbeifühlen. Er will nichts von ihr wissen, sie ist vielleicht nicht einmal ein erinnernswürdiges Souvenir an seinen Amerikatrip. So kann die Geschichte nur mit Alltagssätzen enden, mit 'Adieu und alles Gute'." [tvrz 18/77, Paul Imhof]
 
 
 
Walter Matthias Diggelmann
Ein Mann möchte einen Mann kennenlernen (51')
[D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
24.5.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
"Der Grund, warum Markus Inauen Emil Hunziker kennenlernen möchte, ist ein Verkehrsunfall, bei dem sein Sohn, Michael, getötet wurde. Emil Hunziker, der fehlbare Automobilist, ist nach dem Gesetz wohl unschuldig, doch diese Unschuld hilft ihm nicht bei der Bewältigung seiner Probleme, und die Konsequenzen, die er aus den Folgen des Unfalles ziehen muss, verändern sein Leben. Das gilt auch für die Eltern des Verunfallten. Obwohl sich Markus Inauen zuerst rächen will, versetzt er sich, wie unter Zwang, mehr und mehr in die Lage des fehlbaren Automobilisten. Endlich entschliesst er sich, ihn aufzusuchen, um ihn kennenzulernen.
Es spielen: Hanna Burgwitz, Margaret Carl, Valerie Steinmann, Urs Bihler, Walo Lüönd, Fred Tanner und Elmar Schulte." [Pgr 2/77, S.5]
 
 
 
Verena Haller
Der Kreis (24')
Kurzhörspiel Montagsstudio (Hörspiel-Werkstatt) Hörspiel-Erstling [D&F]
Martin Bopp, Basel
6.6.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
tvrz 22/77, S.49, C.P.S., Junge Frau mit drei Berufen. Verena Haller: "Der Kreis"
 
"Das Leben.
Die Natur.
Der Mensch.
Fragen -
Es sind Kreise. Kreise, in denen wir uns bewegen, die sich mit uns bewegen; in denen wir uns verändern, zusammen mit der Natur, mit den Fragen, mit dem Leben, mit dem Mitmenschen. Kreise, die sich überschneiden und wiederum sich ineinander auflösen. Kreise, die sich auch immer wieder schliessen - unaufhörlich - an jedem neuen Tag, mit jedem neugeborenen Leben -" [Pgr 2/77, S.7]
 
 
 
Martha Béery
Domino (45')
[L+L]
Hans Rudolf Hubler, Bern
10.6.77
77 (DRS-1, 1 Sdg.), 81 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"Ein Kind kommt zur Welt. wie reagieren die Verwandten, wenn es ein Knabe ist? Man wird dem stolzen Vater zum Stammhalter sicher gratulieren. Ist es ein Mädchen, dann heisst es etwa: 'Die Hauptsache ist, dass es gesund ist.' Wie geht das nun weiter: Im Kindergarten, in der Schule, in der Lehre, bei der Heirat...? Martha Béery spielt die Idee der Rollenerwartung in verschiedenen Lebenssituationen durch, indem sie jede Szene zweimal ablaufen lässt, einmal in der Variante 'Mann', einmal in der Variante 'Frau'. Das Doppelspiel entlarvt so weitverbreitete Vorurteile und die landläufige Auffassung, dass der Mann dominiert." [Tele 32/81, S.54]
 
 
 
Beat Weber
E normale Ma (44')
Dialekt Berndeutsch Musik: Christian Geiser
Urs Helmensdorfer, Bern
16.6.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.), 78 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
Nähe zum O-Ton-Hörspiel (?)
 
"Autor: Entschuldigung, isch do no frei?
Erich Fischer: Jo, bitte.
Autor: Darf i nech öppis froge?
Erich Fischer: Nume hü.
Autor: ...Es chunnt nech vilech chli komisch vor... Mi Name isch Wäber, i bi Schriftschteuer. Gagewärtig suechen i, churz gseit, Materiau für nes Hörschpiu.
Erich Fischer: Do sit dr bi mir äuä am fautschen Ort.
Autor: Jä...i glouben äbe nid. D Idee isch die: I wett öpper beschriibe, won i überhoupt nüt kenne.
Erich Fischer: U das wär ig?
Autor: Vilech, we dr weit mitmache." [Pgr 2/77, S.9]
 
 

Rudolf Jakob Humm
Die Sendung (64')
Bearbeitung durch den Autor 6 [D&F]
Mario Hindermann, Zürich
18.6.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
Romanvorlage: Spiel mit Valdivia, 1964
 
"Inwieweit kann ein Mensch seine Identität wechseln, die Rolle eines anderen übernehmen unter Preisgabe der eigenen Persönlichkeit?
Um die Karriere seines tödlich verunfallten Herrn, des Schachmeisters Valdivia, zu einem krönenden Abschluss zu bringen, führt der Diener Parra dessen Leben weiter. Doch muss er einsehen, dass die Vergangenheit sich nicht tilgen lässt, ein Menschenleben nicht einfach austauschbar ist. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, um das gleiche Ziel zu erreichen.
Den Stoff zu diesem Hörspiel hat der Autor seinem 1964 erschienenen Roman 'Spiel mit Valdivia' entnommen. Die Hörspielfassung, im Auftrag von Radio DRS entstanden, hat R.J.Humm kurz vor seinem Tod (27.Januar 1977) fertiggestellt.
Es wirken mit: Helga Roloff, Renate Steiger, Peter Kner, Erwin Parker und Ingold Wildenauer." [Pgr 2/77, S.9)
"In seinem späteren Werk hat Humm kaum mehr das Erzählen dargestellt, vielmehr -mit offensichtlicher Freude am Erzählen - eine Geschiche entwickelt oder seine Figuren eine solche leben lassen [...]. In unserem Zusammenhang interessiert aber vor allem jener eine Roman (er heisst 'Spiel mit Valdivia' und wurde 1964 veröffentlicht), in dem er noch einmal, und zwar auf ganz andere, spielerische Weise, das Erzählen erzählt. Nicht um behutsames Aufdecken der Erinnerung geht es hier, sondern um eine fiktive, breit erzählte Geschichte. Der Titel schon deutet es an: da spielt der Autor mit seiner Figur (einem scheinbar adligen Schachmeister, der seinerseits spielt und dessen wahre Identität entdeckt wird); er hat die Gabe der erzählerischen Allgegenwart auf eine handgreifliche Weise, indem er sich einfach unter seine Figuren mischen, in Gesellschaften eindrängen, aber auch plötzlich die Gedanken seiner Figuren lesen kann. Eine eigentliche Novität dürfte dabei sein, dass Humm seinem Autor die Begleitung eines Lesers gibt, der mit ihm an den zu erfindenden Personen herumrätselt. 'Für den Leser, nicht gegen ihn schreiben die Besten', sagte er einmal in der kritischen Rezension eines Buches der jüngeren Generation. Er selber schreibt also für den Leser, weiss sich gelesen, stellt sich sein Publikum vor. Allerdings wahrt er - und das dürfte für seine Haltung bezeichnend sein - auch seinem erfundenen Begleiter gegenüber die Überlegenheit des allmächtigen Erzählers, und wie sein etwas dümmlicher Herr Glauber handfeste Unterhaltung will ('sex and crime') setzt er ihn kurzerhand ab: nicht ein Partner ist der Leser und nicht einer, der mitspielt (wie er dies in den letzten Jahren geworden ist oder werden sollte!), sondern letztlich doch Geschöpf des Autors. Man muss das Buch in seinem zeitlichen Kontext sehen, um seine besondere Stellung zu erkennen: geschrieben in der Zeit der 'Totsagung des Romans' (es erschien im gleichen Jahr wie Frischs 'Gantenbein'), gibt es den Fiktionscharakter des Erzählens zu, ohne doch die Fiktion zu zerstören - ein Nebeneinander, das für den hier charakterisierten älteren deutschschweizerischen Roman bezeichnend sein dürfte und Möglichkeiten wie Grenzen von dessen Erneuerung angibt." [Kindler 1974, S.213/214, Elsbeth Pulver]
 
"Und im Gegensatz zu Humms 'Spiel mit Valdivia' (1964), einem Buch, das ja ebenfalls aus dem Umgang mit dem Leser heraus geschrieben ist, wird hier der Leser als Partner ernst genommen (nicht, wie bei Humm, herumdirigiert und notfalls beiseite geschoben)." [über Gertrud Wilkers Kurzprosa-Band 'Einen Vater aus Wörtern machen'(1970), Kindler 1974, S.324, Elsbeth Pulver]
 
 
 
Paul Michael Meyer
Mallorca bi Bärn (45')
Dialekt Bearbeitung durch den Autor (?) Komödie 2
Charles Benoit, Bern
18.8.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
Vorlage: Mallorca bei Bern, Mundartkomödie 1976 [SSV]
 
"Die Familie Kästli hat sich mit ihren begrenzten Mitteln ein angenehmes Leben angeschafft. Sie haben das, was heute einfach dazugehört. Aber nach 22 Ehejahren gibt es immer noch einen unerfüllten Traum: Ferien am Meer...
Paul Michael Meyer hat im letzten Herbst mit seinem Hörspiel-Erstling 'Stellebewärbig' in breiten Kreisen auf sich aufmerksam gemacht." [Pgr 2/77, S.18]
 
 
 
Klaus Merz
Bruder Montgolfier (27')
Kurzhörspiel Monolog-Hörspiel Auftrag Montagsstudio (Hörspiel-Werkstatt) Bearbeitung durch den Autor (?) Hörspiel-Erstling [D&F]
Martin Bopp, Basel
3.10.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.), 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
tvrz 39/77, S.49, --, Boden unter den Füssen. Klaus Merz: "Bruder Montgolfier"
TR 7, 13.10.77, A.Strauss, Ein Pfarrer flippt aus
 
als Erzählung erschienen in: Latentes Material, Aarau/FfM./Salzburg (Sauerländer) 1978, S.103-116
 
"'Es ist ja nicht das WORT, das mir Schwierigkeiten macht, sondern meine Wörter, die ich Sonntag für Sonntag gebrauche...', sagt ein Geistlicher, dessen Unglaubwürdigkeit - vor allem vor sich selber - von Predigt zu Predigt, von Abdankung zu Abdankung zunimmt. Scheinbarer Auslöser der aufkommenden Verunsicherung ist eine junge Witwe, die an keiner seiner Beerdigungen fehlt. 'Ich fürchte ihr Kommen und wäre über ihre Abwesenheit erschreckt', sagt der Pfarrer, 'ich verhasple mich in ihren Gedanken, die ich sie denken lasse, in ihren Vorstellungen, die ich ihr unterstelle...'
Die Rolle des Geistlichen spricht Peter Brogle." [Pgr 3/77, S.6]
 
"'Was mich beschäftigt, was mich fesselt, hat ausschliesslich mit Menschen zu tun, schreibend halte ich fest, was mir Halt geben muss in Zeiten der Orientierungslosigkeit.' Selbstverständnis des im aargauischen Unterkulm ansässigen Autors Klaus Merz. 'Mich dünkt, man sieht nur, was man formuliert hat', sagt er. 'Wenn man mit Worten etwas fixiert hat, entreisst man der Vergangenheit ein Stück. Man hat etwas in den Händen, an das man sich halten kann. Man schreibt sich ein bisschen Boden unter die Füsse.'
Nun stellt Merz im Radio-Montagsstudio sein erstes Hörspiel vor: 'Bruder Montgolfier'. Er zeigt am Beispiel eines Pfarrers, dass hinter den Fassaden von Autorität und Abgeklärtheit 'bloss' ein Mensch steht, eine Figur, die eine gesellschaftliche Rolle zu erfüllen hat: frei von Zweifeln zu sein, glaubwürdig die Institution Pfarrer zu verkörpern, mit der einen Hand Trost zu versprechen, mit der andern zum Himmel weisend. Eine Geste der Hilflosigkeit?
Obwohl das Radiospiel von den Problemen eines Seelsorgers handelt, geht es darin ebenso um Fragestellungen rund um die Schriftstellerei. Autor Merz weiss: 'Man schreibt immer von sich selbst her.' Sein erstes und auf einer Erzählung beruhendes Hörspiel, meint er, sei 'typischerweise ein Monolog, weil ich im Moment sehr fasziniert bin von der Möglichkeit der Rollenprosa, vom inneren und äusseren Monolog'.
Klaus Merz ist in Menziken aufgewachsen. Er absolvierte in Wettingen das Lehrerseminar, wurde später Sekundarlehrer. Derzeit ist er daran, 'ein Werkjahr zu verschreiben', das ihm das aargauische Kulturkuratorium zugesprochen hat. Trotz dieser Unterstützung widmet sich der junge Autor keineswegs nur literarischer Produktion: An der Bauschule in Aarau unterrichtet er Deutsch. Ausserdem machte er dieses Jahr mutterseelenallein eine Reise in die USA. Seine Amerika-Erfahrung hielt er anschliessend in einem Text fest, streng darauf bedacht, 'keine amerikanischen Wörter, kein billiges Lokalkolorit' zu verwenden. Zurzeit arbeitet Klaus Merz an neuen Erzählungen." [tvrz 39/77]
 
 
 
Annemarie und Hans Peter Treichler
Konzert im Schloss. Aus der Reihe: Die tausendundzweite Nacht (1.Folge) (70')
Dialekt unheimliche Geschichten Auftrag Musik: Hans Peter Treichler [D&F]
Martin Bopp, Basel
3.11.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
"Zu einem umstrittenen Konzert spielt das Streichquartett Rüesch in dieser ersten Folge von unheimlichen Geschichten auf. Die Autoren lassen die Frage offen: Spielte sich das Quartett, das Weisen und Tänze aus der Rokoko-Zeit pflegt, in eine bessere Vergangenheit zurück? Oder wurden sie bei ihrem Konzert im Schloss von finsteren Mächten genarrt? Überhaupt: Beinahe wäre das ganze Konzert gescheitert. Eine Autopanne hält die vier kurz vor dem Schloss noch auf - eine unfreiwillige Pause, die man sich mit Geschichtenerzählen vertreibt. Und wen wundert es, wenn auch diese Episoden alle ein rätselhaftes Ende nehmen? - Mit der Reihe 'Die tausendundzweite Nacht' nehmen die beiden Autoren ein Konzept auf, mit dem Radio Basel vor rund zwanzig Jahren Hunderttausende von Hörern in Bann schlug. 'Verzell du das em Fährimaa', eine Folge gespenstischer, übersinnlicher und grusliger Geschichten aus allen Bereichen der Weltliteratur, lieferte auch das formale Rezept: Episoden, durch eine Rahmenhandlung verknüpft. Freilich sieht nach zwanzig Jahren manches anders aus. So nehmen die Geschwister Treichler für ihr Kaminfeuer-Garn die neusten Ergebnisse der parapsychologischen Literatur in Anspruch." [Pgr 3/77, S.11]
 
 
 
Gerold Späth
Morgenprozession (77')
Stereo Trilogie, 1.Teil 5 [D&F]
Mario Hindermann, Zürich
12.11.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
NZZ, 14.11.77, wg., "Morgenprozession" von Gerold Späth
 
Erstsendung Rias, Berlin, 1976 [SSV]
87 (DRS-2, à la carte)
 
"Der Autor beschwört in seinem Hörspiel die kaum fassbare Welt, die im Halbschlaf eines Träumers aus dem Unterbewusstsein hochsteigt, sich mit den realen Geräuschen des jungen Tages vermengt zu einem bunten Reigen ebenso phantastischer wie poetischer Bilder und Gestalten: Mythische Figuren wie Triton, Lorelei und Salome werden auf Traumwellen herangetragen; Don Quichotte und Sancho Pansa reiten durch ein Hispanien, das von den beiden zynischen Säufern und Geschichtenerfindern Grandgeule und Blégranges und ihrer Gefährtin Judith herbeizitiert wird, wie der Campo di Siena oder ein Schlosspark am Plattensee. Dazwischen, fast an der realen Oberfläche des Traums, sein Nachbar, der alte Leydenstein, Überlebender von Treblinka, und schemenhaft, als Gegenstimmen, Figuren der Seestadt (Rapperswil), in welcher der Schläfer seinen Traum träumt: der Milchmann, der Bürgermeister, der Pfarrer und andere. Das Ganze eine grosse Fuge, eine Wortpartitur - Späth entstammt einer alten Orgelbauer-Familie - in der alle Register gezogen werden." [Pgr 3/77, S.12]
 
"'In der Ferne eine Stadt' kann als dritter Teil einer Trilogie bezeichnet werden, deren erster Teil die 'Morgenprozession' ist; das Mittelstück 'Kalter Tag' ist noch nicht produziert." [Pgr 1/79, S.4]
 
 
 
Robert Stauffer
Es könnte ja noch schlechter sein. Monolog eines Auslandschweizers (60')
Übernahme vom ORF Montagsstudio [D&F]
Hans Rochelt, Wien
[14.11.77]
(ORF), 77 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
"'In der Fremde kann man es nicht so bequem haben wie zu Hause, man muss also genügsam sein und mit Zimmern, Möbeln und Betten vorliebnehmen, wie sie sind', rät Adolph Freiherr von Knigge. Der Schweizer in Robert Stauffers Hörspiel schlägt diesen gutgemeinten Rat jedoch in den Wind und sinniert angesichts einer rinnenden Wasserleitung in seinem Hotelzimmer über zweckmässige und mögliche Verbesserungen der Einrichtungen in österreichischen Beherbergungsbetrieben. Dass der Merkantilismus schweizerischer Prägung bei alldem nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst." [tvrz 45/77, S.50]
 
 
 
Werner Kuhn
Auf dem Karsten Nebel (62')
Typoskript bei SLA, Bern
Dialekt 2 [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
17.11.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
"Ein Ausflugs-Car gerät auf einem Alpenpass in Nebel und Steinschlag. Die Insassen, eine kleine internationale Gruppe von Touristen, müssen die Nacht im Car verbringen. Das Spiel zeigt neben den Beweggründen, aus denen heraus sich die Einzelnen zu dieser Passfahrt entschlossen haben, den Einfluss der im Nebel, im Ungewissen, in der Gefahr zugebrachten Nacht auf ihr Denken und Handeln. Es entlässt mit dem Blick auf die durch dieses Nebel-Erlebnis veränderten Menschen und Lebensumstände. Diese Nacht im Nebel, in der Abgeschlossenheit, setzt die Probleme der Touristen in eine neue Distanz, schafft, ungewöhnlich für Nebel, Klarheit und fördert Lösungen. Das vordergründige, reale Geschehen wird zum Spiegel des Seins." [Pgr 3/77, S.13]
 
 
 
Ludwig Imesch
Va de Totu nummu Güets (45')
Dialekt Oberwalliser Mundart Ausführende: Oberwalliser Hörspielgruppe [L+L]
Rudolf Stalder, Bern
20.11.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.), 78 (DRS-1, 1 Sdg.), 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"Die Toten sind nicht tot, sie leben ausserhalb ihrer leiblichen Hülle weiter. Der Oberwalliser Mundartautor versucht in diesem Spiel aufzuzeigen, dass der Geist der Toten uns sehr nahe sein kann. Diese Darbietung dürfte die Freunde der wohlklingenden Oberwalliser Mundart besonders interessieren.
Ausführende: Oberwalliser Hörspielgruppe." [Pgr 3/80, S.7]
 
 
 
Annemarie und Hans Peter Treichler
Das Bergwerk. Aus der Reihe: Die tausendundzweite Nacht (2.Folge) (74')
Dialekt unheimliche Geschichten Auftrag Musik: Hans Peter Treichler [D&F]
Willy Buser, Basel
8.12.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
tvrz 48/77, S.49, --, Zwei Geschwister lassen spuken. "Das Bergwerk", die zweite Sendung in der Hörspielreihe "Die 1002.Nacht"
 
"Dass die dunklen Mächte des Übersinnlichen auch vor der nüchternen Kulisse einer Examensreise nicht haltmachen, zeigen Annemarie und Hans Peter Treichler in der 2.Folge ihrer Serie [...]. Das 'Bergwerk' führt eine Handvoll Lehrer und Schulpfleger in einer stillgelegten Erzgrube zusammen. Sie füllen eine unfreiwillige Wartepause mit Geschichtenerzählen aus. So wird aus der heimatkundlichen Exkursion ein Ausflug in die Bezirke des Übersinnlichen, dennoch sind die Spuren eines Schlagwetters, das in dunkler Vergangenheit hier seine Opfer forderte, nicht getilgt. Und selbst in der heilen Welt der Schulstube meldet sich mitunter statt der Schüler ein Gast aus einer anderen Welt zu Wort." [Pgr 3/77, S.16]
 
"Für unheimliche Geschichten ist das Radio ein ideales Medium. Hier kann man, anders als im Buch, beim Erzählen auch Geräusche beigeben. Und die gehören zum Ungeheuerlichen fast wie das Salz zur Suppe. Hier darf man aber auch, anders als beim Fernsehen, auf Bilder verzichten, die doch gerade das fixieren, von dem ein bisschen offen bleiben muss, ob es nun tatsächlich so war oder nur so schien. Vor zwanzig Jahren schon hatte denn auch Radio Basel mit seiner Spukgeschichten-Serie 'Verzell du das em Fährimaa' durchschlagenden Erfolg. Daran knüpfen nun, lose zumindest, Annemarie und Hans Peter Treichler an, wenn sie ihre Geschichten aus der '1002.Nacht' erzählen.
[...]
Dass sie damit in die Nähe der Trivialkunst rücken könnten, ist eine Gefahr, die Hans Peter gelassen auf sich nimmt. Wesentlicher scheint ihm nämlich, 'dass wir da eine Lücke füllen zwischen Kunst und Unterhaltung.'" [tvrz 48/77]
 
 
 
Hugo Loetscher
D'Bschärig
(52')
Typoskript bei SLA, Bern
Dialekt [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
15.12.77
77 (DRS-1, 2 Sdg.), 78 (DRS-1, 1 Sdg.), 84 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"Familie Mäder, Vater, Mutter, Tochter und Sohn - wir kennen sie bereits vom Dialekthörspiel 'Dia-Aabig' her - und Grossmutter Mäder treffen die letzten Vorbereitungen zum grossen Fest. Vor der Bescherung werden Geschenke verpackt, wird der Weihnachtsbaum hergerichtet, findet ein Probe-Absingen der eingeübten Lieder statt usw.
Dadurch, dass drei Generationen vertreten sind, bietet sich dem Autor im neuen Dialekt-Hörspiel die Möglichkeit, das christliche Fest von verschiedenen Bedeutungs- und Erlebnis-Ebenen aus darzustellen, nicht per Abhandlung - so hofft er - sondern anhand von Kommentaren, welche die verschiedenen Handlungen begleiten." [Pgr 3/77, S.17]
 
 
 
Maria Simmen
Kathaura (62')
Dialekt Luzerner Mundart Auftrag Musik: Ernst Neukom (Synthesizer) [D&F]
Julian Dillier, Basel
17.12.77
77 (DRS-2, 2 Sdg.), 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"In diesem Hörspiel geht es um das Beispiel einer Ehe, die am Ermüden ist. Der Mann ist ein nüchterner Realist, er sieht als Lebenszweck strikte Pflichterfüllung. Die Frau ist voll guten Willens, jedoch stark vom Gefühl geleitet, fast sentimental, und sehnt sich nach einem grösseren Anteil an Freude und Glück. Unter diesen charakterlichen Voraussetzungen verstehen sich die beiden nicht mehr. Das Gespräch zwischen ihnen versagt, versandet in Meinungsverschiedenheiten und Streit.
Susanne versucht, sich aus dieser Ehesackgasse in die Phantasie zu retten, da ihr ein anderer Ausweg überhaupt nicht zugänglich ist. Sie denkt sich einen Idealfreund aus, versetzt ihn in eine Art Paradies, wo sie ihn jeden Abend aufsucht, um sich mit ihm in der Art auszusprechen, wie es ihr bei Oski, ihrem Mann, nicht mehr gelingen will. Sie modelt den erfundenen Partner ganz nach ihrem Wunsch, legt ihm die Antworten auf ihre Fragen und Klagen in den Mund, die sie von ihrem Mann vergeblich erhofft. Oswald ist somit die ideale Ausgabe ihres eigenen Mannes. Mit ihm kann sie bis zu den unlösbaren Fragen der Liebe und auch der letzten Dinge wie Alter und Tod vordringen und Verständnis finden. Die weltfremde Flucht zum Phantasiegefährten führt sie aber auch zur Besinnung auf die Wirklichkeit. Sie erfährt durch die Auseinandersetzung mit dem erdachten Freund - eigentlich mit sich selbst - was von ihr gefordert ist, nämlich, die Realität der Ehe in ihrer Unzulänglichkeit immer wieder neu zu bestehen und ihren Mann in seiner unbeholfenen Haltung ihr gegenüber so anzunehmen, wie er ist.
Das Stück ist nicht tröstlich und enthält auch nicht den Aufruf zum Ausbruch in die äussere 'Selbstverwirklichung' der Frau. Es zeigt vielmehr die Situation vieler Frauen, die die Ehe unter nicht leichten Bedingungen zu bestehen haben, sie aber bestehen möchten." [Pgr 3/77, S.17]



Walther ab Hohlenstein
Rudolf Dursts Rezept. Jahres-End-Spiele. Szenen und Geschichten zum Thema Silvester (9')
Kurzhörspiel Anregung der Abteilung Dramatik [D&F]
Mario Hindermann, Zürich
31.12.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
"Fünf Schweizer-Autoren - Walther ab Hohlenstein, Gerold Späth, Silvio Blatter, Beat Brechbühl und Alfred Bruggmann - haben sich auf unsere Anregung hin zum Thema Jahresende-Jahreswechsel so ihre Gedanken gemacht.
Entstanden sind keine üblichen Silvestergeschichten, sondern Kurzhörspiele, die bei aller Verschiedenartigkeit doch eines gemeinsam haben: sie schildern Situationen, die jeweils ein Ende oder einen Neubeginn markieren, Veränderungen also, und die damit auch neue Möglichkeiten eröffnen." [Pgr 3/78, S.22]
 
 
 
Gerold Späth
Freemans Loch. Jahres-End-Spiele. Szenen und Geschichten zum Thema Silvester (15')
Kurzhörspiel Anregung der Abteilung Dramatik [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
31.12.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
 
 
Silvio Blatter
Das entwichene Jahr. Jahres-End-Spiele. Szenen und Geschichten zum Thema Silvester (14')
Kurzhörspiel Anregung der Abteilung Dramatik [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
31.12.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
 
 
Beat Brechbühl
Die Glasfrau. Jahres-End-Spiele. Szenen und Geschichten zum Thema Silvester (18')
Kurzhörspiel Anregung der Abteilung Dramatik [D&F]
Mario Hindermann, Zürich
31.12.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
 
 
Alfred Bruggmann
Es Wort isch es Wort. Jahres-End-Spiele. Szenen und Geschichten zum Thema Silvester (9')
Dialekt Kurzhörspiel Anregung der Abteilung Dramatik [D&F]
Robert Bichler, Zürich
31.12.77
77 (DRS-2, 1 Sdg.), 78 (DRS-2, 1 Sdg.)

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