1977        1979

Walther Kauer
En Schtaat suecht en Mörder (49')
Typoskript bei SLA, Bern
Dialekt 3 [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
19.1.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
tvrz 2/78, S.12, Ursula Kauer, Tödliches Gesellschaftsspiel. Walther Kauer: "En Schtaat suecht en Mörder"
 
"Der Schweizer Autor Walther Kauer hat vermutlich einen sechsten Sinn für Tendenzen und mögliche Entwicklungen und Veränderungen in unserer Gesellschaft. Seinen Vorschlag, ein fiktives Hörspiel über die Wiedereinführung der Todesstrafe in der Schweiz zu schreiben, machte er der Abteilung Dramatik fast ein Jahr, bevor dieses Thema in die politische Diskussion geriet.
Anhand einiger möglicher Auswirkungen des leider möglichen Rückschritt ins Mittelalter will uns Walther Kauer zur Besinnung auf unsere Menschlichkeit aufrufen.
Mit Peter Löffler, Peter Holliger, Ernst Stiefel, Walo Lüönd, Gutzi Willer u.a." [Pgr 1/78, S.5]
 
[...]
"Jahrzehntelang aus dem Wortschatz in die Vergangenheit verbannt, aus den Hinterköpfen jedoch nie ganz verschwunden, wird der Begriff der Todesstrafe nach und nach auch bei uns wieder salonfähig.
Es geht hier um die Wiedereinführung der Todesstrafe - auf demokratischem Weg natürlich -, um die Verantwortung und wie man sich ihrer entledigen kann. Es liegt ein Fall vor, und die Gerichtsbarkeit muss einen Henker suchen. Hinter den sogenannten Fällen und Akten stehen bekanntlich Menschen. Ein Staatsanwalt und sein Stellvertreter geraten in Konflikt mit der Ausführung des 'gesunden Volkswillens.' Strafe durch legalisiertes Töten verursacht Schuldgefühle, und jeder versucht sich davon zu befreien. Doch der ordentliche Weg, die Hierarchie steht über den vorhandenen Gefühlen, ein immer wiederkehrendes Gesellschaftsspiel." [tvrz 1/78, Ursula Kauer]
 
 
 
Ueli Zindel
Usgschtige (40')
Dialekt Auftrag [D&F]
Stephan Heilmann, Basel
21.1.78
78 (DRS-2, 2 Sdg.), 79 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
Arbeitstitel: Gschlisse
 
"Zu seinem neuen Mundart-Hörspiel schreibt der junge Aargauer Autor: Lächeln müssen, das macht traurig und leer. Judith, das ist eine Kassiererin, ist unfreundlich geworden zu den Kunden. Leben will sie - wann endlich?
Gross ist der Lärm im Einkaufszentrum und die Gesichter wie Puppen. Der Arzt ist geduldig -" [Pgr 1/78, S.5]
 
 
 
Rudolf Jakob Humm
Die vergoldete Nuss (56')
Typoskript bei SLA, Bern
Bearbeitung durch den Autor 7 [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
4.2.78
78 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
"Dieses Hörspiel nach dem Stoff seiner gleichnamigen Novelle schrieb der vor etwas über einem Jahr verstorbene Zürcher Autor lange bevor sein rundfunkdramatisches Schaffen für das Schweizer Radio begann.
Auf dem Titelblatt seines Typoskripts steht mit der Maschine geschrieben:
Die vergoldete Nuss Hörspiel von R.J.Humm (Zürich, Hechtplatz 1)
und mit Bleistift in seiner kleinen, aufrechten Handschrift:
Wieder gelesen am 12.X.71 Nicht schlecht, aber zu umständlich dann hat der Aufbau auch einen Fehler.
getypt am 6.XII.54
(Erste Erwähnung im TB (Tagebuch): 18.XII.53)
Die Dramaturgie hat sich bemüht, die umständliche Handlung zu vereinfachen, hat aber das komplizierte Geflecht der Erzählebenen dieses modernen Märchens erhalten. Ob das geneigte Publikum den 'Fehler im Aufbau' bemerken wird?
Mit Gian Töndury, Paul Bühlmann, Claudine Rajchmann und Ruedi Walter in den Hauptrollen." [Pgr 1/78, S.7]
 
 
 
Annemarie und Hans Peter Treichler
Die Veteranen. Aus der Reihe: Die tausendundzweite Nacht (3.Folge) (54')
unheimliche Geschichten Auftrag Musik: Hans Peter Treichler [D&F]
Martin Bopp, Basel
16.2.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
Nach Holland und seine fernöstlichen Kolonie führt die 3.Folge aus 'Die 1002.Nacht'. Der Ausgangspunkt: Die Privat-Yacht Mary S., vor Gut Windhoek in einem kleinen Kanalhafen vertäut. Ein Hauch exotischen Geheimnisses umweht die unheimlichen und übernatürlichen Episoden, mit denen sich die Veteranen gegenseitig zu übertrumpfen suchen. Denn auch diesen Winter haben sie sich an Bord der Mary S. zusammengefunden - drei alte Seebären der holländischen Marine, die ihren ganz speziellen Jahrestag feiern. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert entkamen sie, wie durch ein Wunder, der Flammenhölle von Tjalatjap. Während das Trio Erinnerungen an den Krieg zur See und zu Lande austauscht, bereitet sich an Bord Unheimliches vor. War die wunderbare Errettung nur ein Aufschub?" [Pgr 1/78, S.9]
 
 
 
Urs Ledergerber
Dialog zwischen Mann und Frau (55')
Typoskript bei SLA, Bern
2 [D&F]
Robert Bichler, Zürich
25.2.78
78 (DRS-2, 2 Sdg.), 79 (ORF, 1 Sdg.), 79 (BR, 1 Sdg.)
 
"Der Schweizer Urs Ledergerber lebt in Deutschland. Mit diesem Dialog stellen wir sein zweites Hörspiel vor.
Ein Mann und eine Frau hatten sich vor Jahren zusammengetan, weil sie hofften, das Leben mit all seinen Schwierigkeiten gemeinsam besser durchstehen zu können. Diese Hoffnung aber hat sich langsam davongemacht, in kleinen Schritten. Fast zufällig entdecken sie, dass sie unglücklich sind. Nun reden sie. Sie erkennen ihre geheimen Wünsche und versuchen, den Entwurf eines besseren Zusammenlebens zu finden.
Mit Gert Westphal und Christiane Hörbiger." [Pgr 1/78, S.10]
 
 
 
Markus Kägi
Ich glaube, die andere meined, mer ghöred gar nüme dezue (50')
Dialekt Hörspiel-Erstling Auftrag [D&F]
Mario Hindermann, Zürich
2.3.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
Anregung und Auftrag der Abteilung Dramatik [Pgr 1/78, S.11]
Wurde am 17.12.86 im Zentrum Karl der Grosse im Rahmen eines Altersnachmittags vorgeführt (Veranstaltung des Sozialamtes der Stadt Zürich).
 
"Zu den Käufergruppen, die von den Verkaufsstrategen in den letzten Jahren neu entdeckt wurden, gehören nebst den Jugendlichen auch die Betagten. Mit raffinierten Methoden werden sie nicht bloss umworben, sondern vielfach auch hinters Licht geführt. Das 'Geschäft mit den Alten' floriert. Zu diesen meist fragwürdigen und undurchsichtigen Verkaufsmethoden gehören die Werbecarfahrten. Wie hier vorgegangen wird und warum gerade betagte Leute durch diese Tricks und Manipulationen sich so leicht ködern lassen, das ist Thema und u.a. Inhalt dieses Hörspiels, welches der junge Schweizer Autor auf Anregung und im Auftrag der Abteilung Dramatik geschrieben hat." [Pgr 1/78, S.11]



Christian Jauslin / Willy Buser
Engadin Skimarathon. Mit 10000 unterwegs beim Jubiläumslauf 1978. Eindrücke, Meinungen und Informationen von Läufern, Zuschauern
und Organisatoren (60’ / gekürzte Fassung: 55’)
Dialekt; Stereo
Christian Jauslin / Willy Buser, Basel
21.3.78
78 (DRS-1, 1 Sdg.), 79 (DRS-2, 1 Sdg.) (gekürzte Fassung), 93 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
 
 
Franz Hohler
Bsüech. Ein improvisiertes Hörspiel (63')
Dialekt [D&F]
Mario Hindermann, Zürich
23.3.78
78 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
'Bsüech' wurde am 18.3.87 im Zentrum Karl der Grosse im Rahmen eines Altersnachmittags vorgeführt (Veranstaltung des Sozialamtes der Stadt Zürich).
 
"Da war zuerst im Kopf des Autors eine Geschichte.
Diese Geschichte wurde vom Autor in Stichworten grob skizziert.
Dann waren da ein paar Freunde, die Freude hatten an dieser Geschichte.
Und da diese Geschichte von Menschen handelte, hatte die Freunde Lust, diese Menschen darzustellen.
Und ein paar Radioleute hatten Lust, diese Geschichte aufzunehmen. Also verliessen sie ihr Studio und fuhren dorthin, wo die Freunde die Geschichte darstellten.
Und so ergab sich, dass die Radioleute improvisiert aufnahmen, was der Autor, seine Frau und ihre Freunde in der Wohnung des Autors anhand der skizzierten Geschichte improvisierten.
Im Studio wurden die vielen improvisierten Geschichten zu einer einzigen improvisierten Geschichte zusammengefügt.
Ihr Titel: Bsüech.
Der Geschichtenerfinder: Franz Hohler
Die Darsteller: Der Autor, seine Frau und ihre Freunde.
Die Radioleute: Mario Hindermann und Peter Staub.
Das Resultat: Ein rundum improvisiertes Hörspiel.
Sein Inhalt: Ein junger Buchhändler und seine Frau bekommen verschiedene Besuche, lernen sich dadurch besser kennen und kommen einander näher.
Die Geschichte hätte auch ganz anders ausgehen können." [Pgr 1/78, S.14]
 
 
 
Jeannette König
Photos, schwarz-weiss, ohne Rand, halbmatt (31')
Montagsstudio (Hörspielwerkstatt) [D&F]
Martin Bopp, Basel
3.4.78
78 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
"Ein Spiel in Bildern von Menschen.
Passporträts (er)leben; trinken im Wohnzimmer Kaffee, schauen Photos von Paris an, treffen in der Stadt Bekannte, kaufen ein und ihre Hirne denken.
Erzählung, Musik und Regie rahmen die einzelnen Bilder zum Bild von Herrn und Frau Beiler." [Pgr 1/78, S.15]
 
 

Klara Obermüller
Für Glück gibt es keine Garantie (46')
Typoskript bei SLA, Bern
Hörspiel-Erstling [D&F]
Walter Baumgartner, Zürich
4.5.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
"Mit Klara Obermüller kann die Abteilung Dramatik eine neue Schweizer Hörspielautorin vorstellen.
In ihrem ersten Werk nimmt sich die Zürcherin der Adoptionsproblematik an. Wohl hat das neue Kindesrecht - vor allem für das Adoptivkind - bedeutende Verbesserungen gebracht. Aber jede Ordnung hat ihre Härten. Wer fragt z.B. jemals nach den Nöten der Mutter, die ihr Kind zur Adoption weggeben muss? Indem Klara Obermüller uns einen Ausschnitt aus diesem Problemkreis zu zeigen versucht, gelingt ihr die Darstellung eines Grundproblems: der Schwierigkeit zwischenmenschlicher Verständigung.
Mit Marianne Keller, Claudine Rajchmann, Renate Steiger, Daniel Kasztura, Walter Andreas Müller, Hans Suter und Georg Weiss." [Pgr 2/78, S.2]
 
 
 
Flavia Schnyder
Privataglägeheite. Ä Gschicht us em Alltag
(65')
Typoskript bei SLA, Bern
Dialekt Komödie Hörspiel-Erstling [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
25.5.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.), 85 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
Solothurner AZ, 6.7.85, Heinz Appenzeller, Dialektkomödie von Flavia Schnyder
Aargauer Tagblatt, 16.7.85, y., Von der Pike auf
LNN, 6.7.85, Heinz Appenzeller, Hörspiel: Privataglägeheite
 
"So etwas kommt doch vor: dass sich ein Ehemann einmal in eine andere verliebt, das muss ja noch keine Tragödie sein. Aber Eifersucht ist ein schlechter Ratgeber. Sie führt die erboste und impulsive Thérèse Rutishauser geradewegs ins Büro ihres Mannes, nachdem sie ihn auf vermeintlichen Abwegen ertappt hat. Fräulein Wildi, die tüchtige Sekretärin, soll ihr helfen, die unbekannte Dame im Hintergrund zu stellen. Für solche 'Privatangelegenheiten' hat Fräulein Wildi aber wenig Verständnis. Schliesslich ist es der Direktor selber, der in dieser Sache zum Rechten sehen muss, soll das Betriebsklima in seiner Firma nicht empfindlich gestört werden.
Die Hauptrollen in Flavia Schnyders Hörspielerstling spielen: Silvia Siegrist, Sibylle Courvoisier, Juliane Vonderlin, Edi Huber und Mathias Gnädinger." [Pgr 2/78, S.5]
 
 
 
Margrit Schriber
Ein Platz am Seitenpodest (43')
Hörspiel-Erstling [D&F]
Martin Bopp, Basel
27.5.78
78 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
"Eine Pianistin hat den letzten Zug versäumt und ein Mannequin hat durch einen Sturz auf dem Laufsteg ihr Kind verloren. In diesem Hörspiel passiert nicht das Ungewöhnliche und Spektakuläre. Die kleine Panne geschieht, das Alltägliche, an das wir uns gewöhnt haben und kaum noch wahrnehmen. Das Leben einer Frau mit Sehnsucht nach Schönheit, Anerkennung, Liebe und Geborgenheit ist verknüpft mit demjenigen einer Frau, die alle diese Werte besitzt. In einem inneren Monolog, der sich plötzlich zur Szene verdichtet, werden die kleinen Verzweiflungen, Ängste, Träume, Boshaftigkeiten, Gewissensbisse, Triumphe und Niederlagen gezeigt." [Pgr 2/78, S.5]



Gerold Späth
Heisse Sunntig (64')
Typoskript
Typoskript bei SLA, Bern
Dialekt Stereo Bearbeitung durch den Autor 7 [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
10.6.78
78 (DRS-2, 2 Sdg.), 79 (DRS-2, 1 Sdg.), 83 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
LNN, 6.6.83, Heinz Appenzeller, Hörspiel "Heisse Sunntig"
 
Dialektfassung von "Heisser Sonntag", Bern 1971
Buchausgabe: Heisser Sonntag. Zwölf Geschichten, Zürich (Arche) 1973 / FfM. (FiBü 5076) 1982
 
"1971, nach dem ersten grossen Erfolg mit seinem Roman 'Unschlecht', hat Gerold Späth seine Novelle 'Heisser Sonntag' zu einem Hörbild umgearbeitet.
Seither ist Späth regelmässig als Hörspiel-Autor in unserem Spielplan vertreten. Er hat sich eingehend mit den Möglichkeiten der Hör-Bühne befasst. Das ist sicher ein Grund dafür, dass seine Spiele auch den Weg zu ausländischen Radiostationen gefunden haben. 'Grundriss eines grossen Hauses' wurde beispielsweise ausser von Radio DRS auch in Kanada produziert, die 'Morgenprozession' in Berlin.
Nun hat sich Späth noch einmal hinter seinen 'Heissen Sonntag' gemacht, um im Dialekt des oberen Zürichsees mit seinem akustischen Bilderbogen noch näher an seine erfundene Wahrheit heranzukommen. Dabei ist ein ganz neues Hörspiel entstanden, das: '...die Hüser am See...es Bilderbuechstettli im Hochsummer, am ene Sunntig...' besingt!?
Erzähler ist Fred Tanner." [Pgr 2/78, S.7]
 
 
 
Emil Zopfi
Biwaknacht (50')
Typoskript bei SLA, Bern
Hörspiel-Erstling [D&F]
Robert Bichler, Zürich
15.6.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
"Zwei Bergsteiger verbringen in einer Wand eine lange unfreiwillige Biwaknacht. Ein Älterer, am Ende seiner Karriere als berühmter Alpinist, vom Leben enttäuscht, ernüchtert, gescheitert. Ein Junger, noch voller Illusionen und falscher Ideale.
Die Nacht und die ungewisse Situation zwingt sie zur Auseinandersetzung mit sich selbst, mit ihrem Leben, mit ihrem Platz in der Gesellschaft. So erhält jeder vom anderen einen neuen Impuls für den Morgen.
Mit Franziskus Abgottspon und Peter Kner." [Pgr 2/78, S.8]
 
 
 
Franz Xaver Erni
Chaaresalbi. Hörspiel in Aargauer Mundart (39')
Dialekt Aargauer Mundart (Region Baden) Umgangssprache [L+L]
Andreas Fischer, Zürich
1.9.78
78 (DRS-1, 1 Sdg.), 81 (DRS-1, 1 Sdg.), 83 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
"Es dürfte schwer sein, vom Titel 'Charesalbi' auf die richtige Thematik dieses Spiels zu kommen. In der Tat geht es ursprünglich auch um Wesentlicheres als um Wagenschmiere, nämlich um eine Beerdigung.
Das Mundartspiel von Franz Xaver Erni ist dem alltäglichen Leben entnommen: Sprache und Verhalten der Beteiligten sind nicht 'literarisch' verarbeitet worden, sondern genau so wiedergegeben, wie jedermann sie selbst tagtäglich beobachten kann. Erwähnenswert an dieser Inszenierung von Andreas Fischer ist wohl auch die Tatsache, dass es sich um ein Spiel in Aargauer-Mundart handelt.
In den Hauptrollen wirken Vera Furrer und Alfred Bruggmann mit." [Pgr 3/81, S.5]



Hanspeter Gschwend
Joggeli, chasch ou rytte? (58')
Dialekt Stereo Auftrag 4 [D&F]
Matthias von Spallart, Basel
2.9.78
78 (DRS-2, 2 Sdg.), 81 (DRS-2, 2 Sdg.)
 
NZZ, 4.9.78, liv., "Joggeli chasch ou rytte?" Hörspiel von Hanspeter Gschwend
 
Auftragsarbeit zur Stereoeröffnungswoche
 
"'Joggeli, chasch ou rytte?' So beginnt ein Kindervers, der sich als leitmotivische Erinnerung durch das Hörstück zieht. 'Da macht das Rössli tripp und trapp und wirft der Joggeli hindenap!' So endet der Vers.- 'Äntwäder - oder. Äntwäder seisch zue, und de bisch da. Oder de seisch ab. Und de bisch duss.' In dieser Alternative kehrt die Spielsituation für den dreissigjährigen Thomas, einen 'Aufbruchstudenten' des Jahres 1968, zurück. Sie kehrt zurück in der Berufssituation, in seiner Partnerschaftsbeziehung, sie kehrt aber auch zurück in der tiefliegenden und verdrängten Angst vor einer unheilbaren Krankheit. Wirft das Ross den Reiter ab?
Das zur Stereoeröffungswoche von Radio DRS in Auftrag gegebene Stück zeigt in der Verschränkung von Bewusstseinsebenen, aber auch in realen Bewegungen in akustischen Räumen Möglichkeiten des stereophonen Hörspiels." [Pgr 3/78, S.4]
 
"Tatsächlich zeichnet sich in Hutterlis Prosabüchern [...] der Versuch einer differenzierten, nicht schablonenhaften Auseinandersetzung mit den bestehenden Institutionen ab. Das gleiche in den Hörspielen von Hans-Peter Gschwend (*1945): 'Feldgraue Scheiben', 1971, und 'Joggeli chasch ou ryte', 1978. Der Autor trägt seine Kritik nicht von aussen an das Bestehende heran, sondern wählt Protagonisten, die sich in dessen Rahmen einsetzen." [Kindler 1980, S.424/425, E.Pulver]
 
 
 
Hans Karl Müller
Katharinenspital, Zimmer 144 (88')
Typoskript bei SLA, Bern
Dialekt Stereo 6 [D&F]
Hans Jedlitschka, Zürich
23.9.78
78 (DRS-2, 2 Sdg.), 79 (DRS-2, 1 Sdg.)
 
"In seinem neuen Dialekthörspiel befasst sich der Autor mit einem Problem, das er als Arzt aus praktischer Erfahrung kennt.
Um dem durch einen Verkehrsunfall schwer verletzten Journalisten Thomas Muheim zu helfen, verlegt der Abteilungsarzt Dr.Froese den Patienten zu Sterbenden. Diese Handlungsweise verursacht grosse Unruhe im Spital, denn es werden Fragen aufgeworfen, die zwar Dr.Froese aus seinen eigenen, inneren Konflikten heraushelfen, die aber die Zusammenarbeit im Spital schwer gefährden. Dem Autor geht es nicht darum, das Thema 'Tod und Sterben' philosophisch-theologisch, das heisst wissenschaftlich zu erörtern. Er möchte lediglich erreichen, dass sich jeder Hörer fragt: was bedeutet mein eigener Tod für mich ganz persönlich.
Die Hauptrollen spielen: Yvonne Kupper, Robert Bichler, Peter Holliger und Horst Mendroch." [Pgr 3/78, S.7]
 
 

Pil Crauer
Das Leben und Sterben des Paul Irniger, gezeichnet von Pil Crauer nach den Gerichtsakten und den Erinnerungen der Zeitgenossen; 1. Die Ereignisse von 1933; 2. Irnigers Leben; 3. Verhaftung und Urteil; 4. Das Ende (45' / 67' / 73' / 67')
(Hörfolge) Hörspielfolge Gesamtleitung: Uller Dubi nicht gesendet (Bundesgerichtsentscheid) [L+L]
Julian Dillier, Basel
[20.10.78]
[78 (DRS-1)], [80 (DRS-1)]

Tele 41/78, S.49, Rudolf Blum, Der Mörder auf dem Holzkreuz
Tele 52/79, S.41, bl., Mörder auf dem Holzkreuz
 
Titel der 1978 programmierten Folgen: "Das Leben und Sterben des unwürdigen Dieners Gottes und mörderischen Vagabunden Paul Irniger, gezeichnet von Pil Crauer nach den Gerichtsakten und den Erinnerungen der Zeitgenossen"
Buchausgabe: "Das Leben und Sterben des Paul Irniger", Basel (Lenos)
 
[Pil Crauer = Pseudonym für Felix Bühler]
 
Die Sendung der ersten zwei Folgen war erstmals programmiert für 20.10.78 (1.Folge) / 27.10.78 (2.Folge) / 3.11.78 (2.Folge), DRS-1; die dritte und vierte Folge wurden im Tele nicht mehr angekündigt.
1980 waren für DRS-1 4 x 2 Sdg. vorgesehen.
Laut Julian Dillier (Brief vom 16.4.87) wurde keine der Folgen jemals gesendet (Bundesgerichtsentscheid, Akten beim Rechtsdienst der SRG, Generaldirektion Bern).
 
[...]
"Auf Antrag des Vormunds des unehelichen Sohnes von Paul Irniger wurde die Sendereihe im Herbst 1978 vom Bezirksgericht Zürich mit Sendeverbot belegt. Gegen diesen Entscheid legte die SRG Rekurs ein. Jetzt ist Crauers Vierteiler zur Ausstrahlung frei. Mit gutem Recht. Es geht hier um etwas ganz anderes als um Sensationsmache." [Tele 52/79, bl.]
 
Martin Bopp auf die Frage nach Zensur im Zusammenhang mit dem Hörspiel: "Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Hörspiel, das zur Sendung vorgesehen war, abgesagt worden ist."
Anmerkung der Redaktion (Rudolf Bussmann/Martin Zingg): "Hingegen gibt es auch am Radio den Druck von aussen: Das Bezirksgericht Zürich verbot 1981 die Ausstrahlung von Pil Crauers Sendereihe 'Das Leben und Sterben des unwürdigen Dieners Gottes und mörderischen Vagabunden Paul Irniger' (Lenos Verlag): Die Behörden von Niederrohrdorf, der Heimatgemeinde des Hingerichteten, hatten im Namen des ausserehelichen Sohnes von Irniger die Absetzung der Sendung verlangt."
 
"1.Teil: Die Ereignisse von 1933
Der vierteilige Zyklus erzählt Leben und Taten jenes Mannes, der als einer der letzten von einem zivilen Gericht zum Tode verurteilt wurde. Der Fall erregte die Gemüter der Dreissigerjahre und hätte es beinahe geschafft, die Vereinheitlichung des eidgenössischen Strafrechts, das die Abschaffung der Todesstrafe bringen sollte, zu vereiteln. - Der 1.Teil zeichnet die Ereignisse von 1933, beginnend mit der Schilderung des Raubmordes bei Baar und der anlaufenden Untersuchung sowie der Reaktion in der Bevölkerung und in der Presse. Ein Hinweis aus Luzern führt zu Irniger, aber die Polizei verliert die Spur wieder aus den Augen. Wichtig ist die Rolle von Irnigers Mutter und die von ihr inszenierte Täuschung einer heiratswilligen Frau, deren Geld dem Start eines Geschäftes dienen soll. Die Betrugsklage der Betroffenen bringt Irniger in Untersuchungshaft. Es folgen drei Ausbrüche; Irniger fürchtet, die Polizei wisse von der Tat im Baarerwald." [Pgr 1/80, S.3]
 
"2.Teil: Irnigers Leben
In der zweiten Folge erfahren wir die Lebensgeschichte Irnigers, wie er sie dem Spiritual des Trappistenklosters Oelenberg im Elsass erzählt. 1934 möchte er als Mönch eintreten, wird jedoch nach der Beichte des Mordes weggewiesen. Er führt danach ein Vagabundenleben, hauptsächlich in der Innerschweiz. Als Pater Amadeus Keller liest er Messen, nimmt Beichten ab und sammelt Almosen. Nach einem Aufenthalt im Kloster Einsiedeln kehrt Irniger nach Egg zurück, wo er schon 1924 als Pflegekind weilte und eine glückliche Zeit als Ministrant verbrachte." [Pgr 1/80, S.4]
 
"3.Teil: Verhaftung und Urteil
In Egg begeht Irniger einen Kirchenraub, in Hurden Einbrüche in ein Wochenendhaus, wo er unter anderem Waffen entwendet. Beim Versuch, die Beute zu veräussern, wird Irniger entdeckt. Er sucht zu entkommen, wird aber verfolgt und begeht Totschlag an einem Polizisten und an einem Verfolger. Nach einer wilden Verfolgung über den Rapperswiler Damm gelingt die Verhaftung. St.Gallen macht Irniger den Prozess, verurteilt ihn zum Tode und begnadigt ihn 1938 zu lebenslänglichem Zuchthaus." [Pgr 1/80, S.5]
 
"4.Teil: Das Ende
Neue Richter warten auf Paul Irniger und stellen ihn 1939 in Zug vor Gericht. Wir erfahren, wie die Presse auf die Verhandlungen reagiert. Der Prozess endet mit einem Todesurteil; Irniger fügt sich in sein Schicksal und zieht das Begnadigungsgesuch seines Anwaltes zurück. Das Amt des Scharfrichters wird ausgeschrieben, und zahlreich treffen die Bewerbungen ein. Irniger verlebt seine letzten Tage im Gefängnis und wird am 25.August 1939 morgens im abgeschirmten Gefängnishof durch die Guillotine enthauptet." [Pgr 1/80, S.6]
 
[...] "Leben und 'Werk' des Paul Irniger, gestellt vor den historischen Hintergrund der wirren, von Unsicherheit und Arbeitslosigkeit geschüttelten dreissiger Jahre, rollt der in Horw ansässige Autor Pil Crauer in einer vierteiligen Hörfolge auf. 1500 Seiten Gerichtsdokumente aus sechs Kantonen und viele Zeitungen hat er studiert und das recherchierte Material zu einer Mischung von authentischen Zeugnissen und Spielszenen verarbeitet." [...] [Tele 41/78, Rudolf Blum]
 
 
 
Urs Widmer
Das Blasquartett oder 80 Fragen nach dem Glück (43')
Übernahme Co-Produktion SWF/HR/WDR Stereo Musik: Peter Zwetkoff [D&F]
Urs Widmer, Baden-Baden
[21.10.78]
77 (SWF/HR/WDR), 78 (DRS-2, 2 Sdg.; SWF-2/SDR-2, 1 Sdg.), 79 (SWF-2, 1 Sdg.)
 
Basler Magazin, 14.10.78, Joachim Ahrens, Ein Hörspiel von Urs Widmer: Über das Glück
 
"Vordergründig dokumentiert dieses Hörstück die Probe eines Blasquartetts, aber wahrscheinlich ist der zweite Teil des Titels der wichtigere. Die 80 Fragen werden ganz konkret gestellt. Die zwei Männer und zwei Frauen, die da an ihren Instrumenten herumhantieren, kennen das Glück und kennen es doch nicht, wollen es und kriegen es doch nicht. Ihre Wörter und Töne meinen Liebe, Leidenschaft, Zärtlichkeit, Wärme - während sie in Wirklichkeit zuweilen die Köpfe gegen die Zimmerwände schlagen, um zu sehen, ob ihnen das weh tut.
An diesem Hörstück hat in noch stärkerem Masse als an meinen bisherigen Peter Zwetkoff seinen Anteil. Das Blasquartett ist weitgehend eine Komposition (was nicht heisst, dass es auf Sinn verzichtet). Die Musik spielt eine wesentliche Rolle für die emotionale Entwicklung des Stücks.
Ich habe versucht, mit wenigen Mitteln zu arbeiten: Eine Mädchenstimme. Vier erwachsene Stimmen. Vier Instrumente. Singen. Atmen. Husten. Jemand, dem das Atmen zuweilen Mühe macht, weiss, was Glück sein könnte. Da ist es, am Horizont gerade noch zu sehen." (Urs Widmer) [Pgr 3/78, S.11]
 
 
 
Christian Fink
Formtief (36')
Dialekt Hörspiel-Erstling [D&F]
Stephan Heilmann, Basel
26.10.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
"Fred arbeitet als Fräser in einer Maschinenfabrik. Seine Arbeit befriedigt ihn nicht. Er sucht Ablenkung im Fussball und zwar als fanatischer Anhänger 'seines' Stadtclubs, was oft zu nur neuen Enttäuschungen führt, worunter dann vor allem seine Frau, die als Verkäuferin in einem Warenhaus arbeitet, und sein halbwüchsiger Sohn zu leiden haben. An einem Samstagabend hat Hanni genug, sie packt ihren Koffer und verlässt die gemeinsame Wohnung.
Das Dialekthörspiel 'Formtief', das in Zusammenarbeit mit der Abteilung Dramatik entstand, ist die erste grössere literarische Arbeit des 1954 geborenen Baslers Christian Fink, der seine Schreiberfahrungen bisher vor allem auf dem Gebiet des Journalismus gemacht hat." [Pgr 3/78, S.12]
 
 
 
Marco di Lemma
Sytegang (81')
Dialekt Hörspiel-Erstling [D&F]
Stephan Heilmann, Basel
7.12.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.)
 
Marco di Lemma = Pseudonym
Problematik des Untersuchungshäftlings, vgl. Jäger, Weber, Schaller, Reinhard!
 
"Mit 'Sytegang' ist ein Trakt im Lohnhof, dem Basler Untersuchungsgefängnis, gemeint, wo dieses Hörspiel in den letzten zehn Tagen des vergangenen Jahres geschrieben wurde. Marco di Lemma ist das Pseudonym eines jungen Baslers, der damals in Zusammenhang mit Drogendelikten in U-Haft kam, sich zur Zeit wieder auf freiem Fuss befindet und auf seinen Prozess wartet, dessen Ausgang ungewiss ist. Grundlage dieses Hörspielerstlings ist sein auf Klopapier geschriebenes Knast-Tagebuch, in das er Spielszenen und innere Monologe montiert hat; diese drei Ebenen ergeben zusammen einen weitgehend authentischen Bericht über seine Erlebnisse, Gedanken, Erinnerungen und Gefühle während den ersten Wochen im 'Sytegang'." [Pgr 3/78, S.20]
 
 
 
Ursula Eggli / Beat Weber
D'Anita chunnt (45')
Dialekt zwei verschiedene Dialekte [D&F]
Urs Helmensdorfer, Bern
14.12.78
78 (DRS-1, 2 Sdg.), 80 (DRS-1, 1 Sdg.)
 
Tele 49/78, S.49, Rudolf Blum, Unmögliche Liebesbeziehung?
 
"Ein Hörspiel, von zwei Autoren geschrieben - das ist nichts umwälzend Neues. In diesem Fall aber etwas Besonderes. Ursula Eggli, Autorin von 'Herz im Korsett, Tagebuch einer Behinderten' und Gründerin des Vereins CBF (Club Behinderter und ihrer Freunde), und Beat Weber, Autor von Hörspielen ('Chischte', 'E normale Ma') und Gedichten ('Halbfreiheit', 'Notvorrat') - diese beiden haben sich zusammengesetzt und gemeinsam ein engagiertes Hörspiel geschrieben: Es geht um die Beziehung einer nicht behinderten Frau zu einem behinderten Mann. Beat Weber hat den Text der Frau, Ursula Eggli den des Mannes geschrieben - in verschiedenen Dialekten. So kommen auch die Darsteller aus verschiedenen Gegenden der Schweiz.
Mit Therese Berger und Rudolf Bissegger." [Pgr 3/78, S.21]
 
"'Das Hörspiel hört dort auf, wo's eigentlich erst interessant würde', sagt Autor Beat Weber von jenem Mundart-Radiostück, das er gemeinsam mit seiner körperbehinderten Kollegin Ursula Eggli geschrieben hat: 'D Anita chunnt'. In der Tat: Das Ende dieses Hörspiels ist voller Frage-Zeichen. Das darin aufgeworfene Problem ist derart heikel und schwierig, dass die beiden Autoren dem Stück einen völlig offenen Schluss gaben. Weber: 'Wir wussten nicht, ob wir dem Hörer eine positive Lösung als Stimulans anbieten sollten oder aber eine negative Lösung - aus Ehrlichkeit.' Das Thema: die mögliche oder unmögliche Liebesbeziehung einer 'normalen' Frau zu einem körperbehinderten Mann.
Initiant der Zweierarbeit 'D Anita' war Weber, der als Lehrer in einer Schule behinderter Kinder wirkt. 'Ich war nicht auf der Suche nach einem Thema', sagt er, 'sondern das Thema brannte mir tatsächlich auf den Nägeln.' Weil das Hörspiel ein stärkeres 'Betroffensein' reflektieren sollte als 'nur ein literarisches oder dokumentarisches', sicherte sich Weber die Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Ursula Eggli, die - an Muskelschwund leidend - ein Leben im Rollstuhl fristen muss und die letztes Jahr unter dem Titel 'Herz im Korsett' ein inzwischen 8000mal verkauftes 'Tagebuch einer Behinderten' veröffentlicht hat." [...] [Tele 49/78, Rudolf Blum]

1977        1979