Wortkunst versus Unterhaltung (1945-65)
Zur Dramaturgie des literarischen Worthörspiels und deren Kritik
(mit einem kurzen Exkurs zur Hörfolge)
Bis heute empfinden es gerade die Autoren als Vorteil, dass für das Hörspiel keine allgemeingültige, normative Dramaturgie existiert. Im Unterschied zu Deutschland, wo zunächst vor allem Rundfunkpraktiker wie Carl Hagemann, Ernst Hardt, Hans Flesch und Friedrich Walther Bischoff sowie Wissenschaftler wie Hermann Pongs und Richard Kolb ihre Positionen in einer breit geführten hörspielästhetischen Grundsatzdiskussion bezogen, dominierten in der Schweiz bis 1945 die Beiträge von seiten der Autoren: Paul Lang bemühte sich um den Anschluss an die deutsche Auseinandersetzung, Franz Fassbind versuchte sich in einem von allen anderen Theoretikern unabhängigen, persönlichen Entwurf, und Walther Franke-Ruta gründete seine Überlegungen auf Ansätze, die man heute als rezeptionsästhetisch bezeichnen würde. Nach dem Krieg ergriffen nun in vermehrtem Mass Vertreter des Radios das Wort und trafen sich sehr rasch in der seit langem vorbereiteten Auffassung vom Hörspiel als einem reinen Wortkunstwerk. Dieser Konsens bedeutete faktisch eine normative Verengung der Hörspieldramaturgie, die bis anfangs der sechziger Jahre anscheinend unwidersprochen blieb und mit dazu beitrug, ein Autoritätsgefälle zwischen Vertretern des Mediums und Autoren zu etablieren, welches der Entwicklung eines eigenständigen Deutschschweizer Originalhörspiels nicht förderlich war. Auch die Medienkritik in der Presse, die sich zunehmend für das Hörspiel zu interessieren begann, brachte höchstens partielle Korrekturen an der geltenden dramaturgischen Norm an und beschränkte sich darauf, diese am bundesdeutschen Vorbild zu messen. Umfangreichere wissenschaftliche Publikationen zum Schweizer Hörspiel fehlen bis heute. (Stand 1995)
Auch 1945, so berichtet Werner Hausmann, wurde das Geräusch von den meisten Autoren noch als wichtiger Bestandteil eines Hörspiels betrachtet. Ihm erschien es allerdings als eine fragwürdige »Zutat«, deren man sich nur mit Vorsicht bedienen sollte.(1) Im Unterschied zum Bild der Fotografie oder des Stummfilms, welches die Existenz eines Dinges vermittelt, könne das Geräusch lediglich dessen Aktion wiedergeben; lautlose und ruhende Erscheinungen, die einen Grossteil unserer visuellen Wahrnehmung ausmachen, könnten durch Geräusche nicht wiedergegeben werden. Zudem seien viele Geräusche nicht eindeutig zu identifizieren und von anderen zu differenzieren. Aufschluss über die Veränderung der dramaturgischen Funktion, welche dem Geräusch auch aus rezeptiver Sicht zugeordnet wurde, gibt beispielsweise die Gegenüberstellung zweier Zeitungskritiken zu Paul Langs Hörspiel »Nordheld Andrée«: Während 1931 noch die »akustische Riesenwirkung« und die Bewältigung der durch die Montagetechnik bedingten »kniffligen Klangprobleme« gelobt wurde, erschien einem anderen Kommentator die neue Inszenierung 1944 »noch allzu sehr dem Technischen und seinen Möglichkeiten verhaftet«, obwohl die Regie »dämpfte, wo immer es anging«(2). Das Geräusch als illustrierende, realistische Kulisse wurde nun abgelehnt. Hausmann wollte es nur noch gelten lassen, »wo ihm unmissverständliche Charakterisierung oder symbolische Bedeutung innewohnen«(3), wo es also eine relevante dramaturgische Funktion hatte. Wenn immer möglich sollte es durch das Wort ersetzt werden, dessen Wirkung, bei Bedarf, durch Musik verstärkt werden könne. »Das Wort allein kann uns unfehlbar kundtun, was vorgeht. Es kann, richtig angewendet, alles ausdrücken. Das Geräusch sehr wenig.«(4) Realistische Geräusche, welche die Dimension des Sichtbaren anklingen lassen, äussere Aktualität vermitteln, akustische Wirklichkeit um ihrer selbst willen ins Spiel einfliessen lassen, dem Hörer seine Distanz zum Geschehen bewusstmachen, wurden denn auch in der Folge von den Dramaturgen der Beromünster-Studios einhellig abgelehnt.
Die Apologie des Hörspiels als eines reinen Wortkunstwerks hat ihre Ursprünge in den dreissiger Jahren, und in der Schweiz wurde sie von Ernst Bringolf schon vor dem Krieg formuliert. Sein Beitrag in einer Sonderpublikation über das Radio aus dem Jahr 1945 verdeutlichte diesen Standpunkt zwar, war aber im wesentlichen Wiederholung. Bringolf machte nun das Worthörspiel nachgerade zum Kriterium reiner Dichtung, deren Kennzeichen er darin sah, dass durch den »Wegfall des Sichtbaren, die direkte Wortbegegnung, als eine eindrucksvolle Steigerung« erfahren werde. »Bei schwachen dichterischen Leistungen allerdings vermissen wir schneller den Fortfall des Sichtbaren.« Im selben Zug gelang es ihm, die Hörspieladaption von Werken der Weltliteratur zu rechtfertigen: »Die direkte akustische Wiedergabe oder Darstellung einer wahren Dichtung als Hörspiel ist also kein Verlust, sondern ein Gewinn; ein Gewinn also auch für den Dichter.«(5) Dass diese »richtige« Auffassung von Theoretikern und selbst von vielen Mitarbeitern beim Radio noch nicht geteilt würde, beklagte Bringolf an derselben Stelle, doch hatte er dazu nicht mehr lange Grund. Im Geleitwort der gleichen Publikation feierte der Herausgeber das Radio als Medium zur Verbreitung des Wortes, dem er nachgerade religiöse Wirkungskraft zutraute: »Das Wort zeichnet den Menschen aus zum Menschen. Es ist nicht ohne ihn. Im Wort ist er Gottes ausgezeichnetes Geschöpf. Und in ihm ist er verflucht. Das Wort ist sinnliches Zeichen der Freiheit, und im Wort begegnet uns Gnade.«(6) Dies passt hervorragend zum Sendungsbewusstsein des Radios in der Nachkriegsära, doch mag man nicht recht glauben, dass die »Idealisten« abgewirtschaftet hätten, wie im selben Geleitwort behauptet wird.
Oskar Eberle vertrat 1952 in einem vielbeachteten Vortrag zum Thema »Schauspiele und Hörspiele der Urvölker«(7) die Ansicht, das Hörspiel könne auf akustisch-mimische sakrale Darbietungen zurückgeführt werden und sei also »keine Erfindung des Radios, sondern des Gottesglaubens der Urmenschheit«. In seinem umfangreichen, ethnologisch fundierten Werk über das »Urtheater« kam er zum Schluss, dass »die älteste Form des religiösen Theaters [...] nicht das Schauspiel, sondern das Hörspiel« sei, in welchem der als unsichtbar vorgestellte Gott »nicht verkörpert, sondern verlautbart wird.«(8) Nach Eberles Auffassung ahmte zwar die »akustische Maske« in erster Linie Geräusche und Klänge der Natur nach und bediente sich erst in zweiter Linie der menschlichen Sprache(9), doch konnte sein Ansatz immerhin die Apologeten des literarischen Worthörspiels in ihrer Tendenz bestärken, dieses mit einer quasi-religiösen Aura zu versehen. »Jedes Wort ist ein Wort der Beschwörung. Welcher Geist ruft – ein solcher erscheint.« Dass 1958 Kurt Weibel, Redaktor der Radio-Zeitung, dieses Novalis-Fragment zitierte, um das »Wunder sprachlicher Schöpferkraft«(10) in Wortsendungen und insbesondere im Hörspiel zu feiern, scheint nur folgerichtig. Georg Thürer stellte 1961 etwas nüchterner fest, dass das Schweizervolk »eher auf das Schauen als auf das Hören eingestellt sei«, und riet deshalb dem Schriftsteller, »im Hörspiel an innerer Anschauung wettzumachen, was dieser Kunstform eben an äusserer Anschauung abgeht.«(11) Der Deutung von Eberles Ausführungen wies er eine neue Richtung: Das »Magische des Nichtgesehenen, Nurgehörten«, das »Unkörperliche« führt nicht nur zur Vergeistigung, sondern kann auch geisterhafte, gespenstige Wirkungen zeitigen; er mag dabei an die sehr erfolgreiche Serie von »unheimlichen und unerklärlichen Geschichten« gedacht haben, die damals seit einigen Jahren unter dem Titel »Verzell du das em Fährima« ausgestrahlt wurden. Allerdings traute Thürer dem »magischen Hörspiel« keinen grossen Erfolg beim Schweizer Publikum zu, das er für eher nüchtern und rational hielt.
Die Terminologie, deren sich die Mitarbeiter der drei deutschschweizerischen Hörspielabteilungen seit 1945 bedienten, fusst letzten Endes auf den Ansätzen deutscher Radiopraktiker und Theoretiker der ausgehenden zwanziger und der ersten dreissiger Jahre, insbesondere auf Richard Kolbs Aufsatzsammlung »Das Horoskop des Hörspiels« (1932), auf die Heinz Schwitzke seine Hörspieltheorie stützte. Im Jahresbericht der Berner Radiogenossenschaft für 1960 wurde vermerkt, dass auch ohne Bestimmung eines Vororts die Koordination des Hörspielprogramms zwischen den drei Beromünster-Studios seit Jahren gut funktioniere und dass seit kurzem auch die Produktion von Mundarthörspielen gemeinsam abgesprochen werde.(12) Im ständigen Austausch der »von den drei Studios vorgenommenen Hörspielbeurteilungen«, der in diesem Zusammenhang erwähnt wurde, bestand offensichtlich ein wichtiges Instrument zur Vereinheitlichung der dramaturgischen Vorstellungen. Aus der erhaltenen Sammlung dieser Expertisen liessen sich nach dem Muster, das Horst P.Priessnitz für das BBC-Hörspiel gegeben hat(13), in einem allerdings aufwendigen Verfahren die ungeschriebenen Gesetze der Dramaturgie, die für das literarische Worthörspiel bei Radio Beromünster zwischen 1945 und 1965 Gültigkeit hatten, mindestens ansatzweise rekonstruieren.
Ein Vertreter der nicht pro domo argumentierenden, aussenstehenden Kritik meldete sich anfangs der sechziger Jahre mit hörspieldramaturgischen Überlegungen zu Wort; sein Beitrag wurde in der Radio-Zeitung abgedruckt, wenn auch mit dem Zusatz, dass solche »Ansichten mit denjenigen der Sendeleiter und der Redaktion nicht einiggehen.«(14) In diesem längeren, zweiteiligen Artikel verwies Max Wermelinger auf Heinz Schwitzkes Vorwort in der Hörspiel-Anthologie »Sprich, damit ich dich sehe« und auf Ernst Schnabels Nachwort in der Sammlung »Hörspiele«, um für einmal das Augenmerk von den zahlreichen »für den Massenkonsum gedachten, konfektionierten, mit falschen Ambitionen aufgeladenen Hörspielen«(15) weg und auf das Ausnahmephänomen des literarischen Worthörspiels hin zu lenken. Wermelinger stand auf demselben Boden wie die Exponenten des Radios, was sein Eintreten für das literarische Worthörspiel anbelangt; seine kritischen Einwände, die deren Toleranzgrenzen offenbar bereits überschritten, betrafen nur den Grad der Verwirklichung. Entgegen den offensichtlichen Vorbehalten der Hörer gegen »sprechende Tiger (Eich, ›Jussuf‹), in Raben verwandelte Verwandte (Hildesheimer) und junge Mädchen, die so lange Knöpfe sortieren, bis sie sich selber darin aufgelöst haben (Aichinger)«(16), plädierte er für ein Hörspiel der Innerlichkeit, wie er es in Günter Eichs »Das Jahr Lazertis« idealtypisch verwirklicht sah und wie es Schwitzke in seiner wenig später publizierten Monographie über Dramaturgie und Geschichte des Hörspiels mit ebensoviel Eifer wie fachlicher Kompetenz vertrat. Gelinde, sachliche Kritik übte Wermelinger nur an der Übernahmepraxis in der Rubrik »Das Gastspiel«, indem er sich fragte, »ob die Wahl in jedem Fall richtig ist, ob sie einen zuverlässigen Ausschnitt gewährleistet, aus dem sich Stil und Kapazität der deutschsprachigen Hörspielliteratur und -realisierung von heute ermessen lassen; ob sie das Schwergewicht nicht eher auf das gefällige statt auf das ausserordentliche Hörspiel legt.« Und seine Antwort: »Eine gewisse Vorsicht ist spürbar. Man geht lieber auf Sicherheit. Und die eigene Produktion ist schon dadurch eingeschränkt, dass die meisten deutschsprachigen Autoren von Rang, die sich ihre Sender aussuchen können, keinen besonderen Wert auf Aufführungen legen, die ihnen bei uns ein geringeres Honorar und eine geringere Fama als anderswo einbringen.«(17)
Von seiten der Autoren wurde zumindest kein offener Widerspruch gegen die Gebote der Verinnerlichung und Identifikation im literarischen Worthörspiel artikuliert. Max Frisch wies sich in der »Einführung« zu seinem Hörspiel »Herr Biedermann und die Brandstifter« (18.6.53) über seine Vertrautheit mit den geltenden Regeln aus; da er als Bühnenautor gewohnt war, sich optischer Hilfsmittel zu bedienen, fragte er sich, ob es ihm gelungen sei, den Gesetzen des Hörspiels gerecht zu werden, und er räumte ein, man könnte wohl – betonend: »ich sage nicht: man muss!« – ganz auf »Geräuschkulissen« verzichten und »die Figuren eines Spiels nur von innen heraus durch ihren sprachlichen Gestus sichtbar« machen. »Ihre einzige Wirklichkeit wäre ihre Sprache.«(18) Der Konjunktiv verrät, dass Frisch nichts daran lag, dieses radikale Experiment zu versuchen. Zwischen den Zeilen merkt man auch etwas von dem Unbehagen, ein dramatisches Werk nach dramaturgisch allzu engen Vorgaben auszuführen. Friedrich Dürrenmatt wagte mit seinem Hörspielerstling »Der Doppelgänger« (1946) einen der Zeit derart vorauseilenden, die geltenden dramaturgischen Normen in Frage stellenden Wurf, dass die Rückweisung des Manuskripts aus heutiger Sicht geradezu zwangsläufig erscheint. Beide, Frisch und Dürrenmatt, verweigerten sich dem Gebot der Identifikation und Verinnerlichung, indem sie der dramatischen, repräsentativen Handlungsebene ihres Hörspiels eine zweite, präsentative Ebene gegenüberstellten, welche Distanz schafft und einen Verfremdungseffekt, ähnlich wie in Brechts epischem Theater, zur Folge hat. Schwitzke ordnete die Hörspiele von Frisch und Dürrenmatt zusammen mit jenen von Wolfgang Hildesheimer der Kategorie des satirischen Hörspiels zu, in welcher er einen »Übergang vom literarischen zum dramatischen Hörspiel« sah; zusammen mit dem letzteren situierte er das satirische Hörspiel an der Grenze zum Theater.(19) Er nahm an, Dürrenmatt wolle in seinen Hörspielen »auf die allernächste, die Rundfunkdistanz, gehen, bei der, wie gesagt, der Zuhörer mitten unter den Akteuren auf der ›Bühne‹ steht«, und konstatierte mit bedauerndem Unterton, dass ihm dies nicht gelinge, dass seine Hörspiele auf »Fernsehdistanz« gearbeitet seien.(20) In Wirklichkeit nahmen Frisch wie Dürrenmatt den Typus des literarischen Worthörspiels auf, indem sie dessen äussere Bedingungen – Primat des gesprochenen Wortes, funktionelle Verwendung des Geräuschs – erfüllten, ihm aber entscheidende Impulse in Richtung auf ein anti-illusionistisches Hörspiel gaben, in eine Richtung also, wie sie in der BRD im Laufe der sechziger Jahre von den Vertretern des Neuen Hörspiels eingeschlagen wurde.
Das Hörspielschaffen der beiden Schweizer Autoren belegt eindrücklich, »dass weniger das Hörspiel der fünfziger Jahre reaktionär genannt werden konnte als vielmehr die normativen Vorstellungen seiner Liebhaber«, die nach dem Urteil Würffels »den Ausschliesslichkeitsanspruch dessen vertraten, was doch selber nur einen Teil der Hörspielgeschichte ausmachte«.(21) Nicht nur, indem er den Beginn des »literarisch relevanten Hörspiels in Deutschland« erst um 1929 ansetzte(22), sondern – vorwärtsgewandt – auch durch seine Ablehnung der anfangs der sechziger Jahre einsetzenden Experimente mit der Stereophonie sprach Schwitzke weiten Bereichen der akustischen Gestaltung eine Relevanz für die Hörspielproduktion ab; da die stereophone Produktion durch Vermittlung eines räumlichen Eindrucks Distanz zum Geschehen schafft, schien ihm die neue Technik grundsätzlich ungeeignet für das Hörspiel, dessen »innere Bühne« von der »eindimensionalen« monophonen Übertragung abhängig ist.
Etwa ab 1960 meldeten sich in der Programmzeitschrift Stimmen, die auf neue Tendenzen im Filmschaffen des Auslands verwiesen. Hans Rudolf Haller begrüsste den neuen Stil der »Nouvelle Vague«, den französische Regisseure wie Jean-Luc Godard, Alain Resnais, Philippe de Broca in ihren Filmen entwickelten, mit Enthusiasmus: »auf der Leinwand herrscht endlich wieder der Geist der Jugend, der Entdeckerfreude, des Abenteuers.«(23) Er verglich diesen mit dem Stil des traditionellen Erzählkinos und erkannte im Anti-Realismus, Anti-Illusionismus und in der Verfremdungstechnik wesentliche Elemente dieser neuen, zeitgemässen Richtung, die sich auf literarische Vorbilder wie Pirandello, Brecht und Wilder berufen und an filmische Vorläufer der zwanziger und dreissiger Jahre, etwa an Vigo, Cocteau, Buñuel und Orson Welles, anknüpfen konnte. Im Unterschied zu diesen musste sie sich aber nicht mehr bloss mit einer avantgardistischen Aussenseiterrolle begnügen, sondern konnte, wie Haller 1962 mit Genugtuung feststellte, eine Führungsposition übernehmen.(24)
Nicht nur im Bereich des Films machten sich solche Erneuerungstendenzen bemerkbar. 1962 kündete der Dramaturg Manuel Isler eine »Hörspiel-Experimentalreihe des Basler Montagsstudios« an, in deren Rahmen Hörspiele ausgestrahlt werden sollten, »die dem Hörer keineswegs vertraut sind, weil sie sich in Form oder Aussage nicht in den Spielplan des in erfolgreicher Kontinuität Tradition gewordenen ›Donnerstag-Hörspiels‹ einordnen und darum zurückgestellt werden mussten.«(25) Isler sah in diesen zeitgemässen, aber der gegenwärtig gängigen Form nicht entsprechenden Hörspielen den »Grund, auf dem die Hörspiele von morgen gebaut werden.« Als erste in dieser Reihe von Eigenproduktionen unter der Regie von Joseph Scheidegger wurde das schon von Wermelinger erwähnte Hörspiel »Knöpfe« von Ilse Aichinger gesendet (B-UKW, 8.1.62); es folgten »Klopfzeichen« von Heinrich Böll (B-UKW, 5.2.62), »Am ungenauen Ort« von Dieter Wellershoff (B-UKW, 5.3.62), »Russisches Roulette« von Alfred Andersch (B-UKW, 3.12.62), »Der Turm« von Peter Weiss (B-UKW, 11.2.63; Wiederholung: B-UKW, 4.1.65), »Der Minotaurus« von Dieter Wellershoff (Hörspielpreis der Kriegsblinden 1960; B-UKW, 9.3.64), »Der Andere« von Gerhard Niezoldi (B-UKW, 17.8.64), »Nachtprogramm« von Richard Hey (Hörspielpreis der Kriegsblinden 1964; Übernahme von NDR/SFB/HR: B-UKW, 15.2.65), »Reduktionen« von Dieter Kühn (B-UKW, 15.3.65) und »Bau einer Laube«, wiederum von Dieter Wellershoff, der in dieser vom SDR übernommenen Produktion selbst Regie führte (B-UKW, 24.5.65); ein Hörspiel von Hans Magnus Enzensberger wurde – entgegen der ursprünglichen Ankündigung – nicht gesendet. Ilse Aichingers Hörspielerstling aus dem Jahre 1953 wurde den Lesern der Radio-Zeitung als »›Klassiker‹ des modernen Hörspiels« vorgestellt, als eine Parabel, die den Menschen isoliert »im Kampf gegen die Mächte seiner Umwelt« darstellt. Damit war der nicht-affirmative Charakter des Hörspiels angetönt, doch wurde dessen kritische Intention – auch anlässlich der Wiederholung 1974 noch – mit dem Hinweis auf den hermetischen Charakter des Spiels überdeckt, das nach Isler »viele Deutungen erlaubt, wie die Situation des Menschen in unserer Zeit auch nicht eindeutig ist.«(26) Bölls »Klopfzeichen« hob Isler als eine Ausnahme unter den Experimentalhörspielen hervor, da es »in aller Entschiedenheit eine bewusst positive Weltanschauung vertritt und weitergibt«.(27) In dieser Bemerkung drückt sich die notorische Scheu vor Hörspielen aus, die in Günter Eichs Sinne »Fragen und in Frage stellen«, Produktionen, die man als zu »pessimistisch« oder gar »nihilistisch« betrachtete und vom Schweizer Publikum fernzuhalten geneigt war.
Einen neuen, eigenen Ansatz, der auch Jahre später noch als wichtig empfunden wurde, machte das Basler Montagsstudio 1963 mit der Produktion eines Hörspiels des Dänen Leif Panduro, das nicht in der bestehenden deutschen Übersetzung übernommen, sondern durch Christoph Mangold auf schweizerische Verhältnisse übertragen und in Basler Dialekt gestaltet wurde. Dahinter stand die Überzeugung, »die Alltagssprache dürfe nicht nur für das biedere Dialektstück zur Schilderung vergangener schöner Zeiten herhalten.«(28) Panduros Hörspiel stellt den Versuch eines Normalbürgers dar, aus seinem lärmigen, monotonen Alltagstrott auszubrechen. Die Wiederholung anlässlich des Jubiläums »50 Jahre Radio« wurde 1974 mit den Worten angekündigt: »In dieser Hörspielproduktion von 1963 wurde ein erster bewusster Versuch unternommen, den Dialekt für das unkonventionelle Hörspiel literarisch nutzbar zu machen. Aus der Verbindung von Schweizer Alltagssprache und (damals avantgardistischer) Collage-Technik resultierte anregend frische Wirkung. Viele Hörer waren begeistert, andere durch das Ungewohnte schockiert. Was damals ein Experiment war, hat heute, nach vielen weiteren schweizerdeutschen Bearbeitungen und Originalhörspielen, seinen gesicherten Platz im Programm. Der grösste Teil des Publikums akzeptiert den Dialekt als Sprache von Stücken, die Fragen stellen, in Frage stellen.«(29) Mit diesem Eichschen Wort wurde dem Dialekthörspiel eine Funktion zugewiesen, die ihm ein eigenes Gewicht verleiht und eine gewisse Abgrenzung der deutschschweizerischen Hörspielproduktion gegenüber der bundesdeutschen ermöglicht.(30) Dass erste experimentelle Ansätze vorerst nur in Inszenierungen von Hörspielen ausländischer Autoren gemacht wurden, widerspiegelt den konservativen Charakter der zeitgenössischen Hörspielproduktion. Für eigene Versuche mussten erst noch junge Schweizer Autoren gefunden werden. Im Herbst 1964 wurde im Rahmen des Montagsstudios die Aufzeichnung einer Aufführung von Werner Schmidlis Einakter »Gespräch um Nichts« an der Expo (Landesausstellung 1964) gesendet (B-UKW, 7.9.64). Dies war der Auftakt zu einer Reihe von Inszenierungen kritischer Originalhörspiele von jungen Deutschschweizer Autoren, mit der im Januar des folgenden Jahres begonnen wurde; nach einem ersten Versuch mit dem Originalhörspiel »Umnachtung« von Felix Ingold (B-UKW, 25.1.65) waren im Montagsstudio »Sprich dich aus« von Max Zihlmann und »Stationen« von Christoph Mangold, beide unter dem Titel »Junge Schweizer Autoren zu Problemen der Jungen« (B-UKW, 26.3.65), zu hören. Radiophone Experimente im literarisch-musikalischen Grenzbereich, mit denen die Westschweizer Studios seit Anfang der vierziger Jahre zum Teil internationale Anerkennung fanden(31), gab es in der deutschen Schweiz bis 1965 nicht. Damit fehlte es aber an einer Tradition des nicht nur auf dem Wort, sondern auf musikalischen und technischen Möglichkeiten aufbauenden Spiels, an welche alternative Projekte im Sinne des Neuen Hörspiels hätten anknüpfen können.
Eine Möglichkeit, genuin radiophone Formen zu entwickeln und zugleich »schweizerisches Denken« durch die besondere Wahl der Stoffe und durch die Art der Gestaltung zu vermitteln, sah man in den fünfziger Jahren vor allem im Bereich der Hörfolge, deren Pflege besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Studio Zürich produzierte mehrteilige Serien, zum Beispiel unter den Sammeltiteln »Kunstfahrten in die Ostschweiz« (1945), »Unsere Berge« (1947/48), »Berühmte Quartiere und ihre Musik« (1948), »Opernhäuser« (1948), »Landschaften« (1949), »Betriebe einer Grossstadt« (1949/50), »Schulen« (1950), »Galerie berühmter Frauen« (1950), »Sonderlinge« (1950), »Strassen« (1950), »Frühvollendete« (1950), »Ostschweizer Städtchen« (1951), »Im Schatten der Grossen« (1952), »Spitäler« (1952), »Schlösser« (1954). Heinrich Böll karikierte die entsprechende Praxis deutscher Sender, alle nur denkbaren Themen in dokumentarischer Form für das Rundfunkprogramm aufzuarbeiten, mit dem Slogan: »Verfeature du mich; dann verfeature ich dich...«(32) Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit schien in der Sparte der Hörfolge »der Programmwille von Beromünster am deutlichsten zum Ausdruck« zu kommen, während man schon Mitte der fünfziger Jahre einsah, dass »in der Hörspieldramaturgie auch ausserhalb unseres Landes eher eine Erstarrung der bewährten Formen« eingetreten war.(33) Kurt Bürgin legte Wert auf den Ausdruck »Hörfolge« und grenzte ihn gegenüber dem angelsächsischen »feature« ab, das sich nach dem Krieg im deutschsprachigen Ausland eingebürgert hatte: »Sowenig das Wort ›feature‹ bei uns Eingang gefunden hat, so gering sind auch die Berührungspunkte mit der im Ausland dominierenden Form dieser Sendegattung. Wir gehen auf diesem Gebiet der Programmgestaltung grundsätzlich andere Wege, wobei die Form dem Inhalt untergeordnet bleibt.«(34) Wie im Hinblick auf das Hörspiel, so schien es auch beim Feature, diesmal auch in formaler Hinsicht, angezeigt, schweizerische »Eigenart« gegenüber dem bedrohlich Fremden abzugrenzen. Dennoch sah man in der Hörfolge ein eigentliches »Experimentierfeld«, welches Möglichkeiten zur Behandlung fast aller Stoffe in enger Zusammenarbeit zwischen Vertretern der Studios und Autoren bot.(35) Eine ziemlich klare Bestimmung der Hörfolge in Abgrenzung zu anderen Programmformen liefert der folgende Ausschnitt:
»Sie umfasst den ganzen Bereich zwischen Vortrag und Hörspiel. In ihrer einfachsten Form, der sinnvollen Aufteilung des Textes auf verschiedene Sprecher, grenzt sie unmittelbar an den Vortrag; in ihren kunstvollsten Gebilden, die die volle Entfaltung der formalen Phantasie erlauben, steht sie dem Hörspiel nahe, von dem sie sich durch das Fehlen einer dramatischen Handlung unterscheidet. Auch ihrem Gehalt nach füllt sie diesen Zwischenbereich aus. Sie will, wie der Vortrag, informieren, gleichzeitig aber auch, wie es das Hörspiel zu tun versucht, eine künstlerische Wirkung ausüben. [...] Ausdrücke wie Hörbericht und Hörbild weisen, wenn auch undeutlich, in bestimmte Richtungen; im einen Fall liegt der Hauptakzent auf der sachlichen Berichterstattung, im andern werden die charakterisierenden, also die künstlerischen Absichten hervorgehoben. Noch hat sich die endgültige Ausformung der Hörfolge nicht vollzogen, die Grenzen sind fliessend, die Entwicklung dauert an.«(36)
Eine gewisse Verengung des thematischen Spektrums ergab sich durch die Einführung des Fernsehens, das visuell ergiebige Stoffe übernahm und dem Radio diejenigen überliess, »die sich vorab an den Intellekt richten«.(37) Auch im fiktionalen Bereich wurde seit Beginn der sechziger Jahre versucht, Mittel und Möglichkeiten des Fernsehens zu bestimmen und das »Original-Fernsehspiel« in Entsprechung zum Originalhörspiel gegenüber anderen dramatischen Formen abzugrenzen.(38)
Dramatischer Autor und Radio (nach oben)
In einem Artikel mit dem Titel »Dramatischer Autor und Radio oder ›Das Versäunis der Dichter‹« thematisierte Albert Rösler im SRG-Jahrbuch 1961 die Zurückhaltung der Schriftsteller gegenüber dem Hörspiel, das – obwohl »ein Lieblingskind der Hörer« – vielen immer noch als »eine literarisch nicht ganz stubenreine Art Zweck-Spielerei« erscheine.(39) Obwohl er, entgegen der etwas polemischen Formulierung im Titel, den Versäumnissen auf beiden Seiten nachspürte und auch erste Ergebnisse fruchtbarer Zusammenarbeit vorweisen konnte, erwähnte er das bedeutendste Versäumnis des Radios mit keinem Wort. Dieses wäre nur durch eine radikale Anpassung der Honorare an die Bedürfnisse professioneller freier Schriftsteller aufzuholen gewesen; darauf hatte bis dahin zumindest ein Vertreter dieses Standes, Kurt Guggenheim, mit Nachdruck verwiesen. (siehe unten) »Die Stellung des Schriftstellers in der Schweiz [...] ist eine erbärmliche, erbärmlich mindestens im Vergleich zum durchschnittlichen Wohlstand unsres Landes.« So beschrieb auch Max Frisch die Situation 1948 in seinem Tagebuch.(40) Zu prüfen wäre in diesem Zusammenhang, ob sich nicht auch das Radio anständige Honorare hätte leisten können, wie sie Frisch von den Zeitungen forderte, die er als »Nutzniesser einer Notlage« kritisierte, »die sie nichts angeht, jenes Umstandes nämlich, dass unsere Verleger wirklich nicht zahlen können.«
Im Bereich des Hörspiels machte sich der prognostizierte Konkurrenzdruck durch die ausländische Produktion schon drei Jahre nach Kriegsende bemerkbar.(41) Englische, amerikanische und auch bereits deutsche und österreichische Arbeiten übertrafen an formaler und inhaltlicher Qualität oft, was von schweizerischen Schriftstellern vorgelegt wurde. Der Zustrom an ausländischen Manuskripten war grösser denn je, doch musste man ein wirklich gutes Stück, vor allem was die deutsche Produktion anbelangte, vorerst immer noch als »Glücksfall« betrachten.(42) Noch immer hingen Regisseure und Dramaturgen den auf die dreissiger Jahre zurückgehenden Vorstellungen vom »idealen Hörspiel« nach und bedauerten, dass dieses bis dato nicht geschrieben worden sei; sich selbst attestierten sie, »in der radiophonischen Präsentation des Hörspiels wie der Hörfolge grössere Fortschritte« gemacht zu haben als die Autoren in formaler Hinsicht.(43) In Zürich stellte man fest, dass das Deutschschweizer Hörspiel, das sich eine Zeitlang gut entwickelt hatte – man dachte wohl vor allem an die erfolgreichen Dialektserien –, nun wieder den Rückzug angetreten habe. Der 1943 eingeführte Hörspielpreis von Studio Zürich konnte 1948 nicht verliehen werden, da keines der eingereichten Hörspiele preiswürdig erschien.
Hatten die Programmverantwortlichen von Radio Beromünster in den dreissiger Jahren gegenüber den Schriftstellern eine eher reservierte Haltung eingenommen, so war es nun an ihnen, die Initiative zu ergreifen. In einer Veranstaltung des Zürcher Schriftstellervereins referierte Hans Bänninger, Regisseur und Stellvertreter des Studiodirektors, 1949 ausführlich über die Unterschiede zwischen »Bühnenstück und Hörspiel«(44) und warb für das letztere. Die finanziellen Vorbehalte seines Publikums gegenüber der radiodramatischen Arbeit versuchte er zu zerstreuen mit dem Slogan: »lieber ein aufgeführtes Hörspiel als zehn Schauspiele in der Schublade.«(45) Bänninger begründete die Zurückhaltung des Radios gegenüber Preisausschreiben mit der Erfahrung, dass sich an diesen gerade die besten Autoren nicht beteiligten(46), und rechtfertigte die bewährte Praxis der Vergabe von Aufträgen. Nach den bisherigen Erfahrungen bedurften die meisten der unaufgefordert eingereichten Manuskripte einer starken Bearbeitung, bei welcher die Vertreter des Studios beratend mitwirkten. Die Zahl der Hörspiele, die sendefertig vorgelegt wurden, war verschwindend klein. Durch ein neues Vorgehen versuchten deshalb die Programmverantwortlichen des Zürcher Studios die Zusammenarbeit mit den Autoren enger zu gestalten, indem sie 1949 eine Reihe von Autoren ihres Einzugsgebietes aufforderten, ihre Ideen-Vorschläge für Hörspiele einzureichen; fünfzehn Exposés, welche daraufhin eingingen, wurden als solche honoriert(47) und mit den Autoren besprochen; für einen Teil dieser Szenarios wurden Aufträge zur weiteren Ausarbeitung erteilt. Manches Hörspiel entstand von da an »in steter und enger Fühlungnahme mit schweizerischen Autoren, die in unserem Auftrag ein vorgeschlagenes und von uns angenommenes Thema bearbeiteten.«(48) Einen weiteren Ideen-Wettbewerb lancierte das Studio Zürich 1950 anlässlich der bevorstehenden Jubiläumsfeier zum 600. Jahr des Eintritts von Zürich in die schweizerische Eidgenossenschaft. Im selben Jahr vergab Studio Bern Hörspielaufträge in einer Gesamthöhe von über Fr.25'000.-- zum 25-jährigen Jubiläum seines Bestehens. 1951 wurde der »Radiopreis der Ostschweiz« im Betrag von jährlich Fr.1'000.-- gestiftet, der unter anderem auch für Hörspiele vergeben wurde. 1953 führte Studio Basel in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Literaturkommission Basel-Stadt einen Hörspielwettbewerb für Basler Autoren durch, und 1954 vergab Studio Basel erstmals einen Radiopreis, unter anderem an die Hörspielautorin Gertrud Lendorff und an den Nachwuchsschriftsteller und künftigen Hörspielautor Klaus Steiger. Besonders das Mundarthörspiel versuchte man wiederholt durch Wettbewerbe zu fördern, da man wohl annahm, in diesem Bereich mehr unbekannte begabte Autoren ansprechen zu können, die ihr Metier nicht mit literarischem Ehrgeiz, sondern als Liebhaberei betrieben. Solche Preisausschreiben veranstalteten 1948 Studio Bern, 1950 Studio Basel, 1953 die ORG, 1956 sowohl die ORG als auch die IRG, 1957 wiederum die ORG und 1958 die SAFFA (Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit), welche die Tätigkeit von Frauen bei den elektronischen Medien als Thema besonders hervorhob. Die Resultate wurden allerdings meist als wenig zufriedenstellend bezeichnet. Die studiolosen Gesellschaften sahen in solchen Wettbewerben aber eine Chance, aktiv an der Programmgestaltung mitzuarbeiten und Mundarten und Brauchtum ihres Einzugsgebietes ins Programm einzubringen.
In einem Vortrag anlässlich einer Schriftstellertagung beleuchtete Guido Frei 1956 das Verhältnis zwischen »Schriftsteller und Radio« aus der Sicht eines Medienvertreters.(49) Er ging von der Feststellung aus, dass der Anteil deutscher Autoren, die das Instrument Radio zum Teil meisterlich zu handhaben verstünden, grösser sei als in der Schweiz. Für diesen Unterschied bot er eine soziologische Erklärung an: Während der Schweizer Autor sein Metier meist neben einem sogenannt bürgerlichen Brotberuf ausübte und deshalb die Radioarbeit nur als eine von mehreren Möglichkeiten betrachtete, stand sein deutscher Kollege »nach dem Krieg buchstäblich vor dem Nichts; er war darauf angewiesen, sich mit Schreiben seine nackte Existenz zu verdienen, und dazu gehörte eben in grossem Masse seine Mitarbeit beim Rundfunk. Er war buchstäblich gezwungen, Rundfunkideen zu haben und diese Ideen auch in rundfunkgerechte Form zu bringen«, vor allem auch deshalb, weil in den ersten Jahren nach dem Krieg mit Büchern »nichts zu verdienen« war. Angesichts des unverkennbaren Vorsprungs deutscher Autoren sei das Schweizer Radio – »nicht nur aus sozialen Gründen, sondern auch aus Gründen der Überfremdung« – »in einer dauernden Abwehr begriffen.« Am Ende seiner anschliessenden Analyse des unterschiedlichen Verhaltens verschiedener Gruppen von schweizerischen Schriftstellern gegenüber »ihrem« Radio kam Frei auf »jene kleine Gruppe von Autoren« zu sprechen, »die gleichsam mit dem Mikrophon vor sich auf dem Schreibtisch arbeiten« und damit »eine echte dialektische Beziehung zwischen Sendendem und Hörendem« anstreben. Allein in dieser Grundhaltung bestehe nach seiner Auffassung der »radiophonische« Charakter schriftstellerischer Arbeit, der zu »radioeigenen« Sendungen verschiedenster Art führen könne. Zur Förderung der erlernbaren Fertigkeiten in der Medienarbeit nahm Frei einen Gedanken auf, den der SRG-Generaldirektor schon 1945 geäussert hatte, und regte die Gründung eines schweizerischen »Instituts für Radio, Television und Film« nach ausländischem Vorbild an, das auch als permanentes Forum für das Gespräch zwischen Radiovertretern und Schriftstellern dienen sollte. Der Vorschlag wurde vorerst durch die Wiederaufnahme der Autorentagungen ab 1961 zumindest teilweise verwirklicht.
Dass die Schwierigkeiten, Autoren für die Hörspielarbeit zu motivieren, in erster Linie finanziell begründet waren, wollten die Verantwortlichen der SRG nach dem Krieg noch lange nicht wahrhaben. Im SRG-Jahresbericht 1948 heisst es etwas überheblich: »Es ›lohne‹ sich nicht, ein Hörspiel zu schreiben! Als ob die Begabung je darnach gefragt hätte, ob es sich lohne, einen Stein zu behauen, eine Leinwand zu bemalen, ein Gefühl in einem Gedicht zu verströmen. Jede künstlerische Tätigkeit ist eine Tätigkeit von innen heraus. Sind's Rosen, werden sie blühen!«(50) Sieben Jahre später musste Kurt Bürgin ernüchtert feststellen, dass prominente Hörspielautoren »im Hinblick auf die aus dem deutschen Ausland winkenden Honorare finanziell nur schwer mehr zu befriedigen« seien. »So bleibt oft nur die Möglichkeit, ein im Auftrag eines ausländischen Senders entstandenes Schweizer Hörspiel als Zweit- oder Drittsendung zu übernehmen, was bei weitem nicht immer möglich ist, da diese Stücke thematisch meist auf ein ganz anders geartetes Publikum zugeschnitten sind.«(51)
Einer, der die Schriftstellerei berufsmässig betrieb und deshalb die Einnahmen aus seiner Radioarbeit dringend nötig hatte, war Kurt Guggenheim. In einem Beitrag, der als Leitartikel in der Schweizer Radio-Zeitung abgedruckt wurde, äusserte er sich ausführlich und differenziert über »Die Honorare der Hörspiel-Autoren«.(52) Als Verfasser des dramatisierten Familienromans »Familie Läderach« (1949/1951), einer beliebten Mundart-Hörspielfolge von Radio Bern, die 1961 fortgesetzt wurde mit der Reihe »Die Kinder der Familie Läderach«, unterschied er zwischen dem Honoraransatz für eine etwa einstündige Folge einer Hörspielreihe und dem Ansatz für ein etwa gleich langes Hörspiel; den ersteren veranschlagte er mit etwa fünfhundert, den letzteres mit etwa tausend Franken. Daraus ergab sich, bei einer idealen Arbeitszeit von zwei Monaten für ein Einzelhörspiel, ein monatliches Einkommen von Fr.500.--. Solchen Honoraren haftete – dies kam im Referat von Guido Frei deutlich zum Ausdruck – »die alte Vorstellung von der Schriftstellerei als Nebenberuf, als einer zusätzlichen Liebhaber-Beschäftigung« an; nach Guggenheims Meinung stand dies allenfalls dem Mundarthörspiel an, das vorwiegend von Autoren verfasst wurde, welche »die Ehre, aufgeführt zu werden, für bare Münze« nahmen, deren Werke aber oft auch einen dilettantischen Zug erkennen liessen. Solche Honorare standen jedoch »in keinem Verhältnis zur Wirkung eines Hörspiels, das, theoretisch, von 100'000 oder mehr Hörern des deutschsprechenden Landesteils gehört wird, und das Mittelpunkt [sic] eines Abendprogramms bildet. [...] Mit dieser Auffassung schaltet man den berufsmässigen, freien Schriftsteller vom Radio aus«, schloss Guggenheim, und er forderte »eine berufliche Entlöhnung [...] auf der Basis des Existenzminimums«, falls die Schweizer Studios wirklich Wert auf ein professionelles Engagement seitens der Schriftsteller legten. Fünf Jahre später befasste sich Georg Thürer in seinem Vortrag »Das Hörspiel im Beromünster-Programm« anlässlich einer Autorentagung des Studios Zürich unter anderem ausführlich mit dem finanziellen Ertrag der schriftstellerischen Hörspielarbeit. Er verwies auf Guggenheims Berechnungen, ging aber im Unterschied zu diesem von einem Arbeitsaufwand von einem Monat aus, der mit etwa achthundert Franken entgolten werde, und hielt fest, dass davon in der Schweiz niemand leben könne. Zur Entkräftung allfälliger Einwände fügte er hinzu: »Wer glaubt, diese Schaffenszeit sei überreich bemessen, frage sich, ob er wirklich allen Ernstes bereit sei, anzunehmen, jemand schreibe im Jahre zwölf gültige Hörspiele.« Der daraus zu berechnende hypothetische Jahreslohn des Urhebers von nicht einmal Fr.10'000.-- für die »alleranspruchsvollste geistige Arbeit auf dem Gebiete des gesprochenen Wortes« läge unter dem Einkommen mancher »Zudiener auf dem Wege der Verwirklichung seiner schöpferischen Arbeit.«(53) Als hoch konnten solche Honorare nur erscheinen, wenn man sie etwa mit der Entschädigung von Fr.50.--, die ein Hörspielautor im Jahr 1928 erwarten konnte(54), oder mit einem Durchschnittsentgelt von etwa Fr.300.-- im Jahr 1945(55) verglich. Immerhin gab es auch Autoren, die mit diesen Ansätzen zufrieden waren; so bedankte sich der hauptberuflich als Lehrer tätige Kaspar Freuler 1950 ausdrücklich für ein Zusatzhonorar und bedauerte die anhaltenden Klagen vieler Schriftstellerkollegen über die Honorare und deren reservierte Haltung gegenüber dem Radio.(56) Georg Thürer wies auch auf die immateriellen Ursachen hin, die dem Engagement bekannter Autoren für das Hörspiel entgegenstanden; er führte die schlechte Reputation des Genres vor allem auf seinen flüchtigen Charakter zurück und regte an, die SRG sollte jährlich wenigstens ein halbes Dutzend der gelungensten Hörspiele im Druck erscheinen lassen, die dann zugleich »als Lehrstücke für Anlerner« dienen könnten.(57) Nicht veröffentlicht wurde in der Radio-Zeitung seine utopische Vorstellung, der Liebhaber könne vielleicht in wenigen Jahren schon Tonbandkopien guter Hörspiele im Buchhandel erwerben und sich auf diese Weise seine »tönende Hörspielbibliothek« aufbauen.(58)
Neben Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt und Walter Oberer nennt Schwitzke Walther Franke-Ruta und Peter Lotar als wichtigste Schweizer Autoren, deren Originalhörspiele Mitte der fünfziger Jahre von deutschen Sendern, teils als Auftragsarbeiten, urgesendet wurden. Nach einer Statistik von Gerhard Prager stammten von 85 ausländischen Hörspielen, die in den Jahren 1955 und 1956 von deutschen Sendern ausgestrahlt wurden, deren 30 von Schweizer Autoren.(59) Das Bestreben, die Erwartungen des breiten Publikums nicht zu enttäuschen und dessen Identifikationsbedürfnis so weit wie möglich entgegenzukommen, führte sogar dazu, dass die Verfasser formal interessanter, aber inhaltlich problematischer Manuskripte von Schweizer Studios an ausländische Sender verwiesen wurden; dies passierte Walter Matthias Diggelmann, als er Radio Basel seinen Hörspiel-Erstling zur Prüfung vorlegte. Der Text wurde abgelehnt, da er offenbar allzu deutlich auf die ökonomische Krise des Zirkus »Pilatus« und auf dessen Konkurrenzverhältnis zum Zirkus »Knie« anspielte. Er zeigte, wie es in dem vom Autor zitierten Gutachten heisst, »die Zirkuswelt einmal nicht nur von der schwärmerischen, sondern vor allem von der hundsgemein geschäftlichen Seite her. Dadurch aber setzt sich sein Hörspiel in krassen Gegensatz zum schweizerischen Zirkuswesen und allem, was sich unsere Hörer von einem Zirkusstück erwarten dürfen«; der Lektor hielt die Arbeit deshalb bei »aller Anerkennung der dramaturgischen Equilibristik [...] zwar für deutsche, nicht aber für schweizerische Sender geeignet«.(60) Eine Untersuchung der Gutachten über zurückgewiesene Manuskripte, die etwa 90% aller eingereichten Arbeiten ausmachen(61), würde wohl – nebst einem Wust wirklich unbrauchbarer, dilettantischer Versuche – auch einige gelungene Originalhörspiele zutage fördern, die aus diesem oder jenem Grund nicht in das zeitbedingte Konzept der produzierenden Studios passten, aber gerade deshalb für die Forschung von Interesse wären. Diggelmann wandte sich vorerst enttäuscht vom Hörspiel ab und verdiente seinen Lebensunterhalt bei Radio Zürich mit Hörfolgen, Plaudereien, »Bunten Abenden« und Radioeinrichtungen verschiedener Werke, zuletzt auch als dramaturgischer Mitarbeiter, bis er 1958 wegen Differenzen mit der Direktion entlassen wurde und sich unter anderem der Radiokritik zuwandte. Sein Hörspiel »Sandra«, für das er Motive aus seinem Roman »Geschichten um Abel« verwendete(62), wurde 1964 vom Südwestfunk produziert. Erst 1970 wurde Diggelmann als Hörspielautor (wieder)entdeckt, was vom Mut der Programmverantwortlichen von Studio Zürich zeugt, hatte sich doch die öffentliche Meinung seit der Publikation des Romans »Die Hinterlassenschaft« entschieden gegen Diggelmann gewendet. Von da an war von dem streitbaren Autor fast alljährlich bis zu seinem Tod eine Produktion im Programm von Radio DRS zu hören. Differenzen in Honorarfragen führten 1945 dazu, dass auch ein so bedeutender Autor wie Rudolf Jakob Humm dem Schweizer Radio für Jahrzehnte den Rücken zuwandte. In einem unerfreulichen Briefwechsel mit dem Direktor von Studio Zürich konnte der Autor seine Forderung zwar durchsetzen(63); aber der immaterielle Schaden für beide Seiten steht in keinem Verhältnis zur Streitsumme von hundert Franken. Sein erstes Originalhörspiel »Der Prophet vor Ninive«, das er Radio Beromünster acht Jahre später anbot, wurde zurückgewiesen; der Südwestfunk produzierte es nach einigen Änderungen 1954. Fast zwanzig Jahre später wurde es von Radio DRS erneut inszeniert (DRS-2, 10.6.73), nachdem der damals 77-jährige Humm von Walter Baumgartner, einen Regisseur der nachrückenden jüngeren Generation, für das Radio »entdeckt« und dem Schweizer Publikum mit seinem zweiten Originalhörspiel »Robespierre spielt Gott« (DRS-2, 3.12.72) mit gebührendem Respekt vorgestellt worden war. Wie Diggelmann bereicherte er das Programm von da an bis zu seinem Tod 1977 alljährlich mit einer neuen Produktion.
Anfangs der sechziger Jahre bewirkte die rasche Entwicklung des Fernsehens, aufgrund deren sich der Gesamtbedarf an dramatischen Texten erhöhte, ein sprunghaftes Ansteigen der Honorare in Deutschland, so dass es bekannteren Autoren möglich wurde, von ihren Arbeiten für die elektronischen Medien zu leben. Walter M.Diggelmann wurden 1962 für ein »einigermassen gelungenes Original-Hörspiel« vom Südwestfunk 3600 bis 4000 DM geboten.(64) Angesichts dieser Konkurrenz wurde es für die Schweizer Studios immer schwieriger, prominente Autoren für die Produktion zu gewinnen; sie mussten sich in der Regel damit begnügen, Originalhörspiele – auch solche von Schweizer Autoren – in der Produktion deutscher Sender zu übernehmen oder diese mit Verzögerung in einer Eigeninszenierung auszustrahlen. Diese missliche Situation hatte aber auch ihre guten Seiten, zwang sie doch die Schweizer Studios nun immer häufiger zu Gemeinschaftsproduktionen mit deutschen Sendegesellschaften, zu denen man mitunter selbst die Initiative ergreifen wollte, »sofern der schweizerische Partner die Auswahl und Gestaltung des Stoffes mitbestimmen« konnte.(65) Wie Diggelmann richtig voraussah, gereichte auch die Konzentration des öffentlichen Interesses und der Kritik auf das Massenmedium Fernsehen dem Hörspiel nur zum Vorteil. Seine Hoffnung, »das Hörspiel könnte sich unter den neuen Umständen zu einer künstlerischen Exklusivität entwickeln und würde somit auch ein exklusives Publikum anziehen: ein kleineres, dafür ein besseres Publikum«(66), sollte sich auf lange Frist erfüllen; es brach wirklich »Tauwetter« an im Hinblick auf die künstlerische Freiheit der Autoren.
Im Anschluss an seine Klage über die Schwierigkeit, prominente Hörspielautoren noch für Aufträge zu interessieren, wandte sich Kurt Bürgin den schweizerischen Schriftstellern zu, »die ebenfalls internationales Format hätten, die aber zum Teil nur deshalb ausserhalb unserer Landesgrenzen nicht zum Zuge kommen, weil sie geistig unserem schweizerischen Denken verpflichtet bleiben oder formalen Anforderungen an dramaturgische Äusserlichkeiten nicht entsprechen wollen oder können.«(67) Einige von ihnen sollen an dieser Stelle doch erwähnt werden, wenn auch ihre Werke nicht im einzelnen besprochen werden können. Zur älteren Generation von Autoren, deren dramatische Arbeiten schon vor 1945, teils sogar seit Bestehen der SRG, gesendet worden waren und die auch in der folgenden Periode nach Kriegsende Hörspiele schrieben, gehören unter anderen Jakob Bührer, Peter Wyrsch, Traugott Vogel, Ernst Kappeler, Jürg Amstein und Max Gertsch; als Verfasser von Dialekthörspielen zählen zu dieser Gruppe vor allem Rudolf Bolo Mäglin, Hermann Schneider, Jakob Stebler, Albert J.Welti, Kaspar Freuler, Georg Thürer, Jakob Anton Wüest und Alfred Fankhauser. Nach 1945 begannen neben den bereits ausführlicher behandelten prominenten Autoren unter vielen anderen Raffael Ganz, Heinrich Danioth, Peter Lotar, Otto Steiger, Arnold H.Schwengeler, Fritz Tanner, Robert Heinrich Oehninger, Max Bolliger, Hermann Strehler, Oskar Pfenninger und Klaus Steiger Hörspiele in hochdeutscher Sprache für die Beromünster-Studios zu schreiben; mit ersten Arbeiten traten in den frühen sechziger Jahren Adolf Muschg, Jürg Federspiel, Manfred Schwarz und Herbert Meier hervor, die alle in der Periode nach 1965 den Hauptteil ihres Hörspielwerks schufen. 1944 begann Max Werner Lenz für Studio Zürich Dialekt-Hörspielserien zu schreiben; bald nach Kriegsende setzte die Ausstrahlung von Ernst Balzlis Radiobearbeitungen von Werken Jeremias Gotthelfs sowie der Familienserien von Schaggi (Jakob) Streuli, Kurt Guggenheim und Gertrud Lendorff ein; in den sechziger Jahren nahmen Kurt Früh und Erwin Heimann als Verfasser von Dialekt-Hörspielreihen diese Tradition auf. Dem Mundarthörspiel in Form von Einzelproduktionen widmeten sich vor allem Paul Schenk, Hans Rudolf Balmer, Ernst Balzli, Kurt Guggenheim, Ulrich Blickisdorf, Erwin Heimann, Rudolf Graber, Max Freivogel, Fritz Schäuffele, Klaus Steiger, Paul Burkhalter, Albert Werner und Hans Haeser. Etwa proportional zur Zunahme der Autoren insgesamt stieg auch der seit Anbeginn allerdings geringe Anteil der Hörspielautorinnen; unter ihnen nehmen Gertrud Lendorff als Verfasserin umfangreicher Basler Dialektserien und Maria Simmen als Verfasserin mehrerer, teils oft wiederholter Luzerner Mundarthörspiele, von denen 1958 eines mit dem Hörspielpreis der SAFFA ausgezeichnet wurde, einen prominenten Platz ein. Durch die besondere Aufmerksamkeit, welche die Studios auf die »entlegeneren« Regionen ihrer Einzugsgebiete verwendeten, gewannen auch bisher im Hörspiel weniger stark vertretene Mundarten an Bedeutung, so zum Beispiel in den Arbeiten der Oberwalliser Adolf Fux, Ludwig Imesch, Eduard Imhof und Peter von Roten, des Solothurners Otto Wolf, der Innerschweizer Julian Dillier, Oskar Eberle, Margaretha Haas, Wilhelm Anton Rogger, Fridolin Stocker, Konstantin Vokinger und Philipp Wolff, der Glarner Kaspar Freuler, Emmi Streiff und Hans Thürer, des Sarganserländers Philemon Kalberer sowie der Appenzeller Heinrich Altherr und Werner Longatti; solche Produktionen wurden durch eigens dafür gebildete regionale Hörspielgruppen interpretiert. In den fünfziger Jahren wurden auch mehrere Arbeiten von drei Autoren – Hans Jedlitschka, Julian Dillier und Hans Rudolf Hubler – gesendet, die später in leitender Stellung für die Hörspielproduktion von Radio DRS verantwortlich waren.
Die Erkenntnis, dass nur ein enger Kontakt zwischen Schriftstellern und Radioleuten zu erfolgreichen Produktionen führen kann, veranlasste die Verantwortlichen des Radios, im Herbst 1961 die Tradition der Autorentagungen wieder aufzunehmen. In einer Reihe von Treffen im Zürcher Studio referierten unter anderem Albert Rösler und Werner Hausmann, die Leiter der Hörspielabteilungen von Radio Zürich und Radio Basel, Hans Rudolf Hubler, Leiter des Ressorts »Mundarthörspiel« von Radio Bern, und Georg Thürer, Professor an der Handelshochschule St.Gallen und Verfasser mehrerer Hörspiele. Teilnehmer waren nebst anderen die Hörspielautoren Max Freivogel, Philemon Kalberer, Erika Gertrud Schubiger, Manfred Schwarz, Otto Steiger und Hans Thürer. Die Reihe dieser Treffen wurde 1962 durch eine internationale Tagung in Bregenz fortgesetzt, an welcher Schriftsteller und Radiovertreter aus Österreich, Deutschland und der Schweiz teilnahmen. In einem in Uetikon gehaltenen Referat versuchte Albert Rösler im selben Jahr vor allem junge Schweizer Autoren anzusprechen und für die Möglichkeiten des Radios zu interessieren, das allmählich die Konkurrenz des attraktiven Mediums Fernsehen zu spüren bekam.(68) Damit signalisierte er die Entschlossenheit, mit der Förderung des schriftstellerischen Nachwuchses nun Ernst zu machen, die seit Anfang der fünfziger Jahre wohl propagiert worden war, die aber, wie Kurt Bürgin bedauernd feststellte(69), wegen des chronischen Personalmangels bis dahin nie aktiv betrieben werden konnte. Einen ersten Schritt in Richtung auf eine aktive Kooperation machten die Verantwortlichen von Studio Basel und Zürich, indem sie Walter Oberer und Klaus Steiger mit der Aufgabe betrauten, in ihren eigenen Hörspielen (»Das Geständnis der Sabine Kruschka«, B-MW, 24.10.63; »Herr Albert im Park«, B-MW, 2.4.64) selbst Regie zu führen. Diese Möglichkeit hatte ausser Autoren, die als Angestellte für die SRG arbeiteten (Hans Rych, 1932; Arthur Welti, 1938; Paul Schenk, 1940), bisher nur Max Werner Lenz in drei Produktionen (1951, 1958 und 1961) erhalten. Solche Ansätze aufzunehmen und zur konsequenten Zusammenarbeit mit jungen Autoren auszubauen, blieb im wesentlichen der nachrückenden Generation von Regisseuren vorbehalten, die nach 1965 durch die Bildung der Abteilung »Dramatik« auch über bessere institutionelle Voraussetzungen dazu verfügte.
Gleitende Modifizierung der Norm durch Dürrenmatt und Frisch (nach oben)
In der Nachkriegsperiode nahmen nur die grösstenteils in der BRD urgesendeten Hörspiele von Dürrenmatt und Frisch eine Sonderstellung ein, indem sie die Spielillusion so stark brachen, dass ein Hauptexponent des illusionistischen Worthörspiels ihre "Fernsehdistanz" als dem Medium Rundfunk inadäquat empfand und sie so auf signifikante Weise missverstand. An dieser Stelle sei auf die Besprechung der Hörspiel-Erstlinge von Dürrenmatt und Frisch verwiesen. Diese basieren wie die grosse Mehrzahl der Hörspiele bis zum Ende der sechziger Jahre auf einer einfachen Fabel, die sich in realzeitlichem Ablauf in definierten Räumen und Situationen entwickelt, und entsprechen damit den Grundbedingungen des Illusionshörspiels. Trotz der raffinierten Variation des Abstands zwischen Erzähl- und Spielebene, die bei beiden Autoren im Überschreiten der Grenze gipfelt, wird stets klar unterschieden zwischen "Realwelt und Parabel".(70) Das Bestreben, dem Hörer die Orientierung zu erleichtern, äussert sich in den Erstlingen von Dürrenmatt und Frisch zudem in einer Kommentierung der Handlung, die an Deutlichkeit kaum zu wünschen übriglässt. Dei Dürrenmatt werden die Anliegen des Publikums indirekt durch die Figur des Regisseurs im Spiel vertreten, während bei Frisch der "Verfasser" die "Hörerinnen und Hörer" unmittelbar anspricht und sie mit seinem Protagonisten bekanntmacht. Darin äussert sich primär durchaus das Bestreben der Autoren, zwischen der realen Erfahrungswelt der Rezipienten und der fiktionalen Ebene des Spiels zu vermitteln und dem Hörer damit die Einfühlung zu ermöglichen. Indem die Verfasser-Figuren in beiden Hörspielen ihre Helden aber nicht zu einem Sein auf höherer Stufe "erwecken"(71), sondern sie in die Ausweglosigkeit der Paradoxie bzw. in die durchaus vermeidbare Katastrophe führen, verwehren sie dem Hörer das Verharren in dieser Haltung und bewirken einen desto nachhaltigeren Effekt der Distanzierung. Dürrenmatt erklärt es zum "Prinzip" schriftstellerischer Produktion, "nur ärgerliche Geschichten zu erzählen", die durch ihre Realität sui generis mit der Wirklichkeitserfahrung des Hörers in Kontrast stehen; der Rahmen der Erfindung und Inszenierung der Doppelgängergeschichte ist nicht von sekundärer Bedeutung, sondern dient der geradezu programmatischen Absicht, "den artifiziellen Charakter des Spiels"(72) zu betonen und dessen Leistung in der komplexen Kommunikation zwischen Autor und Hörer zu klären. Obwohl sich der "Schriftsteller", wenn auch widerstrebend, einzelnen Forderungen der "Gesetze der Dramatik" beugt, muss sich der "Regisseur" als deren Verfechter letzten Endes mit seiner Niederlage abfinden. Dass die Exponenten des Radios dazu in Wirklichkeit nicht bereit waren, wird durch die Tatsache der Nicht-Produktion bezeugt; die Verdrängung ging so weit, dass Dürrenmatts Brief sowie der Beleg eines Antwortschreibens in den Archiven des Radios heute nicht mehr auffindbar sind.
Die gewünschte Identifikation mit seiner Figur demonstriert Frisch, indem er diese als Produkt des "Verfassers" und ihre "harmlos-gefährliche Feigheiten" als dessen eigene deklariert.(73) Eine Distanzierung von diesem "Haarölgangster" kann dem Hörer danach nur noch gelingen, wenn er sich mit dem "Verfasser" entschliesst, sich mit "Herr[n] Biedermann in uns selbst" auseinanderzusetzen; der Erkenntnis, die der Held der Geschichte zu verdrängen sucht, kann er sich dann nicht mehr länger verschliessen. Im Unterschied zu den meisten Autoren des BRD-Hörspiels der fünfziger Jahre verzichtet Frisch - und mit ihm auch Dürrenmatt - auf den Appell zur inneren Umkehr, wie er in Eichs "Träumen" exemplarisch vorgebildet ist. Indem er den Helden zum "Objekt einer sachlichen Analyse macht" und die Katharsis, "die höhere Einsicht, die dem Lernprozess folgen sollte"(74), verweigert, überlässt er es dem Hörer, in seinem eigenen Leben Antworten auf die in beunruhigender Form gestellte Frage zu suchen. "Eine solche sachlich-analytische Haltung", stellt Dedner fest, wird "allgemein für das deutsche Hörspiel nach 1960 gefordert."(75) Der sich so ergebende zyklische Bau, der auch etwa in Dürrenmatts "Panne" zu beobachten ist, hat seine Entsprechung in der Struktur zahlreicher experimenteller Produktionen des Neuen Hörspiels. In dieselbe Richtung deutet Frischs Ablehnung des Poetischen und einer "dichterischen Sprache", wie sie für Max Mells "Apostelspiel" kennzeichnend ist.(76) Dass sein Bestreben, das "Unsagbare, das Weisse zwischen den Worten" zu umstellen auf die Neigung vieler Autoren experimenteller Produktionen zu "vielsagenden Ausklammerungen und unaufdringlichen Anspielungen" vorausweist, hat Birgit Lermen bemerkt.(77) Eine "lyrisch-magische" Sprache, wie sie dem literarischen Worthörspiel zugeschrieben wird(78), entspräche in keiner Weise der analytisch-kritischen Intention seines Spiels; von der Betonung des Materialcharakters der Sprache im Neuen Hörspiel ist Frisch allerdings ebenso weit entfernt. Seine Verwurzelung im Literarischen wird nicht nur durch den Parabel-Charakter seines Spiels, sondern auch durch den äusseren Umstand illustriert, dass er das Hörspielschaffen deutscher Autoren in gedruckter Form kennenlernte und seine beiden Hörspiele schrieb, ohne einen Radioapparat zu besitzen. Seine Abkehr vom Medium Radio war mitbedingt durch seine Vorliebe für das Theater, das er als ihm gemässe "Werkstatt" empfand. Anders als er betrachtete Dürrenmatt das Hörspiel als eine Art Experimentierwerkstatt, doch auch er meinte dies im rein literarischen Sinn: "der Schreibtisch bleibt der Arbeitstisch."(79)
Dass der im Hörspiel der fünfziger Jahre so ausgeprägte "Wille zur Kommunikation mit dem Hörer"(80) im Falle Frischs zum Teil auch durch Forderungen von seiten des Radios motiviert war, darauf lässt eine Briefstelle schliessen, in welcher dramaturgische Vorbehalte gegen den "Biedermann"-Entwurf von 1950 anklingen; Hans Bänninger dankt dem Autor für die Zusendung des Hörspiel-Manuskriptes mit den Worten: "Die Fabel hat sich im Aufbau des ganzen Spiels sehr geklärt, und ich glaube, dem Hörer werden nun keine Leuchter mehr aufgesteckt werden müssen, damit er ins heitere Bild kommt. Wenn er dann auch noch die 'tiefere Bedeutung' herausspürt, umso besser!"(81) Dieses Lob bestätigt, was die obigen Ausführungen gezeigt haben: dass Frischs Hörspiel trotz etlicher der Konvention widersprechender, befremdlich wirkender Züge nicht abseits der Hörspielproduktion seiner Zeit stand. Seinen und Dürrenmatts Hörspielen wird deshalb von Dedner "eine gleitende Modifizierung konstitutiver Merkmale" des gängigen Hörspieltypus attestiert, "die ebensoviel beibehält, wie sie ändert."(82) Es ist sicher gerechtfertigt, sie zusammen mit den späten Hörspielen von Günter Eich im Übergangsbereich zwischen dem traditionellen Worthörspiel und den experientellen Produktionen des Neuen Hörspiels anzusiedeln.
Das Hörspielwerk von Walter Oberer als Paradigma (nach oben)
(1) vgl. W.Hausmann, 1945, S.352 ff
(2) Anonym, Nordpolflieger Andrée, in: SRZ 11/52, S.17
(6) E.von Schenck, Geleitwort, in: Schenck, 1945, S.257
(7) O.Eberle, Schauspiele und Hörspiele der Urvölker. Vortrag anlässlich der 25.Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur, auszugsweise abgedruckt in: Eberle, 1952
(8) Eberle, 1954, S.487; Eberles völkerkundliche Recherchen ergaben »zur nicht geringen Überraschung, dass Hörspiele in Busch und Urwald neben den Schauspielen einen recht bedeutenden Platz einnahmen.« (S.536) Seine spekulative Darstellung der Entstehung und Entwicklung solcher Ur-Hörspiele würde einem Rousseau Ehre machen: »Ein Vogel pfeift, ein Mensch ahmt ihn nach, der Nachbar glaubt, den Vogel zu hören, erkennt den Pfeifenden und damit – den ersten Hörspieler der Welt. Und beginnt gar eine Schar von Männern und Frauen vielstimmig ein Vogelkonzert nachzuahmen, dann ist im Urwald oder in der Steppe der erste Hörspielchor entstanden. Und fällt es jemandem ein, einen nächtlichen Kampf zwischen Tieren oder gar eine Jagd nachzuahmen [...], dann ist auch das erste Hördrama erklungen.« (ib., S.536) Das Hörspiel erscheint somit nicht als eine Erfindung des technischen Zeitalters, sondern »ist so alt wie das Schauspiel. Es kommt in allen Urkulturen vor, hat sich aber nicht so lebhaft zu entwickeln vermocht wie das Schauspiel. Es wirkt darum wie ein früh abgestorbener Ast am Baume des Urtheaters, der allerdings in späteren Kulturen neue Äste treibt, wie zum Beispiel in den Passionsfeiern der christlichen Kirchen, in den Passionen von Bach und Schütz. Das Hörspiel ist nach Jahrhunderttausenden erst durch das Radio wieder zu voller Wirkung erstanden.« (S.486 f) Belege für weltliche und sakrale Formen des akustischen »Urtheaters« finden sich in Eberles Monographie in grosser Zahl; am ausführlichsten wird das Beispiel des kultischen Hörspiels der Semang, eines malaiischen Negritostammes, geschildert. (vgl. ib., S.130 ff) Nach Armin P.Franks Überzeugung handelt es sich bei solchen und ähnlichen Spekulationen um einen »methodische[n] und sachliche[n] Irrweg. [...] Dem Hörspiel hat die Technik Pate gestanden; es ist sinnlos, vor dieser Wirklichkeit in mythische Fernen auszuweichen.« (Frank, 1963, S.13)
(10) K.W., Schöne Welt des Wortes, in: r+f 42/58, S.3; Ähnliche Belege für eine ans Sakrale und Mystische sich anlehnende Terminologie zur Qualifizierung des Worthörspiels finden sich auch zu Beginn der sechziger Jahre noch in den Standard-Monographien von Schwitzke und Fischer. Letzterer beschreibt zum Beispiel die Hörspiel-Autoren als »Persönlichkeiten, die um Klärung, um ein tieferes Selbst- und Weltverständnis ringen und im dichterischen Wort den Schlüssel gefunden haben zu den Wundern, die hinter der Oberfläche der Erscheinungen und Gesichter liegen und nur in Gesichten zu erahnen sind. Gesichte aber sind – im geheiligten Bezirk des verkündenden Wortes – die vornehmste Domäne des Hörspiels.« (Fischer, 1964, S.7)
(12) 35.Jahresbericht der RGBE, 1960, S.31 f
(13) vgl. Priessnitz, 1978, Teil B, 3. Bausteine einer Dramaturgie des englischen Hörspiels, S.182 ff
(14) Vorbemerkung der Redaktion zu: Wermelinger, 1961, II., S.5
(15) Wermelinger, 1961, I., S.5
(17) Wermelinger, 1961, II., S.5
(18) »Es ist mein erstes Hörspiel, und ich weiss nicht, wieweit es mir gelungen ist, mich in diesem neuem Medium auszudrücken. Wer vom Theater kommt, ist gewohnt, das Optische einzusetzen. Im Hörspiel steht alles auf dem Wort. Das ist der stilistische Reiz, und ich habe denn auch versucht, mit möglichst wenig Geräusch-Kulisse auszukommen, wahrscheinlich könnte man im Hörspiel noch viel strenger sein – ich sage nicht: man muss! – und ganz auf die Geräusche verzichten, welche die Illusion eines wirklichen Tatortes geben, gleichsam eine Szenerie für Blinde, das heisst, dass die Figuren eines Spiels nur von innen heraus durch ihren sprachlichen Gestus sichtbar würden. Ihre einzige Wirklichkeit wäre ihre Sprache.« (M.Frisch, Herr Biedermann und die Brandstifter, in: SRZ 24/53, S.9)
(19) Schwitzke, 1963, S.391; Fischer unterscheidet im Unterschied zu Schwitzke zwischen dramatischem, epischem und lyrischem Hörspiel und würde vermutlich die mit einer epischen Ebene versehenen Hörspiele von Frisch und Dürrenmatt als Mischformen bezeichnen. (vgl. Fischer, 1964, S.67 ff)
(23) HRH, Film. Der neue Stil. Das Abenteuer von Frankreichs junger Filmgeneration, in: r+f 20/60, S.3
(24) vgl. H.R.Haller, Der neue Stil des Films, r+f 26/62, S.5
(26) Ilse Aichingers Parabel-Hörspiel wurde von den einen Interpreten in die Nähe des romantischen Kunstmärchens gestellt (Klose, 1977, S.310); andere hoben den »gedämpfte[n] Optimismus des Schlusses, die Hoffnung auf den Weiterbestand der conditio humana in der Welt der ›Knöpfe‹«, hervor (Heger, 1977, S.165) oder lösten die Hermetik auf, indem sie es als ein »Stück über den Ich-Verlust des Menschen und das Problem der Entfremdung im monotonen Arbeitsprozess am Fliessband« und als einen interessanten Versuch der Vermittlung zwischen imaginärer Wirklichkeit des Worthörspiels und Alltagsrealität sahen (Würffel, 1978, S.112 f).
(27) M.I., »Klopfzeichen«. Hörspiel von Heinrich Böll, in: r+f 5/62, S.VI
(29) zur Wiederholung von Leif Panduros Hörspiel »My Namme-n-isch Matter« (Übersetzung: Christoph Mangold; Regie: Joseph Scheidegger; B-UKW, 18.11.63), in: Pgr 3/74, S.18
(30) vgl. Würffel, 1978, S.112
(31) vgl. Glogg, 1945, S.284; P.Bellac, Tonaufnahmen im Radio, in: Der schweizerische Rundfunk an einen Wendepunkt, in: Schenck, 1945, S.355; Bellac, 1944, III., S.3; beide Autoren verwiesen auf die entscheidende Bedeutung der Tonaufnahme und -montage für solche Experimentalproduktionen, wie sie etwa vom Lausanner Schriftsteller, Dramaturgen und Hörspielregisseur W.Aguet (Text) und A.Honegger (Musik) realisiert wurden (18.5.44); deren Produktion »Battement du monde« (dt. »Herzschlag der Welt«) wurde 1974 anlässlich des Jubiläums »50 Jahre Radio« wiederholt und ist im entsprechenden Hörspiel-Programm kurz beschrieben (vgl. Pgr 3/74, S.16; SRZ 19/44, S.4 f und S.III ff)
(32) H.Böll, Doktor Murkes gesammeltes Schweigen (1955), in: H.Böll, Werke. Romane und Erzählungen 3, 1954–1959, hrsg. v. B.Balzer, Köln (Kiepenheuer & Witsch) o.J., S.183
(33) 26.Jahresbericht der SRG, 1956, S.20 f
(34) K.Bürgin, in: 30.Jahresbericht der RGBE, 1955, S.13
(35) vgl. 26.Jahresbericht der SRG, 1956, S.21
(36) 35.Jahresbericht der RGZ, 1958, S.23; vgl. auch 34.Jahresbericht der RGZ, 1957, S.16
(37) 39.Jahresbericht der RGZ, 1962, S.30 f
(38) vgl. E.Cella, Inszenierung eines Fernsehspiels, in: r+f 40/60, S.5 und S.39; epd., Fernsehspiel gleich Kammerspiel? in: r+f 50/60, S.5; epd., Wo bleibt das Fernsehspiel? in: r+f 21/62, S.5
(40) M.Frisch, Tagebuch 1946-1949, in: Frisch, 1976, Bd.II, S.562
(41) vgl. 25.Jahresbericht der RGZ, 1948, S.10
(42) vgl. 20.Jahresbericht der SRG, 1950, S.14
(43) 19.Jahresbericht der SRG, 1949, S.23
(46) A.Rösler bestätigte diese Auffassung 1961 und erläuterte: »Prominente Autoren glauben es sich nicht leisten zu können, das Va-banque-Spiel einer anonymen Beteiligung auf sich nehmen zu können; zudem sind die Studios mit solchen in der Öffentlichkeit schon bekannt gewordenen Schriftstellern sowieso schon in Kontakt. Begabte Anfänger haben jederzeit die gern gewährte Gelegenheit, sich mit Fachleuten des Radios über ihre geplanten Unternehmungen zu unterhalten – so dass die Hauptausbeute oder Last solcher Veranstaltungen eigentlich nur gutgemeinte Produkte dilettantischer Musenjünger bleibt, die unfruchtbare Anstrengungen mit enttäuschenden Resultaten für beide Teile bedeuten.« (Rösler, 1961, S.22)
(47) Frisch erhielt für sein Szenario »Die Brandstifter« ein Honorar von Fr.300.-- (H.Bänninger, Brief an M.Frisch vom 3.2.53, Briefarchiv Studio Zürich)
(48) 33.Jahresbericht der RGZ, 1956, S.19; vgl. auch 26.Jahresbericht der SRG, 1956, S.19 f
(50) 18.Jahresbericht der SRG, 1948, S.40
(51) K.Bürgin, in: 30.Jahresbericht der RGBE, 1955, S.12
(52) K.Guggenheim, Die Honorare der Hörspiel-Autoren, in: SRZ 49/56, S.5
(54) vgl. B.Herzog, Studiotechnische Regie und Reorganisation, in: SRZ 39/28, S.611
(55) vgl. Anonym, Die Zukunftsaufgaben des nationalen Rundspruchs und das finanzielle Problem, in: SRZ 37/45, S.2
(56) K.Freuler, Brief vom 26.11.50 (Briefarchiv RDRS, Studio Zürich)
(58) G.Thürer, Das Hörspiel im Beromünsterprogramm. Vortragsmanuskript, Archiv RDRS, Studio Zürich, S.13
(60) Diggelmann, 1964, S.37; diesem Artikel sind auch die Informationen zu den folgenden Ausführungen dieses Abschnitts über das Verhältnis des Autors zum Radio entnommen.
(61) vgl. dazu H.Jedlitschkas Ausführungen zu seiner Tätigkeit als Lektor bei Studio Zürich, in: Wie ein Hörspiel entsteht, Manuskript zu einer Veranstaltung des Städtischen Podiums 1961, S.4
(62) vgl. Bucher/Ammann, 1970, S.245 f
(63) vgl. die Schreiben von R.J.Humm vom 23.8.45 und 28.8.45 an J.Job sowie dessen Antwort vom 1.9.45 (Briefarchiv RDRS, Studio Zürich); Humm hatte aus eigenem Antrieb sein Puppenspiel »Der Ritter zwischen Stern und Blume« für das Radio bearbeitet und an der Inszenierung (Sendung: 28.10.45) selbst mitgewirkt.
(64) Diggelmann, 1964, S.37; die von Diggelmann genannten Beträge liegen im Rahmen der von Schwitzke erwähnten Ansätze. Nach dessen Angaben betragen die Honorare »für die Erstsendung eines mindestens einstündigen Hörspiels heute zwischen zweitausend und viereinhalbtausend und für dessen Wiederholung zwischen tausend und dreitausend Mark (je nach Grösse des Sendegebiets).« (Schwitzke, 1963, S.317)
(65) 38.Jahresbericht der RGBE, 1963, S.18
(66) Diggelmann, 1964, S.37; weiterhin optimistisch äusserte sich Diggelmann auch zehn Jahre später in einem Interview zu seinem Hörspielschaffen (vgl. Tscharner-Speitel, 1974, S.53 f).
(67) K.Bürgin, in: 30.Jahresbericht der RGBE, 1955, S.12
(68) vgl. 39.Jahresbericht der RGZ, 1962, S.31
(69) K.Bürgin, in: 30.Jahresbericht der RGBE, 1955, S.12
(73) Frisch, 1976, Bd.IV, S.299
(76) vgl. Frisch, 1976, Bd.IV, S.286 und S.301
(78) vgl. Dedner, 1971, S.135; Dedner verweist auf Schwitzke, der dem Hörspiel einen vorwiegend "lyrischen Charakter" zuschreibt. (vgl. Schwitzke, 1963, S.84)
(79) F.Dürrenmatt, Hörspielerisches (1958), in: Dürrenmatt, 1980, Bd.17, S.157
(81) Brief an Max Frisch, 3.2.53 (Briefarchiv RDRS, Studio Zürich)